Dennoch übersteigt Nachfrage das Angebot
Häuser teuer wie nie & weiter steigend
von Gerhard Rodler
Steigende Preise, sinkende Verkaufsabschlüsse: Der Einfamilienhausmarkt hatte in den letzten Jahren bewegte Zeiten. Wie schon im ersten Halbjahr 2019 und 2020 ist der Einfamilienhausmarkt auch im Jahr 2021 spürbar rückläufig. Auf 2020 fehlen -5,1 Prozent, auf 2018 sogar -19,5 Prozent. In absoluten Zahlen wurden 4.763 Einfamilienhäuser von Jänner bis Juni 2021 für neue Eigentümer verbüchert - 2018 waren es noch um +1.156 mehr.
Damit liegt das erste Halbjahr 2021, den Verbücherungszahlen nach, hinter den Jahren 2015 bis 2020.
„Das Einfamilienhaus erfreut sich in Österreich weiterhin großer Beliebtheit. Die Nachfrage hat sich pandemiebedingt nochmals verstärkt, gleichzeitig ist das Angebot im Jahresvergleich weiter deutlich zurückgegangen. Diese Kombination und das historisch niedrige Zinsniveau haben in weiten Teilen des Landes zu spürbaren Preissteigerungen geführt“, erklärt der Geschäftsführer von RE/MAX Austria, Bernhard Reikersdorfer. „Für das kommende Jahr erwarten wir eine leichte Entspannung am Einfamilienhausmarkt, sowohl beim Angebot als auch beim Preis“, sagt Reikersdorfer abschließend.
Während vom ersten Halbjahr 2019 auf 2020 der Verkaufswert bei sinkenden Mengen (-285) um +40 Mio. Euro gestiegen ist, betrug den RE/MAX-Experten zufolge der Wertzuwachs von 2020 auf 2021 bei ähnlich sinkenden Mengen (-254) um +246 Mio. Euro mehr, im Fünfjahresvergleich um +44,8 Prozent.
Fünf Bundesländer verzeichnen zweistellige Wachstumsraten, bundesweit sind es +15,8 Prozent, nur die Steiermark liegt hinter dem Vorjahr.
Preissteigerung für Einfamilienhäuser erstmals zweistellig Von 2009 auf 2010 und von 2019 auf 2020 stiegen die Einfamilienhauspreise im ersten Halbjahr um mehr als +8 Prozent. Von 2016 auf 2017 waren es mehr als +9 Prozent. In den anderen Jahren lag der Wertgewinn zwischen +2 Prozent und +6 Prozent. Von 2020 auf 2021 jedoch erhöhten sich die Preise um +13,5 Prozent auf typischerweise 307.085 Euro.
„Typischerweise“ bedeutet beim RE/MAX-ImmoSpiegel, dass in einem komplexen statistischen Verfahren die billigsten und die teuersten Einfamilienhäuser weniger stark in die Berechnung einbezogen wurden, die in der Mitte der Preisrange jedoch stärker.
Im Fünfjahresvergleich ergibt das einen nominalen Zuwachs von +50,4 Prozent, und somit eine durchschnittliche jährliche Preisveränderung von +7,05 Prozent.
„Bei der Preisentwicklung für Einfamilienhäuser kommen mehrere Faktoren zusammen“, erklärt der RE/MAX-Research-Experte Anton Nenning.
„Das Angebot ist zurückgegangen, weil nicht nur manche Kaufinteressenten, sondern auch manche Eigentümer 'Grundbuch statt Sparbuch' bevorzugen. In manchen Gegenden standen vor gut zehn Jahren gebrauchte Einfamilienhäuser mit Preisen über 250.000 Euro im Wettbewerb zum Neubau, diese Grenze hat sich mittlerweile auf über 350.000 Euro verschoben. Und nicht zuletzt sind die Immobilien nicht mehr dieselben. Die vor zehn Jahren verkauften Häuser sind meist in den 1950er und 1960er Jahren gebaut worden. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt bei Objekten aus den 1970er und teilweise den 1980er Jahren - wesentlich größer und deutlich aufwendiger gebaut und schon allein deswegen wesentlich mehr wert.“
Mietvertragsanpassungen jetzt, Immobilien gewinnen
Septemberinflation bei 3,3 Prozent
von Gerhard Rodler
Nachdem aufgrund branchenüblicher Klauseln bei den meisten Vermietern jetzt länger keine Indexierung der Mietverträge möglich war, dreht sich das Blatt jetzt wieder. Die Inflationsrate für September 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,3 Prozent (August 2021: 3,2 Prozent). Der Indexstand des Verbraucherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im September 2021 103,5. Gegenüber dem Vormonat August 2021 stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,5 Prozent.
Mit dieser Entwicklung der Inflationsrate hat sich auch das Phänomen verstärkt, dass die Zinsen für Immobilienkredit e, wie für die meisten Kredite allgemein, deutlich unter der Inflationsrate liegen. Mit anderen Worten: bei endfälligen Krediten zahlt man wertbereinigt weniger zurück, als man aufgenommen hat. Und nach Ansicht von Experten, dürfte dies noch länger so bleiben.
„Im September 2021 stieg die Teuerung in Österreich mit 3,3 Prozent auf den höchsten Wert seit November 2011. Vor allem die im Vorjahr niedrigen Treibstoff- und Energiepreise beeinflussten die Inflation weiterhin stark. Hinzu kamen Preissteigerungen bei Bewirtungsdienstleistungen. Die hohe Veränderungsrate zum Vormonat geht hauptsächlich auf Preissteigerungen bei Bekleidung zurück, deren Preise durch das Eintreffen der Winterware angetrieben wurden“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Wohnung, Wasser, Energie verteuerte sich durchschnittlich um 3,9 Prozent (Einfluss: +0,75 Prozentpunkte). Die Haushaltsenergiepreise stiegen durchschnittlich um 10,3 Prozent (Einfluss: +0,40 Prozentpunkte). Dazu trugen vor allem Teuerungen für Heizöl (+34,1 Prozent) sowie für Strom (+7,4 Prozent) bei (Einfluss: jeweils +0,15 Prozentpunkte). Die Preise für Gas stiegen um 11,7 Prozent (Einfluss: +0,07 Prozentpunkte), für Fernwärme um 3,5 Prozent und für feste Brennstoffe um 4,1 Prozent. Die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich durchschnittlich um 6,1 Prozent (Einfluss: +0,35 Prozentpunkte). Hauptverantwortlich dafür waren die Materialkosten (+6,9%; Einfluss: +0,27 Prozentpunkte).