Einfamilienhausmarkt lässt weiter nach
Käufe auf niedrigstem Niveau seit 2014
von Stefan Posch
Der Einfamilienhausmarkt in Österreich ging mit 4.633 Kaufakten im 1. Halbjahr 2022 auf das niedrigste Niveau seit 2014 zurück. Auf den Vorjahresvergleichszeitraum fehlten heuer österreichweit 130 Einheiten oder -2,7 Prozent, auf das Spitzenjahr 2018 sogar -1.286 Häuser oder -21,7 Prozent. Da zeigt der aktuelle Re/Max ImmoSpiegel, der mit Daten von IMMOunited erstellt wurde.
"Dass ein Einfamilienhaus für viele Österreicher der absolute Wohntraum ist, ist bekannt. Die Nachfrage hat sich mit Beginn der Pandemie nochmals verstärkt, der Trend zu Homeoffice und Wohnen im Grünen war besonders stark ausgeprägt. Gleichzeitig wurde das Angebot immer weniger und die Preise sind stark gestiegen. Mittlerweile sehen wir am Markt eine Situation, die in den Statistiken noch nicht angekommen ist. Aufgrund von stark steigenden Lebenshaltungskosten, einer Inflation, so hoch wie schon lange nicht mehr, den steigenden Zinsen und den Verschärfungen bei der Kreditbeschaffung, ist die Anzahl der Einfamilienhausinteressenten, die sich einen Kauf auch leisten können, deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig steigt seit drei Monaten das Angebot. Das wird dazu führen, dass es zu einer merklichen Entspannung bei den Einfamilienhauspreisen kommen wird", erklärt der Geschäftsführer von Re/Max Austria, Bernhard Reikersdorfer, MBA.
Mit Ausnahme vom Rekordjahr 2018 steigt seit 2013 jedes Jahr der Gesamtwert der verkauften Einfamilienhäuser linear. 2022 lag er zum Halbjahr den Re/Max-Experten zufolge bei 1,91 Milliarden Euro, um +105 Millionen Euro oder +5,8 Prozent mehr als 2021 und höher als jemals zuvor.
Die größten Zuwächse verzeichnete die Steiermark (+59 Millionen Euro), die im Vorjahr als einzige unter den 2020er Werten lag, gefolgt von Niederösterreich (+29 Millionen Euro) und Kärnten (+23 Millionen Euro). Unter den Vorjahresumsätzen lagen 2022 nur Oberösterreich (-11 Millionen Euro) und Tirol (-35 Millionen Euro).
In der Bedeutung für den Immobiliengesamtmarkt sind damit die Einfamilienhäuser bei der Anzahl vom 2013er Rekordanteil an den Verbücherungen von 10,4 Prozent, auf nur mehr 6,2 Prozent gesunken, beim Transaktionswert lag der Spitzenwert vom Gesamtmarkt im Jahr 2012 bei 12,4 Prozent. Heuer lag er nur mehr bei 8,8 Prozent.
In den Jahren 2010 bis 2020 lag die durchschnittliche Teuerung bei Einfamilienhäusern im ersten Halbjahr laut dem Re/Max ImmoSpiegel bei einem jährlichen Zuwachs von +5,3 Prozent. 2020 stieg sie schon auf +8,8 Prozent und 2021 auf +13,5 Prozent, um sich 2022 auf + 13,1 Prozent - auf hohem Niveau, aber doch geringfügig unter der Vorjahresrate - einzupendeln. Der österreichweite Einfamilienhauspreis betrug 2022 typischerweise im Mittel 347.313 Euro. Das bedeutet einen Anstieg innerhalb von zwölf Monaten um +40.229 Euro und im Fünfjahresvergleich einen Zuwachs von +55,5 Prozent.