Investments liefen 2020 erstaunlich gut
3,5 Milliarden Euro wurden investiert
von Charles Steiner
Das vergangene Jahr erwies sich durch die Coronapandemie als besondere Herausforderung, auch für den österreichischen Investmentmarkt. Denn wären die pandemiebedingten Reisebeschränkungen nicht gewesen, wären wohl noch mehr Immobilien verkauft worden. Nichts desto trotz: Mit 3,5 Milliarden Euro Investmentvolumen lief das vergangene Jahr erstaunlich gut, geht aus dem EHL Investmentmarktbericht hervor, der heute Vormittag vor Journalisten präsentiert wurde. Zwar ist das ein Rückgang gegenüber dem Rekordjahr von 2019 mit fast sechs Milliarden Euro, doch dieser habe mehr mit einem gewissen Mangel an passenden Produkten zu tun als mit der Pandemie selbst. Ohnehin sei der Wert von 2019 schwer zu toppen gewesen, so Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter bei EHL Investment Consulting.
Jedoch hat die Coronapandemie die Investmentlandschaft erheblich verändert. Laut Markus Mendel, Geschäftsführer bei EHL Investment Consulting haben im Vorjahr Wohnimmobilien mit einem Anteil von über 38 Prozent Büroimmobilien als meistgehandelte Assetklasse abgesetzt. Logistik sei mit einem Anteil von 7,7 Prozent stark gestiegen, wenngleich man hätte mehr verkaufen können, gäbe es die passenden Produkte. Außerdem ist die Investorenlandschaft homogener geworden. 51 Prozent der Investoren stammten aus Deutschland, 42 Prozent aus Österreich. Asiatische, britische und US-amerikanische Anleger seien demnach komplett weggebrochen. Hauptanlegergruppe waren AIF.
Die Auswirkungen der Pandemie dürften mittelfristig auch auf dem Investmentmarkt spürbar werden. Die hohe Liquidität am Markt, der hohe Gap zwischen fix verzinslichen Anlagen und Immobilienrenditen sowie der Produktmangel und durch ausgebliebene Bauverhandlungen verzögerte Pipeline führe dazu, dass Investoren bereit sind, mehr Risiko einzugehen, so Franz Pöltl. Auch sei ein Gutteil des Kapitals im Vorjahr liegengeblieben, das müsse aber investiert werden. Auch würden viele Investoren ihre Immobilienquote deutlich erhöhen, was den Druck auf den Markt verschärft. Dem entsprechend geht man für qualitativ hochwertige Assets auch von steigenden Preisen aus.
Mietkauf-Indikator spricht für Eigentum in Wien
Käuferfreundliches Wien
von Stefan Posch
Wo lohnt es sich zu kaufen, wo ist es besser, zu mieten? Das ist die Frage, vor der so mancher Immobiliensuchende steht. Der aktuelle Kauf-Miet-Indikator hat untersucht, in welchen österreichischen und deutschen Städten sich ein Immobilienkauf lohnt. Betrachtet man die beiden Bundeshauptstädte, so lohnt sich der Immobilienkauf in Wien (30,5 Jahre) sechs Jahre eher als in Berlin (36,8 Jahre).
Den höchsten Kauf-Miet-Indikator weist im länderübergreifenden Ranking aber mit Kitzbühel eine österreichische Stadt aus. Dort könnte man im Schnitt eine Wohnung 38,8 Jahre mieten, bevor der entsprechende Kaufpreis für eine Wohnung oder ein Haus bezahlt wäre. Zwei Jahre weniger benötigt man in den deutschen Städten Berlin und Hamburg. Hier liegt der Kauf-Miet-Indikator aktuell bei 36,8 Jahren.
Im Städtevergleich folgen die Metropolen München (35,3 Jahre) und Düsseldorf (34,6 Jahre). Hallein im Salzburger Speckgürtel landet mit 34,6 Jahren knapp dahinter. Augsburg und Regensburg mit jeweils 33,4 Jahren und München mit 33,0 Jahren befinden sich ebenfalls im oberen Drittel. In Österreich kann man neben Salzburg und Bregenz (beide 31,2 Jahre) auch in Linz (31,3 Jahre) mehr als drei Jahrzehnte zur Miete wohnen, bevor sich der Kaufpreis amortisiert hat. In den Kleinstädten Kapfenberg (22,3 Jahre) und St. Pölten (23,7 Jahre) weist der Kauf-Miet-Indikator noch ein sehr gutes Verhältnis auf. Die steirische Hauptstadt Graz ist mit einem Faktor von 25 Jahren ebenso wie Steyr in Oberösterreich (26,7 Jahre) für Kaufwillige eine attraktive Option.
In Deutschland punkten Passau (27,2 Jahre), Würzburg (28,0 Jahre) und Heidelberg (28,6 Jahre) mit einem vergleichsweise günstigen Kauf-Miet-Indikator. Bei den deutschen Metropolen bietet sich Kaufen insbesondere in Stuttgart an: In der baden-württembergischen Landeshauptstadt dauert es im Schnitt 28,7 Jahre bis man über die Mietkosten den Kaufpreis aufgeholt hat. Auch Nürnberg liegt mit 28,8 Jahren unter der 30er-Grenze. „Bei der Frage, ab wann sich kaufen mehr als mieten lohnt, spielt der Immobilienpreis eine Schlüsselrolle. Trotz der gestiegenen Kaufpreise kann sich der Immobilienerwerb lohnen, vor allem zum Vermögensaufbau und zur Altersvorsorge. Käufer sollten dabei genau hinschauen, ob das Verhältnis zwischen Mietkosten und Kaufpreisen stimmt. Passt die Wunschimmobilie über einen längeren Zeitraum zur individuellen Lebensplanung und lässt sie sich auch in 30 Jahren noch gut finanzieren und bewirtschaften, kann man den Traum vom Eigenheim wahr werden lassen“, erklärt Ralf Weitz, Geschäftsführer von ImmoScout24.