Resümee über 3,5 Jahre Goldenes Quartier
Wie aus B-Lagen A-Standorte werden
von Charles Steiner
Der Einzelhandel ist einem massivem Wandel unterzogen, E-Commerce und verändertes Kundenverhalten bringen enorme Herausforderungen für Retail - und auch für Stadtentwickler. Dieser Schluss wurde im Rahmen einer Pressekonferenz „Wiener Innenstadt im Wandel“ im in Bälde eröffneten Restaurant Ai im Goldenen Quartier vor Journalisten gezogen. Besagte Herausforderungen wurden von den aktuellen Trends von RegioPlan untermauert, wie Geschäftsführerin Hania Bomba erklärt: Die Welt urbanisiert sich, durch die Globalisierung wird alles internationaler, die Welt ein Dorf. „Obwohl man jetzt rund um die Uhr via Onlinehandel einkaufen kann, sind viele Kunden überfordert. Sie wollen Klarheit, und starke Marken schaffen diese. Zudem setzen viele Konsumenten auf Individualisierung, sie wollen in der Masse nicht untergehen. Marken können dies bewerkstelligen. Und: Der Handel selbst verliert immer mehr die Funktion als Frequenzbringer, vielmehr gehe der Handel dorthin, wo die Frequenzen vorhanden sind.“
Mit entsprechender Innenstadtentwicklung lassen sich auch Seitenlagen in A-Standorte aufwerten. Ein Beispiel dafür sei das vor dreieinhalb Jahren von der Signa entwickelte Goldene Quartier im Wiener Zentrum. Dieses habe sich, so Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber, zu „einem internationalen Benchmark für Mode, Lifestyle und Quartiersentwicklung geworden.“ Stadlhuber plädierte anlässlich der von RegioPlan vorgestellten Trends, dass alle Beteiligten aus Handel, Tourismus und Verwaltung - etwa einer ARGE Innenstadt nach dem Berliner Modell AG City Berlin - an einem Strang ziehen müssten. „So etwas wäre in Wien wünschenswert“, sagt Stadlhuber. Zu den Sonntagsöffnungszeiten fordert er, die Wiener Innenstadt zu einer Tourismuszone umzuwandeln.
Generell wird sich in den kommenden Tage im Goldenen Quartier einiges tun: Anfang Oktober eröffnet das asiatische Restaurant Ai auf rund 600 m², seit Anfang September gibt es dort den ersten „Fleurs de Paris“-Store in Österreich. Im November wird dann im Fashionbereich ein Amicis Concept Store auf knapp 300 m² eröffnen.
Umfrage: "Eigenheim kaum noch finanzierbar"
Wie leistbar ist Wohnen heute noch?
von Gerhard Rodler
Die Mehrheit der Österreicher (58 Prozent) meint, dass der Anteil der Wohnkosten am Haushaltsbudget in den letzten fünf Jahren gestiegen ist. 21 Prozent sprechen sogar von einem starken Anstieg der Wohnkosten. Dies vor allem in Wien sowie für Österreicher mit Pflichtschulabschluss oder einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2.000 Euro. Das ergibt eine aktuelle immoscout-Umfrage. Demnach meint die Hälfte auch, sich bei anderen Ausgaben bewusst einzuschränken, um sich das Wohnen leisten zu können. 88 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sich „durch die Entwicklung der Immobilienpreise viele Österreicher das Wohnen bald nicht mehr leisten können.“ Vor allem die Wiener und Tiroler sehen dies so. Dementsprechend wünschen sich 9 von 10 (92 Prozent), und dies unabhängig vom eigenen Haushaltsnettoeinkommen, dass Staat und Gemeinden in Vorlage treten und sich bemühen, dass Wohnen leistbar bleibt oder leistbarer wird, Frauen mehr als Männer (96 versus 89 Prozent).
9 von 10 denken, dass sie sich die aktuelle Bleibe auch zukünftig leisten können (46 Prozent sicher, 44 Prozent eher schon). In Wien sind sogar 95 Prozent „frohen Mutes“. Es sind eher die Jungen und die Frauen, die sich hier ängstlicher zeigen. Ein Fünftel der jungen Generation der 18- bis 29-Jährigen stimmt überdies der Aussage „Ich habe große Angst, dass ich mir Wohnen künftig nicht mehr leisten kann“ sehr zu, bei den Frauen liegt der Anteil bei 15 Prozent.
Ob man in Österreich eine leistbare Wohnung findet, wenn man eine solche sucht - diese Frage polarisiert die Österreicher. 44 Prozent stimmen der Aussage sehr oder eher zu, 56 Prozent eher nicht oder überhaupt nicht. Vor allem die Wiener, Salzburger und Tiroler, in den Bundesländern mit höheren Immobilienpreisen, zeigen sich hier weit kritischer als Restösterreich. Was die Leistbarkeit oder Nicht-Leistbarkeit eines Eigenheimes anlangt, ist man sich einigermaßen einig: 81 Prozent finden, dass man sich als Normalsterblicher den Kauf eines Eigenheimes praktisch nicht mehr leisten kann. Auch hier zeigen sich Wiener und Tiroler kritischer als der Bundesschnitt.