Viel Handlungsbedarf bei Digitalisierung
Ernüchternde Ergebnisse bei Dreso-Trendstudie
von Charles Steiner aus Frankfurt
Das Thema Digitalisierung, vor allem in Bezug auf Real Estate Management und Transaktionen sowie FM, wird zwar in der gesamten Branche breit diskutiert. Geht es aber um die tatsächliche Anwendung digitaler Technologien, herrscht vonseiten der Corporates und Property Companies noch erheblicher Aufholbedarf. Das geht aus der im MyZeil in Frankfurt präsentierten aktuellen Trendstudie „Real Estate Management“ des Immo-Beraters Drees & Sommer hervor, bei der rund 200 Immobilienverantwortliche von Unternehmen und Real Estate Companies in der DACH-Region befragt wurden.
Die Zahlen sind ernüchternd: Einerseits gaben ein Drittel der Befragten an, dass der Bestand vieler Property Companies in technischer, substanzieller oder konzeptioneller Hinsicht nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügen würden, andererseits würden viele Corporates ihr Immobilienmanagement dezentral organisieren, was wiederum zu finanziellen Reibungsverlusten führt. Zwar gebe es durch die Digitalisierung durchaus Möglichkeiten, die Organisation in Corporates zu harmonisieren, doch auch hier gebe laut der Marktstudie erhebliche Baustellen. Denn wenn es um immobilienbezogene Informationen geht, gaben nur 16 Prozent der Befragten an, dass alle Informationen zum Bestand auf einem Knopfdruck und in einem System abrufbar seien. 72 Prozent müssten die Informationen aus unterschiedlichen Quellen ohne CRM oder Ähnliches zusammenführen, vier Prozent haben erst gar keine Daten. Und was Digitalisierung betrifft, hätten nur neun Prozent digitale Prozesse vollständig realisiert, 44 Prozent würden noch irgendwo im Aufbau sein. Dabei würden Corporates eine zentrale Organisation durchaus befürworten, einerseits aufgrund einer gewissen kritischen Masse des Immobilienbestands, andererseits aufgrund von Transparenz (jeweils 30 Prozent) 21 Prozent führten Governance und Compliance als Grund an. Und Transaktionen laufen mehrstufig nach klassischen Verfahren, moderne strukturierte Bieterverfahren spielten eine untergeordnete Rolle.
Doch warum ist das so? Thomas Häusser, Partner bei Drees & Sommer, erklärt, dass der Druck noch nicht groß genug sei, Organisation und Datenmanagement mittels digitaler Lösungen zu realisieren, zudem hätten gut zwei Drittel keinen Überblick über die digitalen Möglichkeiten: „Das korreliert unter anderem auch mit der hohen Anzahl an PropTechs, die am Markt sind bzw. auf den Markt kommen.“
Betrachtet man nur Österreich, ist das Bild (leider) dasselbe: Georg Stadlhofer von Drees & Sommer Wien: „Das zeigt, dass sich die Immobilienbranche noch nicht ausreichend mit den Potenzialen der Digitalisierung auseinandergesetzt hat. Erst vereinzelt schaffen auch österreichische Immobilienorganisationen eigene Positionen zur Digitalisierung.“ In Wien würden aber strukturierte Bieterverfahren zunehmend angewendet werden.