Vor Ende der Marktturbulenzen
Erste Assetklassen drehen wieder ins Plus
von Gerhard Rodler
Licht am Ende des Tunnels. Nach Analyse der Primonial REIM zeichnet sich bereits europaweit wieder eine deutliche Belebung des Immoblienmarktes ab. Einzelne Assetklassen haben bereits ins Plus gedreht, andere sind eben dabei, dem zu folgen. Die Bautätigkeit im Wohnungsbereich zieht in Europa wieder an, Baugenehmigungen sind jetzt absehbar im Abwärtstrend. Einen vergleichsweise guten Auftakt am Investmentmarkt hatten Retailimmobilien der privater Konsum zieht ebenfalls an. Bei den Hotelimmobilien setzt sich die Erholung in den ersten drei Monaten weiter kräftig fort.
Weiter auf den Aufschwung wartet hingegen noch die Assetklasse Büroimmobilien, und auf dem Investment- und Vermietungsmarkt.
Ebenfalls noch auf niedrigem Niveau verharren die Gesundheitsimmobilien.
"Im aktuellen makroökonomischen Umfeld waren Investoren im ersten Quartal 2023 deutlich selektiver in der Allokationswahl", erklärt Henry-Aurélien Natter, Head of Research, Primonial REIM. "Dabei waren Immobilien, die ESG-Kriterien erfüllt haben und durch Renditen eine gute Performance erzielten, besonders gefragt unter Investoren." Insgesamt sei die Gesamtrendite in der Anlageklasse Immobilie wie vorhergesagt durch die steigenden Fremdkapitalkosten betroffen gewesen. Das gelte laut Natter auch für die Bewertungen, die Preisanpassungen variierten allerdings zwischen Ländern und Märkten.
Das Transaktionsvolumen für Büroimmobilien fiel im ersten Quartal 2023 auf ein vergleichsweise niedriges Niveau mit insgesamt 11 Milliarden Euro. Besonders rege handelten Investoren in Frankreich (4 Milliarden Euro, -11 Prozent im Jahresvergleich), Großbritannien (3 Milliarden Euro, -67 Prozent) und Deutschland (1 Milliarde Euro, -80 Prozent). Während sich die Renditen in der Mehrheit der Märkte auf einem stabilen Niveau bewegten, verzeichneten einige Märkte eine Renditedekompression zwischen 10 und 50 bp. "Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Marktturbulenzen sich dem Ende nähern: Zum einen stabilisiert sich die Renditedekompression, zum anderen weisen immer mehr Märkte eine stabile Renditeentwicklung vor", unterstreicht Natter.
An den europäischen Vermietungsmärkten habe es einen zurückhaltenden Jahresstart mit einem Flächenumsatz von insgesamt 2,6 Millionen m2 gegeben. "Der Trend geht aber in Richtung einer stabilen Flächennachfrage", so der Researcher.
"Der Einzelhandelsmarkt ist nach den Marktkorrekturen während der Corona-Krise aus einer günstigen Position gestartet", erläutert Natter den im Vergleich zum Office-Segment besseren Jahresauftakt.
Das Transaktionsvolumen in europäische Wohnimmobilien belief sich nach den ersten drei Monaten dieses Jahres auf 6,5 Milliarden Euro (-69 Prozent im Jahresvergleich). Seither hat aber bereits wieder der Turnaround eingesetzt.
Nach dem starken Rückgang der Bautätigkeit zum Jahresende 2022 habe diese im ersten Quartal 2023 wieder an Fahrt aufgenommen.
Das Investmentvolumen in Gesundheitsimmobilien belief sich im ersten Quartal 2023 auf mehr als eine Milliarde Euro (-34 Prozent im Jahresvergleich). Die europäische Bevölkerung im Alter von über 75 Jahren werde von 44 Millionen im Jahr 2020 bis zum Jahr 2040 auf mehr als 66 Millionen Menschen anwachsen.
"Das Investitionsvolumen in Hotelimmobilien stabilisierte sich im Jahresvergleich auf 3 Milliarden Euro", so Natter. Frankreich und Spanien seien die dynamischsten Märkte. Auch die Spitzenrenditen für Hotelimmobilien seien stabil geblieben. Gleichzeitig setze sich die Erholung des Tourismussektors weiter fort.