Immokredite weiter im Nationalbank-Visier
Systemische Risiken steigen
von Gerhard Rodler
Die Nationalbank macht weiter gegen Immobilienkredite an private Haushalte mobil. Die aktuelle Dynamik am Immobilienkreditmarkt würde die systemischen Risiken deutlich steigern, geht aus einer heute mittag veröffentlichten Pressemitteiliung hervor. Vor allem wird darauf hingewiesen, dass derzeit vielfach ein, laut Ansicht der Nationalbank, zu hoher Anteil des Haushaltseinkommens für die Rückzahlung und die Zinsen aufgewendet wird.
Nicht anfreunden kann sich die Nationalbank demnach mit den - aus fundamentalen Gründen wohl weiter steigenden - Immobilienpreisen in Verbindung mit den absolut niedrigen Zinsen, die zu vermehrter Geldaufnahme anregen würden.
Dabei übersieht die Nationalbank freilich die zugegeben äußerst ungewöhnliche Situation, dass die Inflationsrate deutlich über den Zinsen liegt und nach Expertenansicht dies auch noch einige Jahre so bleiben dürfte. Dadurch sollte sich der Anteil des Haushaltseinkommens selbst bei einem real nicht steigenden Einkommen reduzieren.
Auch ist nach Ansicht von Immobilienexperten die gesamte Berechnungsbasis für den "angemessenen" Immobilienpreis zu hinterfragen.
Gleichzeitig räumt die Nationalbank aber ein, dass zwischenzeitig immer weniger Kredite mit variablen Zinssätzen vergeben werden - wodurch das Risiko steigender Zinsen (das aktuell aber ohnedies nicht erwartet wird) nicht auf die kreditnehmenden Haushalte durchschlagen würde.
Ebenso bekannt ist die Tatsache, dass insgesamt ein sogar weiter steigender Anteil an Immobiilenkäufen mit Eigenmitteln finanziert werden beziehungsweise die aufgenommenen Kredite lediglich der attraktiven Zinsen wegen aufgenommen und zum Teil vollständig oder zumindest größtenteils mit Ersparnissen (meist in Aktien veranlagt) besichert sind.
Übrigens sind zuletzt auch die Kredite für klassische Vorsorgewohungen aufgrund der hohen Eigenmittelsituation zurück gegangen.
Im kommenden Jahr will die Nationalbank davon unabhängig die Immobilienkredite an private Haushalte einbremsen. Wie immoflash bereits berichtete, einerseits durch Obergrenzen des zulässigen Anteils am Haushaltseinkommen und auch - was in der Branche für Unverständnis sorgt - durch eine Begrenzung der maximalen Laufzeit von Krediten.
Im Ergebnis ist damit zu rechnen, dass die in Österreich ohnedies niedrige Eigentumsquote bei Wohnimmobilien weiter sinken wird und die privaten Haushalte von potenziellen Gewinnen aus den wohl weiter steigenden Immobilienwerten ausgeschlossen werden.