Logistik-Sektor vor Technologiewende
Weitreichende Folgen auch für Standortwahl
von Stefan Posch
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Aberdeen Standard Investments zeigt, dass dem 870 Milliarden Euro schweren Logistiksektor Europas große Veränderungen bevorstehen. Demnach haben bis dato lediglich 10 Prozent der Unternehmen bereits in Robotertechnik investiert. Doch ganze 56 Prozent gaben an, Investitionen in diesem Bereich fest vorgenommen zu haben. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass 25 Prozent der Logistikunternehmen in Lagerautomation investiert haben und weitere 43 Prozent dies in Zukunft zu tun gedenken. Automatisierungstechnologien sind demnach bereits das wichtigste Element aller neu entstehenden Logistikzentren.
Mit der zunehmenden Technologisierung der Logistikzentren wird auch der Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften, die in der Lage sind, die immer komplexere Technik zu bedienen und zu warten, steigen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass die Verfügbarkeit von günstigen Arbeitskräften für die Unternehmen vergleichsweise wenig relevant zu sein scheint. Bei der Frage, welche Kriterien für ein Logistikzentrum am wichtigsten sind, rangierten niedrige Lohnkosten nur an sechster Stelle. Das führt zu grundlegenden Veränderungen bei den Standortauswahlkriterien und wird großen Einfluss auf den Logistikimmobilienmarkt haben.
„Wie die Studie zeigt, spielt die Standortwahl bereits eine grundlegende Rolle, insofern als man in der Nähe von Verkehrsnetzen und Verbrauchern sein will“, erklärt Craig Wright, Senior Research Analyst von Aberdeen Standard Investments. Wenn man den Wendepunkt erreicht, werde die Frage, ob ein Ort die für die technischen Anlagen nötigen Fachkräfte bieten und diese auch dauerhaft an sich binden kann, bei der Suche nach dem optimalen Standort ein weiteres wichtiges Kriterium sein. „Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die lokalen, regionalen und globalen Lieferketten. Es wird aber auch für Logistikimmobilienanleger relevant. Denn Standorte, die sowohl mit der Nähe zu Kunden und Transportnetzen als auch mit gut ausgebildeten Fachkräften - und nicht nur angelernten Hilfskräften - punkten können, werden bei der Lagerflächennachfrage deutlich vorne liegen“, so Wright weiter.
Aus der Studie geht ebenso hervor, dass der europäische Logistiksektor in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. 34 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kapazitäten nicht ausreichten, um die Nachfrage der Kunden im nächsten bis übernächsten Jahr zu befriedigen. Weitere 39 Prozent sagten, dass ein Mangel an verfügbaren, effizienten Logistikzentren ihr Geschäft am Wachsen hindere.
In Big Seven bald der Peak erreicht
Deutsche Preise steigen
von Charles Steiner
Auch im Vorjahr sind die deutschen Immobilienpreise deutlich gestiegen, eine Trendumkehr ist derzeit nicht in Sicht. Das geht aus dem aktuellen vdp-Index des Verbands deutscher Pfandbriefbanken hervor, nachdem die Preise für den Gesamtmarkt um acht Prozent nach 6,8 Prozent im Jahr 2017 zugelegt hätten. Am stärksten sei der Preisanstieg bei Wohnimmobilien ausgefallen.
Um 8,3 Prozent nach 6,9 Prozent legten im Wohnbereich die Preise zu, am stärksten bei Mehrfamilienhäusern mit 9,0 Prozent. Die Preise für Wohneigentum stiegen um 7,7 Prozent nach 5,8 Prozent. Auch die Mieten haben sich im Vorjahr um 4,6 Prozent verteuert, nach 3,2 Prozent im Jahr 2017. Allerdings: In den deutschen Big-Seven hätte sich die Preisdynamik mittlerweile deutlich abgeschwächt, so die Analyse. Dort sei der Preisanstieg gegenüber 2017 mit 9,9 Prozent (nach 13,7 Prozent) deutlich zurückgegangen. Der Schluss, den der vdp-Index dabei zieht: Der Peak ist erreicht. Das Preis- bzw. Mietniveau würde weitere Steigerungen schwieriger machen, Haushalte würden zunehmend in das preisgünstigere Umland ausweichen.
Unterschiedliches Bild im Gewerbesektor: Die Preise für Büroimmobilien sind mit 9,6 Prozent nach 8,4 Prozent erneut deutlich angewachsen, auch die Neuvertragsmieten seien um 5,5 Prozent nach 3,2 Prozent gestiegen. Gegenteiliges Szenario im Segment Retail: Dort wies der vdp nur mehr eine Preissteigerung von 0,3 nach 1,3 Prozent aus. Als Grund gab die Analyse den mächtiger werdenden Onlinehandel und eine damit einhergehende Abnahme der Nachfrage nach Verkaufsflächen an.
Angesichts dieser Zahlen und vor dem Hintergrund des allgemeinen Zinsumfelds mit fehlenden Anlagealternativen sieht Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, bei Investoren eine anhaltende Bereitschaft, niedrigere Renditen zu akzeptieren: Von der Zinsseite sind auf Sicht keine größeren Impulse zu erwarten. Eine schwächere Wirtschaftsentwicklung könnte Nachfrage und Investitionsbereitschaft etwas bremsen", so Tolckmitt.