Der Logistikmarkt pendelt sich ein
Neuer Hotspot in Kärnten, Potentiale in SL, OÖ und Bgld
von Elisabeth K. Fürst
Der Logistikmarkt boomt. Genaugenommen konnte der europäische Logistikimmobilienmarkt bis Ende 2022 ausschließlich Wachstumsraten verzeichnen. Die Situation hat sich aber seit dem vierten Quartal 2022 verändert. In einigen Märkten ist ein deutlicher Einbruch bei Neuvermietungen zu verzeichnen. In Deutschland gingen die Vermietungen im ersten Quartal 2023 verglichen mit einem extrem starken ersten Quartal 2022 um über 60 Prozent zurück, in etlichen anderen großen europäischen Märkten um bis zu 40 Prozent. "Auslöser für diese Entwicklung ist zum einen die Normalisierung im Online Handel, der sich zu den Wachstumsraten von vor der Pandemie zurückbewegt, zum anderen die Zurückhaltung beim Treffen von Entscheidungen. Zudem gibt es nach wie vor zu wenige Flächen", analysiert Jörg Kreindl, Head of Industrial & Logistics Occupier EMEA der CBRE den europäischen Markt. Und prognostiziert für 2023 und 2024: "Sie werden gegenüber den Rekord-Vermietungsvolumina von 2021/22 zurückfallen - allerdings noch immer auf sehr hohem Niveau bleiben. Die strukturelle Unterversorgung Europas mit modernen Logistik-Flächen drückt sich ganz klar in nach wie vor in extrem geringen Leerstandsraten und stark gestiegenen Mietniveaus aus."
Für Österreich zeigt sich hier vor allem eines: Es ist wie immer zeitverzögert und die Flächen sind knapp. Franz Kastner, Associate Director Logistics & Industrial CBRE, erzählt: "Viel Trends kommen verzögert nach Österreich: bereits vor der Pandemie kamen internationale Entwickler nach Österreich und haben viele Flächen absorbiert. Das hat zu eine Verknappung an Grundstücken geführt. So stehen zum Beispiel 700.000 m² die in der Pipeline von Wien und NÖ sind Gesuchen für 900.000 m² gegenüber." Interessant dabei ist, dass die Nachfrage hier mittlerweile von B2B und nicht B2C kommt. Gleichzeitig gibt es eine Leerstandsquote von nur 0,3 Prozent. Flächen werden in Wien und NÖ quasi nur in Untermieten frei. Die Fertigstelllungsleistung liegt weit unter dem Flächenumsatz. Das sind aber guten Nachrichten für die Mieten. Laura Holzheimer, Head of Research CBRE: "Die durchschnittlichen Spitzenmieten 2022 waren 6,50,-Euro/m². Für 2023 erwarten wir 6,95,- Euro/m²." Ein wesentlicher preissteigender Faktor ist ESG. Für die Grundstückspreise gilt laut Kastner: "Die Hollywoodpreise pendeln sich jetzt langsam ein. Das Mietniveau zieht langsam an. Der ungebremster Anstieg ist aber vorerst vorbei. Die Preise bleiben aber trotzdem auf einem hohen Niveau."
Das alles fördert Lagen, in die vor zwei Jahren noch kein Unternehmen gegangen wäre. Auf den bestehenden Märkte Wien, Graz und Linz schaut es aktuell so aus: Auf dem rund 2,9 Millionen m² umfassenden Logistik Hotspot in und um Wien sollen bis 2024 weitere 700.000 m² Logistikflächen entstehen. Der Logistikmarkt Graz wird 2024 die 1-Million-m²-Marke überschreiten, wenn zu den aktuell rund 980.000 m² noch weitere 100.000 m² dazukommen. Der Logistikmarkt Linz wächst langsamer als die anderen Hotspots in Österreich, 2022 sind zu den bestehenden 1,8 Millionen m² Fläche 43.000 m² dazu gekommen. Oft sind aber Flächen veraltet und Projektierer und Unternehmen suchen Möglichkeiten ESG-konforme neue und vor allem ausreichend große Möglichkeiten zu haben. In Kärnten entsteht nun ein neuer Logistik-Spot: Zwischen dem Logistik Center Austria Süd in Fürnitz bei Villach und dem Hafen Triest wurde ein Zollkorridor geschaffen, wodurch der Standort an Attraktivität gewinnen wird. Der Regelbetrieb wird noch 2023 aufgenommen, weitere Projekte am Standort sind bereits in Planung. "Mit dem Abkommen zwischen dem Logistik Center Austria Süd und dem Hafen Triest wurde der Grundstein gelegt für einen neuen vielversprechenden Logistikstandort im Süden Österreichs. Wir erwarten, dass sich der Standort binnen kurzer Zeit etablieren wird", erzählt Kreindl, der dabei auch auf die Entwicklung eines weiteren Logistikcenters der Deutschen Logistik Holding mit rund 35.000 m² Fläche am selben Standort für 2025 verweist. Das ist aber nicht die einzige neue Möglichkeit, denn "Potential ist überall dort wo es einen Autobahnabfahrt gibt." Franz Kastner sieht für die Zukunft auch gute Optionen in Salzburg Land wie z.B. Straßwalchen, im östlichen Burgenland im grenznahen Gebiet zu Bratislava oder in Oberösterreich im grenznahen Gebiet zu Deutschland: "Die Ostachse wird weiter wachsen. Es macht mittlerweile Sinn in Österreich zu bleiben." Und das sind dann auch wieder gute Nachrichten für Investoren. Denn so Laura Holzheimer, Head of Research bei CBRE: "Wir wissen aus unseren Studien, dass Logistikimmobilien nach wie vor zu den bevorzugten Assetklassen der Investoren zählen. Insgesamt gehen wir 2023 von einem niedrigeren Transaktionsvolumen aus, in Logistikimmobilien könnte aber ähnlich viel investiert werden wie im Vorjahr. Die Renditen betrugen 2022 4,6 Prozent, 2023 rechnen wir mit einem Anstieg auf 4,8 Prozent."