Niedrige Renditen in Stein gemeißelt
Immopreise bleiben in allen Szenarien hoch
von Gerhard Rodler
Der jüngste Anstieg der Corona-Fälle führt den Märkten vor Augen, dass die Pandemie längst nicht überwunden ist. Die neue Welle von Corona-Fällen in den USA und China führte zu Korrekturen an den weltweiten Aktienmärkten und belastete das positive Umfeld der vergangenen zwei Monate. Der konjunkturelle Rückenwind ist zwar noch nicht gänzlich abgeflaut, doch das Gesamtbild ist uneinheitlich. NN Investment Partners (NN IP) hat zwei Konjunkturszenarien entwickelt, die die möglichen positiven und negativen Grenzbereiche der kommenden 18 Monate beschreiben. Laut Marco Willner, Head of Investment Strategy bei NN Investment Partners, sollte sich die Zukunft irgendwo in der Mitte beider Szenarien abspielen. Sieben unbekannte Faktoren - zwei positive und fünf negative - könnten das Ergebnis beeinflussen.
Im Positivszenario einer schnellen Erholung erweisen sich die jüngsten Konjunkturerholungen der Weltwirtschaft als nachhaltig. Entlassene Arbeitnehmer kehren früher als erwartet auf den Arbeitsmarkt zurück. Die Weltwirtschaft erlebt 2021 einen schnellen Aufschwung nach einer beispiellosen Schrumpfung im Jahr 2020. Im Herbst der Nordhalbkugel kommt es weltweit zu einer zweiten Welle der Pandemie, was aber nicht zu größeren Lockdowns führt. In den USA werden die Hilfsprogramme verlängert, und die Regierung setzt die Konjunkturprogramme nach Bedarf fort. In Europa schafft die Einrichtung des Wiederaufbaufonds Vertrauen, dass im Notfall Gelder bereitgestellt werden. Insgesamt sind die Renditen überall niedrig. Die beiden unbekannten Faktoren, die das Endergebnis zum Positiven wenden könnten, sind zum einen die geldpolitischen Anreize der Zentralbanken und zum anderen die Politik der Regierungen bezüglich Konjunktur- und Lockdown-Maßnahmen. Die Maßnahmen müssen jeweils nach Umfang, Zeitpunkt und Wirksamkeit bewertet werden.
Im Negativszenario eines weitgehenden Stillstands ist die Stabilisierung des Arbeitsmarkts enttäuschend, was zu frustrierten Verbrauchern und Kaufzurückhaltung führt. Branchen, die am stärksten von der Pandemie betroffen waren, gehen die Barmittel aus, und viele Unternehmen melden entweder Insolvenz an oder reduzieren ihre Aktivitäten deutlich. Aber auch bei diesem negativen Szenario geht man interessanterweise davon aus, dass die Immobilienrenditen auf kurze und lange Sicht niedrig bleiben, sogar noch weiter sinken könnten.