Die Energiearmut steigt weiter an
Miete noch leistbar, Energiekosten aber großes Problem
von Leon Protz
Im Jahr 2021 gaben 81.000 Haushalte an, die Wohnung nicht angemessen warm halten zu können. Das waren rund zwei Prozent aller Haushalte in Österreich. Als energiearm gelten aber auch Haushalte, die durch überdurchschnittlich hohe Energiekosten bei niedrigem Einkommen belastet sind. Das betraf 2020 rund 123.800 Haushalte (3,2 Prozent). Statistik Austria untersuchte beide Aspekte von Energiearmut in einer Studie. "Schon vor dem massiven Anstieg der Energiepreise gaben im Jahr 2021 rund 81.000 Haushalte in Österreich an, nicht angemessen heizen zu können. Darüber hinaus hatten rund 123.800 Haushalte überdurchschnittlich hohe Energiekosten bei gleichzeitig niedrigem Einkommen. Besonders häufig von Energiearmut betroffen waren Alleinlebende sowie Haushalte mit Menschen, die über höchstens Pflichtschulabschluss verfügen. Aktuell setzen die Energiepreise zunehmend mehr Haushalte unter finanziellen Druck: Im 2. Quartal 2022 gaben 9,2 Prozent aller Haushalte an, sich ihre Heizkosten nicht mehr leisten zu können", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Zwei Prozent aller Haushalte in Österreich konnten es sich 2021 nicht leisten, ihre Wohnung angemessen warm zu halten, bei Ein-Personen-Haushalten waren es 3,3 Prozent. Überdurchschnittlich betroffen waren zudem Haushalte mit Personen, die über höchstens Pflichtschulabschluss verfügten, mit 5,7 Prozent sowie Haushalte, die zur Miete wohnten, mit 3,3 Prozent.
67 Prozent der nach dieser Definition energiearmen Haushalte lebten in kleineren Wohnungen (bis 80 m²) im Vergleich zu 43 Prozent der nicht-energiearmen Haushalte. Haushalte in Wohnungen bis 80 m² waren auch überproportional oft (zu 3,1 Prozent) nicht in der Lage, ihre Wohnung warm zu halten. Quartalsdaten zur Einkommensentwicklung und persönlichem Wohlbefinden zeigen eine steigende Tendenz: So konnten es sich im 4. Quartal 2021 6,6 Prozent der Haushalte nach eigenen Angaben nicht mehr leisten die Wohnung angemessen warm zu halten, im 2. Quartal 2022 war es bereits für 9,2 Prozent der Haushalte nicht mehr finanzierbar.
Im Jahr 2020 gab es 123.800 Haushalte mit vergleichsweise niedrigem Einkommen, die gleichzeitig überdurchschnittlich hohe Energiekosten zu tragen hatten, das waren 3,2 Prozent aller Haushalte. Überdurchschnittlich energiearm nach dieser Definition waren wieder Haushalte mit höchstens Pflichtschulabschluss (7,5 Prozent),
Ein-Personen-Haushalte (6,5 Prozent) sowie Haushalte mit Personen ab 75 Jahren (4,8 Prozent). Rund 55 Prozent der energiearmen Haushalte mit hohen Energiekosten lebten in Gebäuden, die bis 1960 erbaut wurden, dies betrifft
nur 29 Prozent der nicht-energiearmen Haushalte. Dementsprechend waren Haushalte in älteren Gebäuden mit
5,8 Prozent überdurchschnittlich häufig von Energiearmut betroffen. Bewohner:innen von Gebäuden, die ab 1991
erbaut wurden, waren dagegen nur zu 0,7 Prozent energiearm.
Der Verbrauch dieser Gruppe der energiearmen Haushalte für Heizen liegt zu 34 Prozent über dem der nichtenergiearmen Haushalte. Für Warmwasser wird dagegen um 31 Prozent weniger Energie aufgewendet, für Kochen um 13 Prozent weniger.