Viertes Quartal rettet Einzelhändler vorerst
Österreich aber Schlusslicht
von Charles Steiner
Das vorige Jahr war beileibe nicht leicht für den europäischen Einzelhandelsmarkt. Die Coronapandemie und daraus resultierende Lockdowns haben die Branche in einen Schockzustand versetzt. Einer der wenigen Lichtblicke war das vierte Quartal, wohl auch wegen des Weihnachtsgeschäfts. Laut dem Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment und dem Meinungsforschungsinstitut Gfk, der die Attraktivität der Einzelhandelsstandorte misst, konnte das Schlussquartal den historischen Absturz aus den Vorquartalen abbremsen. Die Rückkehr des GRAI-Index für 15 EU-Staaten auf 100 Punkte wertet man dabei sogar als Indikator für ein Ende der Talfahrt. Dennoch: Von Werten wie vor der Pandemie ist man nach wie vor entfernt. Vor allem in Österreich: Während nämlich etwa Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien durchaus gute Werte vorweisen, erweisen sich Österreich und Portugal als Schlusslichter. Mehr noch: Mit einem Wert von nur 84 Punkten hatte Österreich im vierten Quartal das europaweit schlechteste Ergebnis, die Plätze davor belegen Spanien und Schweden mit jeweils 86 Punkten.
Einstweilen aufgefangen sei der Negativtrend laut dem GRAI-Index, der durch den Arbeitsmarkt, der sich im vierten Quartal in vielen Teilen Europas stabil entwickelte und mit 123 Punkten die stärkste Säule unter den vier Teilindikatoren des GRAI bildete. Hier konnten vor allem Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien gute Werte vorweisen. Als zweite Stütze wirkte die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze (105 Punkte). In zehn der 15 betrachteten Länder zeigte die Umsatzentwicklung nach oben. Insgesamt bleibt der GRAI aber in Europa um zehn Punkte unter dem Vorjahresniveau zurück. Und zumindest seien die Einzelhandelsumsätze in Europa wesentlich besser als im Asien-Pazifik-Raum gewesen. So hatte Kanada nur 77 Punkte.
Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, d.h. mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes (rollierend 12 Monate) in den GRAI einbezogen.