Kreditvergabekriterien pushen Mietpreise
Nachfrage konzentriert sich auf den Mietmarkt
von Stefan Posch
Der starke Anstieg der Kreditzinsen sowie die Verschärfung der Kreditvergabekriterien haben dazu geführt, dass der Immobilienkauf in Wien für immer mehr Menschen kaum noch realisierbar ist. Die Nachfrage konzentriert sich folglich zunehmend auf den Mietmarkt, was sich preistreibend auswirkt. In allen 23 Wiener Stadtbezirken haben sich die Mietpreise verteuert, an der Spitze sogar um 11 Prozent. Das zeigt eine Analyse von immowelt.at, in der die mittleren Gesamtmieten in den 23 Wiener Bezirken von Jänner bis Oktober 2022 mit dem Vorjahreszeitraum verglichen wurden.
Den stärksten prozentualen Anstieg aller Wiener Bezirke gibt es in der Brigittenau, wo die Angebotsmieten binnen eines Jahres um 11 Prozent gestiegen sind. Wer im 20. Bezirk eine Mietwohnung sucht, zahlt aktuell im Median 15,00 Euro pro Quadratmeter - das ist der siebthöchste Wert aller Wiener Bezirke. Vor einem Jahr zählte Brigittenau dagegen noch zu den günstigsten Bezirken der Hauptstadt. Vor allem die zahlreichen zuletzt fertiggestellten Neubauwohnungen haben das Preisniveau im Bezirk seitdem deutlich nach oben getrieben.
Mit Abstand am teuersten sind Mietwohnungen nach wie vor im 1. Bezirk: Wer in der Inneren Stadt wohnen möchte, zahlt für den Quadratmeter aktuell 17,90 Euro. Das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Für Spitzenpreise sorgen vor allem die vielen modernisierten Altbauwohnungen in bester Innenstadtlage. Trotz hoher Mieten sind Wohnungen in unmittelbarer Nähe zur Hofburg und dem Stephansdom äußerst gefragt, was das Preisniveau in der Inneren Stadt weiter in die Höhe treibt. Auch in den angrenzenden Bezirken sorgt die zentrale Lage für eine hohe Nachfrage und steigende Mieten. So haben etwa die Angebotsmieten im Bezirk Landstraße inzwischen die 15-Euro-Marke überschritten: Nach einem Plus von 5 Prozent müssen Wohnungssuchende aktuell im Median mit 15,50 Euro pro Quadratmeter rechnen. Auch in den Bezirken Neubau (15,60 Euro) und Mariahilf (15,30 Euro) kostet der Quadratmeter nach einem Anstieg von jeweils 6 Prozent inzwischen mehr als 15 Euro.
In bisher preiswerteren Außenbezirken werden Mietwohnungen ebenfalls immer teurer. Das ist etwa im südlich gelegenen Favoriten der Fall, wo sich die Angebotsmieten binnen eines Jahres um 7 Prozent erhöht haben und aktuell bei 14,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Der 10. Bezirk galt bislang als günstige Alternative zu den inneren Bezirken und erfreute sich daher einer hohen Nachfrage, was die Mieten in die Höhe getrieben hat. Das gleiche gilt für den im Westen Wiens gelegenen Bezirk Hernals, der ebenfalls ein Plus von 7 Prozent verzeichnet. Mit einem mittleren Quadratmeterpreis von 13,90 Euro zählt der Bezirk allerdings nach wie vor zu den günstigsten Wiens. Preiswerter sind Mietwohnungen nur in Rudolfsheim-Fünfhaus mit derzeit 13,80 Euro pro Quadratmeter (+2 Prozent).
Deutlich teurer wohnen Mieter dagegen in Donaustadt: Nach einem Anstieg von 5 Prozent zahlen Wohnungssuchende dort aktuell 16,10 Euro pro Quadratmeter. Seit einigen Jahren haben Bauunternehmen den östlich der Donau gelegenen Bezirk für sich entdeckt und zahlreiche hochpreisige Neubauten auf der reichlich vorhandenen Fläche errichtet. In der Folge hat sich die Donaustadt zum zweitteuersten Bezirk Wiens entwickelt.