Geschäftsmodelle müssen schneller angepasst werden
Unsicherheit als neue Normalität
von Charles Steiner
Anstatt Planbarkeit herrscht ein dichter Nebel der Unsicherheit, sowohl epidemiologisch als auch ökonomisch und politisch. Es gilt also, flexibel auf das Unvorhersehbare zu reagieren, will man ohne gröbere Schäden die Pandemie durchtauchen. Das betrifft auch auch die Immobilienbranche. Vor allem Anleger müssen mit unvorhergesehenen wirtschaftlichen Umbrüchen fertig werden und ihre Assets so aufstellen, dass sie auch den wichtigsten Veränderungen in der Arbeitswelt standhalten können. Das geht aus dem aktuellen Global Outlook Report des Immo-Investmentmanagers M&G Real Estate hervor. Denn, und das geht ebenfalls aus der Analyse hervor: Während sich die Risikobereitschaft im heurigen Jahr so stark reduziert habe, sodass Unsicherheit zur neuen Normalität wird, hätten sich Immobilien immer noch als am sichersten erwiesen. Und viele Anlagealternativen gibt es nicht: Die Renditedifferenz von Immobilien gegenüber Anleihen ist an den Märkten des Vereinigten Königreichs, Europas und des asiatisch-pazifischen Raums derzeit extrem hoch. Das dürfte Multi-Asset-Anleger anziehen, so M&G Real Estate. Weil aber Anleger weiter nach sicheren Häfen in unsicheren Zeiten suchen, rücken vor allem Core-Immobilien noch stärker in den Vordergrund - vor allem im Office-Segment. Der deutsche Büroimmobilien-Markt erweist sich für Anleger derzeit als besonders interessant. Anhaltend niedrige Leerstandsquoten (München und Berlin circa zwei und andere Märkte bei drei Prozent) und ein begrenztes Angebot an neuen Objekten dürften den Sektor vor einem zyklischen Nachfragerückgang schützen. Die langfristige Gesundheit des Sektors hängt jedoch von seiner Fähigkeit ab, sich an neue Arten des agilen Arbeitens anzupassen.
Anleger nutzen die Tatsache, dass die Risikoprämie - besonders im Büroimmobilien-Sektor - dank der anhaltenden Brexit-Unsicherheit für Immobilien in Großbritannien höher ist als an den anderen europäischen Märkten. Obwohl die zukünftige Rolle von Büros unklar ist, prognostiziert M&G Real Estate eine anhaltende Nachfrage nach Büroräumen in wichtigen Arbeitsplatzzentren. Der Wohnimmobiliensektor zeigte sich während der Pandemie in den meisten Märkten allgemein widerstandsfähig, weil das Wohnimmobilienangebot in Europa knapp ist - besonders in europäischen Großstädten wie etwa Amsterdam, wo rund 300.000 Wohnungen fehlen. Ebenso Logistikimmobilien: So habe etwa in Großbritannien die Nachfrage nach Logistikmärkten nahe am Endkunden in Regionen wie dem Südosten und dem Großraum London im Jahr 2020 teilweise so stark zugenommen wie nie zuvor.
Interhyp sieht steigende Renditen bei Anleihen
Impfstoff könnte Immo-Zinsen pushen
von Charles Steiner
Die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 könnte auch die Zinsen bei Immo-Krediten befeuern. Zu dieser Einschätzung gelangt die Interhyp. Denn: Die Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen hat sich in den vergangenen Wochen als durchaus anhaltend hoch erwiesen, dafür waren die Renditen im negativen Bereich. Das Resultat: Investoren suchten anhaltend nach Sicherheit. Erst vergangene Woche wurde die 20-jährige Staatsanleihe für 690 Millionen Euro aufgestockt und hat nun ein Gesamtvolumen von mehr als drei Milliarden Euro erreicht. Das wirkte sich bis zuletzt auch positiv auch auf Zinsen für Immobilienkredite aus. Aber: Sollten die Renditen nun aber nachhaltiger steigen, wird das die Zinsen für Immobilienkredite auf niedrigem Niveau steigen lassen. Das ist laut Interhyp jetzt der Fall: Die Renditen der zehnjährigen österreichischen Staatsanleihen verzeichnen bereits ein deutliches Plus. Im Interhyp-Wohnkreditzins-Trendbarometer, einer monatlichen Umfrage unter zehn deutschen und zwei österreichischen Kreditinstituten, hatten die befragten Experten in den vergangenen Wochen höhere Zinsen auch von der Verfügbarkeit eines Impfstoffes abhängig gemacht. Wie die Auswertung der Angebote von mehr als 40 österreichischen Banken zeigt, liegen die Konditionen für zehnjährige Fixzinsdarlehen bei 30-jähriger Laufzeit und einem Kreditbetrag von 200.000 Euro im Mittel bei 0,8 Prozent nominal (effektiv 1,1 Prozent), Bestzinssätze bei 0,6 Prozent (effektiv 0,9 Prozent) sind möglich. „Die Notenbanken haben ihre Geldpolitik wegen der Corona-Pandemie zuletzt deutlich gelockert. Gleichzeitig hatten Investoren sichere Anlagen wie Staatsanleihen und Pfandbriefe gesucht, deren Renditen in der Folge gesunken sind. Die Hoffnung auf einen Impfstoff könnte die Einschätzungen verändern. Ein Anstieg der Anleiherenditen und in der Folge steigende Immobilienzinsen werden wahrscheinlicher“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG, die jetzt bei privaten Krediten eher auf Fixzinsen setzen würde. Denn: „Bereits ein Zinsanstieg um wenige Zehntel-Prozentpunkte könne ein Immobiliendarlehen durch die lange Laufzeit und die Kredithöhe um mehrere tausend Euro verteuern.“