Nur wenige wollen Büroflächen reduzieren
Sogar Erweiterungen stehen im Raum
von Charles Steiner
Von wegen, Corona lässt Büroflächen schrumpfen oder gar ins Homeoffice verlagern. Dieser Annahme stehen jetzt nackte Zahlen gegenüber - und die sprechen eine andere Sprache. Laut einer Büromieterumfrage von HIH Real Estate, ISG und Polis Immobilien unter 210 Unternehmen plant nur ein geringer Teil eine Flächenreduktion. Die überwiegende Mehrheit, fast zwei Drittel, hat nicht vor, an Bürofläche einzusparen. Acht Prozent ziehen sogar in Betracht, ihre Büroflächen zu erweitern. Und das, obwohl die Möglichkeit zu Homeoffice mit 86 Prozent bereits flächendeckend angenommen wird.
Doch die Heimarbeit hat Nachteile, wie die Umfrage ergeben hatte: Nur zehn Prozent der Befragten konstatieren eine höhere Produktivität, dagegen geben 23 Prozent eine niedrige Produktivität an. Mathias Gross, Vorstand der Polis Immobilien: „Büros bleiben auch in der modernen Arbeitswelt unersetzlich. Sie sind Garant für persönlichen Austausch, für Kreativität und Produktivität am Arbeitsplatz. In Zukunft wird das Home Office eine Rolle spielen, aber nach Corona deutlich an Bedeutung verlieren.“
Auch wechselnde Arbeitsplätze beziehungsweise Desk-Sharing sind im deutschen Büroalltag eher noch die Ausnahme: Mit 81 Prozent der Befragten nutzt die überwältigende Mehrheit der Mieter diese Form der Büroorganisation nicht.
Auch wenn die aktuelle Situation auf den Vermietungsmarkt noch von langsamen Entscheidungsprozessen geprägt sei, ergeben sich für Investoren Chancen, wie Ken Kuhnke, Leiter Vermietung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der HIH Real Estate erklärt: „Mieter und Mietinteressenten sind aufgrund der Krisenerfahrungen zudem eher an Neuverträgen mit kürzerer Festlaufzeit interessiert. Tendenziell kürzere Festlaufzeiten erlauben in besseren Zeiten eine positive Preisentwicklung schneller zu antizipieren. Eine Erholung des Büromarktes wird unserer Meinung nach bereits nächstes Jahr kommen. Denn das aktuell verbreitete Home-Office wird nicht zu einer umfassenden Flächenreduktion bei Büromietern führen.“ Mehr noch: Die Zahl der Bürobeschäftigten dürften sogar weiter steigen.
Aber: Das Büro wird künftig dennoch anders aussehen, wie Michael Schöneich, Commercial Director der ISG erklärt: „Zudem gehen wir davon aus, dass Büros noch mehr Gemeinschaftsflächen und Konferenzräume umfassen werden. Denn das Büro hebt sich nicht als Arbeitsort, sondern allen voran als hochwertig gestalteter Treffpunkt von der Privatwohnung.“