Gewerbe-Investments sacken ab
Im Q1 niedrigster Wert in Europa seit sechs Jahren
von Charles Steiner
Der europäische Gewerbeimmobilien-Investmentmarkt ist im ersten Quartal deutlich abgerutscht. Laut einer aktuellen Analyse des globalen Gewerbeimmo-Dienstleisters Real Capital Analytics (RCA) sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres rund 44,5 Milliarden Euro in europäische Gewerbeimmobilien investiert worden - 32 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und damit der niedrigste Wert seit sechs Jahren sowie dramatisch unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahren, den RCA mit rund 71 Milliarden angegeben hat. Laut RCA wird zudem Kontinentaleuropa im Zuge des Brexit dem Nimbus als sicherer Hafen nicht gerecht: Auch wenn sich Großbritannien (außer London, dort lief es dank eines Großdeals im Rahmen der Übernahme des Hauptsitzes von Goldman Sachs durch Lasalle gut) als unterdurchschnittlich erwies, hat sich das erste Quartal in Kontinentaleuropa langsamer als üblich und schwächer als in UK gezeigt. Jedoch: Was die Analyse nicht beschreibt ist der Umstand, dass die Nachfrage nach Core-Produkten im Gewerbebereich das Angebot übersteigt. Vielmehr argumentiert RCA, dass Käufer auf Grund der aktuellen Wirtschaftsprognosen zurückhaltend agierten.
In Österreich etwa sei das Q1 mit einem Volumen von rund 255 Millionen Euro um 72 Prozent gegenüber 2018 gesunken - jedoch nur um 10 Prozent im Zehnjahresvergleich. Hierzulande ist allerdings evident, dass ein Produktmangel im Core-Segment herrscht, der durch mittlere Transaktionen nicht ausgeglichen werden konnte. Dafür boomt es in anderen Märkten, die noch nicht wirklich am Radar von Investoren aufgetaucht sind. Litauen etwa konnte das Volumen im ersten Quartal mit 227 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr verzwanzigfachen, Schweden mit drei Milliarden Euro und Finnland mit zwei Milliarden Euro verdoppeln. Dennoch: Nach Großbritannien bleibt Deutschland mit 8,2 Milliarden Euro immer noch stärkste Destination in Kontinentaleuropa.
Und: Wohnimmobilien haben nun endgültig dem Einzelhandelssektor als Investmentposten den Rang abgelaufen, schreibt RCA, sie liegen damit hinter Büroimmobilien, die immer noch auf der Spitze am Investmentmarkt stehen. Retail-Investments seien im Jahresvergleich gleich um 62 Prozent zurückgegangen. Tom Leahy, Senior Director EMEA-Analytics bei RCA, führt das auf auf den E-Commerce zurück, der immer mehr Anteile vom stationären Handel abgreift und damit dem Ruf von Einzelhandelsimmobilien mit stabilen Mieteinnahmen untergräbt.