Bis zu 150.000 Wohnungen ungenutzt
Potenzial für leistbares Wohnen wäre da
von Charles Steiner
Gerade die Politik, die gerne das Schlagwort "leistbares Wohnen" ins Treffen führt, könnte hier ansetzen. Laut der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder werden in Wien bis zu 150.000 Wohnungen nicht als Hauptwohnsitz geführt. Das bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass diese Wohnungen leer stehen, sondern gelegentlich genutzt werden, anderen zur Verfügung gestellt oder einfach aufgehoben werden. Bereits eine Mikrozensuserhebung vor neun Jahren habe gezeigt, dass rund 15 Prozent des Wiener Wohnungsbestand ungenutzt seien, also nicht zur Deckung des unmittelbaren Wohnbedürfnisses dienen. Sozialwohnungen würden oft gehortet, weil die Miete weit unter den Marktmieten liegen würden. Das hat aber Konsequenzen, so Pisecky: "Den meist jüngeren Interessenten für Mietwohnungen stehen nur die teureren Wohnungen zur Verfügung."
Vor allem im sozialen Wohnbau sieht Fachgruppenobmann Michael Pisecky große Ressourcen an günstigen Wohnungen und vermisst sowohl in der Gemeinde Wien als auch bei den Gemeinnützigen Genossenschaften das Interesse an Bedarfsüberprüfungen. Laut Pisecky argumentiere man, dass solche Überprüfungen auch arbeits- und konfliktreich seien und Kosten erzeugen, da Wohnungen, die wieder zurückgegeben und damit dem eigentlichen Zweck wieder dienen sollen, entsprechend renoviert werden müssten, ohne den Mietzins zu erhöhen.
Dennoch führt an Bedarfsüberprüfungen im sozialen Wohnbau kein Weg vorbei. Pisecky sieht da den sozialen Wohnbau und die neu gewählte Wiener Stadtpolitik gefordert: "Bedarfsprüfungen im sozialen Wohnbau würden das Problem der Fehlbelegung beseitigen und zu höherer sozialer Treffsicherheit führen. Wenn der soziale Wohnbau in Wien fair belegt und bewirtschaftet wird, dann reichen 60 Prozent des Wiener Wohnungsbestandes, welcher zum sozialen Wohnbau zählt, sicherlich aus, um das unterste Einkommens-Quartil der Einwohner zu versorgen."
Berlin für Investoren Europas Nummer eins
Sicherer Hafen Deutschland
von Stefan Posch
Deutsche Großstädte bleiben auch während der Corona-Pandemie sichere Häfen für Immobilieninvestoren. Das zeigt die Studie „Emerging Trends in Real Estate 2021“ von PwC und dem Urban Land Institute. Demnach profitiert der deutsche Immobilienmarkt insbesondere von der robusten heimischen Konjunktur. Hinzu komme die nach wie vor geringe Verfügbarkeit von Büro-, Wohn- und Logistikimmobilien in deutschen Metropolen.
„Im europäischen Vergleich ist Deutschland bislang relativ gut durch die Krise gekommen. Dadurch hat sich der Status der deutschen Großstädte als Safe-Haven für Immobilieninvestments gefestigt“, sagt Thomas Veith, Real Assets Leader bei PwC Deutschland.
Dafür spricht auch, dass Berlin im Ranking der europäischen Städte mit den besten Investment-Gelegenheiten für das kommende Jahr auf den ersten Platz rückt. Wien schaffte es ebenfalls in die Top 10. London rangierte im Vorjahr noch auf Platz 4 - wird aber wegen der Aussicht auf mögliche Preisrückgänge bei Spitzenimmobilien aufgrund des Brexits wieder attraktiver. Der Vorjahresfavorit Paris fällt zurück, bleibt aber langfristig ein attraktives Investitionsziel für Logistik-, Wohn- und Büroimmobilien. Frankreichs Hauptstadt profitiert dabei von dem Infrastruktur-Projekt „Grand Paris“ für 26 Milliarden Euro und den 2024 stattfindenden Olympischen Sommerspielen. Amsterdam verharrt dank seiner innovativen digitalen Infrastruktur und seinem reichen Angebot an Büro-, Wohn- und Logistikimmobilien auf Platz 5.
Zu den begehrtesten Objekten im kommenden Jahr zählt die Studie Logistik-Immobilien, Datenzentren sowie Objekte der Bereiche Biotechnologie und Gesundheitswesen. Nach Einschätzung der Befragten profitieren diese Anlageziele von der fortschreitenden Digitalisierung, deren Tempo durch die Corona-Krise noch beschleunigt wird. Bei der Suche nach langfristigen Erträgen wächst der Studie zufolge auch die Bedeutung von ESG-Kriterien (Environmental/Social/Governance) für Investitionsentscheidungen. 2021 sehen sich 55 Prozent der Befragten (Vorjahr: 53 Prozent) als Nettokäufer - insbesondere von Wohn-, Logistik- und Core-Büroimmobilien, obwohl die Besorgnis über mögliche Mietausfälle bei Büro- und Einzelhandels-Objekten während der Pandemie deutlich zugenommen hat. Demnach rückt auch die Prüfung zugrundeliegender operationeller Risiken bei Mietern zunehmend in den Fokus von Investoren. Die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer äußerten sich zudem besorgt bis sehr besorgt über die Verfügbarkeit attraktiver Investitionsobjekte. Weitere 56 Prozent befürchten, dass sie künftig mehr Eigenkapital für die Finanzierung und Refinanzierung vorhalten müssen.