Ein neues Zuhause für 141 Menschen
"zuhause ankommen" hilft aus Wohnungslosigkeit
von Gerhard Rodler
Seit der ersten Schlüsselübergabe im September konnte „zuhause ankommen“, eine Initiative zur nachhaltigen Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit, 141 Menschen eine neue Wohnung vermitteln. Für 89 Erwachsene und 52 Kinder - die Hälfte davon Frauen und Mädchen - ist so nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein dauerhaftes Zuhause und ein selbstbestimmtes Leben gesichert.
Die vom Sozialministerium mit 2.650 Euro.000 finanzierte Initiative der BAWO, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, richtet sich an Menschen, die durch die Covid-19 Pandemie von Armut und Ausgrenzung betroffen oder bedroht sind. In fünf Bundesländern vermitteln Sozialorganisationen Wohnungen aus dem gemeinnützigen Wohnsektor an Betroffene. Finanzierungsbeiträge, Unterstützung bei Übersiedlungen und sozialarbeiterische Betreuung nach Bedarf werden aus Projektmitteln übernommen.
„Gerade in Krisenzeiten sehen wir, dass Obdachlosigkeit wirklich jede und jeden treffen kann“, sagt BAWO-Obfrau Elisabeth Hammer. „Es sind junge und alte Menschen, ehemals erfolgreiche Selbstständige und langjährige Angestellte, Menschen, die seit ihrer Kindheit nie den Weg aus der Armut gefunden haben und die von der Isolation der Pandemie besonders betroffen sind. Jede Schlüsselübergabe bedeutet oft lang ersehnte Sicherheit in den eigenen vier Wänden und die Chance auf einen Neuanfang.“ Unter den neuen Mieter:innen ist zum Beispiel Frau B. aus dem Burgenland, eine Mutter mit zwei Jobs, deren Situation in einer problembehafteten Partnerschaft sich während der Covid-19 Pandemie drastisch verschärfte. Oder Herr E. aus Oberösterreich, ein Pensionist, der sich die anstehende Renovierung seiner alten Wohnung nicht mehr leisten konnte.
Housing First nennt sich das Prinzip hinter „zuhause ankommen.“ Während die traditionelle Wohnungslosenhilfe oft viele Schritte - von der Notschlafstelle über temporäres Wohnen - vorsieht, bis Betroffene wieder selbstständig leben, steht bei Housing First die eigene Wohnung mit eigenem Mietvertrag am Beginn. Sozialarbeiterische Betreuung gibt es nach Bedarf. Das Prinzip zeigt europaweit nachhaltig Wirkung in der Bekämpfung von Obdachlosigkeit. Nach Erfahrungen mit Housing First in Wien leben Mieter:innen zu 95 Prozent auch nach drei Jahren weiterhin in ihrer Wohnung. Der Erfolg dieses Ansatzes erklärt sich daraus, dass Selbstständigkeit und Selbstverantwortung von Menschen durch Vermittlung einer eigenen Wohnung von Anfang an erhalten und gefördert werden.
Bis April 2022 soll „zuhause ankommen“ 600 Menschen in neue Wohnungen vermitteln. „Die Initiative ist ein wichtiger erster Schritt. Sie zeigt, wie Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit in Österreich langfristig beendet werden kann“, schließt Elisabeth Hammer.