Große österreichische Lösung gestorben
Dafür kleine Lösung mit Immofinanz und S Immo in Sicht
von Charles Steiner
Mit der Entscheidung der Aggregate um den Österreicher Günther Walcher vorige Woche, kein Gegenangebot zum Hauptaktionär Starwood für die CA Immo zu legen, ist die große österreichichische Lösung der drei Immo-Konzerne Immofinanz, CA Immo und S Immo nun passé. Denn auch, wenn Walcher erwägt, zumindest Minderheitsanteile der CA Immo zu erwerben, hat Starwood mit ihrem nachgebesserten Angebot von 34,44 Euro auf 36 Euro je Aktie nun keinen Konkurrenten mehr. Das Angebot der Starwood läuft bis zum 9. April, ungeachtet der Erklärung des CA Immo-Vorstands, dass das Angebot unter dem fundamentalen Stand-Alone-Wert der Aktie liegt. Aggregate selbst ist jetzt für ein allfälliges CA Immo-Offert durch die Übernahmekommission für ein Jahr gesperrt. Starwood besitzt bereits jetzt rund 30 Prozent an der CA Immo, inklusive vier Golden Shares.
Hingegen laufen die Vorbereitungen für eine kleine österreichische Lösung, sprich dem Merger zwischen Immofinanz und S Immo. Diese hatte ihrerseits ein freiwilliges Übernahmeangebot von 18,04 Euro je S Immo-Aktie cum dividend-Basis gelegt, parallel dazu behält sich die Immofinanz vor, weitere S Immo-Aktien zu erwerben. Damit fährt die Immofinanz eine Doppelstrategie: Mit den parallelen Zukäufen will die Immofinanz sukzessive die 30-Prozent-Schwelle überschreiten, womit dann das freiwillige Übernahmeangebot zu einem Pflichtangebot umgewandelt wird. Während aber bei einem freiwilligen Offert die Mindestannahmeschwelle bei 50 Prozent plus eine Aktie liegt, entfällt diese Bedingung bei einem Pflichtanbot. Mit dem Angebot will die Immofinanz, die derzeit 26,49 Prozent an der S Immo hält, den S Immo-Aktionären die Abschaffung der derzeitigen Stimmrechtsbeschränkung nahebringen. Diese Satzungsänderung werde die Immofinanz bei der S Immo-Hauptversammlung am 30. April auch auf die Tagesordnung setzen.
Liquide Mittel, um das freiwillige Übernahmeangebot zu stemmen, hat die Immofinanz jedenfalls genug. Ende des dritten Quartals 2020 habe man einen Cashpolster von 1,1 Milliarden Euro. Rechnet man den Anteil der Immofinanz an der S Immo sowie jenen Teil, die die S Immo an eigenen Aktien hält, ab, wären das bei einem Angebotspreis von 18,04 Euro rund 930 Millionen Euro.
WU sieht Eigentümer im Vorteil
Mieter stärker belastet
von Stefan Posch
Österreichische Haushalte werden durch Wohnkosten unterschiedlich stark belastet. Während Eigentümer nur geringe Wohnkosten haben, sind Mieter stark belastet. Besonders hart trifft es Junge, Singles und Alleinerziehende. Um die Ungleichheit einzudämmen, sollten Förderungen bei den Mietern ansetzen. Das ergibt eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).Emanuel List und Wilfried Altzinger vom Forschungsinstitut Economics of Inequality der WU Wien haben in ihrer empirischen Analyse die Belastung österreichischer Haushalte durch Wohnkosten untersucht. Mieter haben demnach deutlich geringere Einkommen als Eigentümer. Das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Mieterhaushalts liegt bei 2.900 Euro monatlich. Eigentümerhaushalte hingegen können durchschnittlich 4.400 Euro im Monat auf dem Konto verzeichnen. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch anteilig wider: Während im unteren Einkommensdrittel der Anteil der Mieter/innen rund 60 Prozent ausmacht, fällt er im einkommensstärksten Drittel auf unter 20 Prozent.
Wohnkosten spielen für Haushalte, die ihren Hauptwohnsitz mieten, eine wesentlich größere Rolle - nicht nur relativ, sondern auch absolut. Die monatlichen Wohnkosten für Eigentümer/innen betragen im Durchschnitt 448 Euro, während sie für Mieter/innen mit 646 Euro um 40 Prozent höher ausfallen.
Insgesamt sind 10,1 Prozent aller Haushalte mit einer hohen Wohnkostenbelastung konfrontiert - d.h. sie geben mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Wohnkosten aus. Die Schere zwischen Eigentümer und Mieter geht hier aber weit auseinander: Nur 3,1 Prozent der Eigentümer haben eine hohe Wohnkostenbelastung, aber 19,4 Prozent der Mieter. Selbst wenn man die Kredittilgung zu den Wohnkosten hinzuzählte, wäre die relative Wohnkostenbelastung der Eigentümer mit Krediten immer noch geringer als jene der Mieter.