RH-Kritik wegen ÖBB-Immobilie
ÖBB sieht "persönliche Verfehlungen eines Einzelnen"
von Stefan Posch
Zwischen 2010 bis 2014 wurde der ehemalige Standort der ÖBB-Generaldirektion in der Gauermanngasse 2-4 in der Wiener Innenstadt generalsaniert und in Folge vermietet. Vergangenen September überprüfte der Rechnungshof (RH) die Organisation, die Aufgabenerfüllung und die wirtschaftliche Lage der Gauermanngasse KG, deren Gründung 2006 von der ÖBB-Infrastruktur Bau AG beschlossen wurde. Die Marktüblichkeit von Entgelten für Leistungen (z.B. Generalsanierung, Hausverwaltung) sei nicht belegbar, wird unter anderem in dem Schreiben kritisiert. Zudem habe die ÖBB-Immobilienmanagement eine falsche Basiszahl bei der Indexanpassung des Mietzinses verwendet. Dadurch seien bis Oktober 2016 Mieterlöse von etwa 145.000 Euro ausgeblieben. Bei der Generalsanierung seien zudem auch die Ausstattungswünsche der Mieter berücksichtigt worden. Bezüglich einer Mieterin habe die ÖBB-Immobilienmanagement im Jahr 2012 ungeplante Mehrkosten von rund 2,30 Millionen Euro festgestellt. In der Kritik steht auch ein von der Gesellschaft 2011 abgeschlossener Mietvertrag, der im Vergleich zu den Mustermietverträgen nachteilig sei. Aufgrund der Beeinträchtigung durch die Generalsanierung sei auch ein Risiko einer Schadenersatzpflicht von bis zu 500.000 Euro entstanden. In der Folge verzichtete die Gauermanngasse KG auf offene Mietforderungen von 105.589 Euro. Die Bruttoanfangsrendite von 6,54 Prozent im Jahr 2015 wurde vom RH hingegen als "vergleichsweise hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals" angesehen.
"Die vom RH gerügten Missstände sind zum Großteil durch persönliche Verfehlungen eines Einzelnen passiert und natürlich sehr bedauerlich", heißt es auf Anfrage des immoflash vonseiten der ÖBB-Holding. Die notwendigen Konsequenzen seien "bereits vor Jahren - personell wie rechtlich"- gezogen worden. Auch eine Wiederholung der fehlerhaften Mietzinsanpassung durch den Computer könne laut dem Unternehmen nun nicht mehr passieren. Die Forderung des RHs nach besserer Vertragsgestaltung sei "im Prinzip in der Theorie sicher sinnvoll - allerdings nur dann möglich, wenn sich entsprechende Verträge in der Praxis am Markt auch durchsetzen lassen". "Hier war dies leider nicht der Fall, die einzige Alternative wäre also 100-prozentiger Mietverlust gewesen, was der RH sicher auch zu Recht kritisiert hätte", heißt es in der Stellungnahme weiter. Die Marktkonformität der Verwaltungsentgelte sieht der Konzern hingegen "durchaus gegeben" - dennoch würde die ÖBB Maßnahmen setzen, "die dies besser für die Öffentlichkeit nachvollziehbar machen".
Deutscher Wohninvestmentindex gibt leicht nach:
"Gesunde Verschnaufpause"
von Gerhard Rodler
Der AENGEVELT-Wohninvestment-Index AWI hat laut soeben veröffentlichten Daten leicht nachgegeben. Aber das bedeutet noch lange nicht das Ende der Wachstumskurve nach oben, sondern wird allgemein als gesunde "Verschnaufpause" vor weiteren Wachstumsentwicklungen gewertet.
Im Ergebnis der aktuellen Frühjahrsbefragung: Nach dem Rekordwert im Herbst 2016 (Herbstbefragung 2016: 77,1 Pkt.) hat der AWI nun leicht auf 76,1 Punkten nachgegeben, verbleibt indessen auf sehr hohem Niveau. Dabei vollzog sich diese Entwicklung über alle Wohnlagen, allerdings mit unterschiedlichen Ausprägungen.
Am geringsten sank der Wert in einfachen Lagen: um 0,4 Punkte von 74,1 (Herbst 2016) auf 73,7 Punkte, gefolgt von den mittleren Lagen mit minus 0,7 Punkten auf 78,6 Herbst 2016: 79,3). Den stärksten Rückgang verzeichnen die guten Lagen. Hier ging der Wert um 3,2 Punkte auf 73,5 zurück (Herbst 2016: 76,7) und liegt damit erstmals unter dem Wert in den einfachen Lagen.
Ungeachtet der unterschiedlichen Entwicklungen zeigt der AWI unverändert in allen Lagen klar einen Vermieter-/Eigentümermarkt mit überdurchschnittlichem Miet- und Kaufpreisniveau an (Marktgleichgewicht: 40 bis 60 Punkte).
Besonders beachtenswert ist der Wert des AWI in den einfachen Lagen: Befand sich dieser noch im Frühjahr 2015 mit 59,7 Punkten im Marktgleichgewicht, bewegt er sich mittlerweile auf dem Niveau der mittleren und guten Lagen. "Die Attraktivität einfacher Lagen ist u.a. als eine Reaktion auf die aktuelle Zuwanderung zu sehen, durch die kurz- und mittelfristig der Bedarf an Mietwohnungen vor allem in einfachen Lagen rasant gestiegen ist", erläutert Michael Fenderl, Leiter AENGEVELT-RESEARCH, und führt weiter aus: "Die Bautätigkeit in Deutschland ist zwar gestiegen, doch liegen die Neubaufertigstellungen immer noch deutlich unter dem 20-Jahres-Durchschnitt. Weiteres Problem: Der Wohnungsneubau insbesondere in den Wachstumskernen findet schwerpunktmäßig in den gehobenen Miet- und Kaufpreissegmenten statt. Entsprechend besteht i.d.R. weiterhin eine Wohnungsknappheit vor allem im mietpreisgünstigen Bereich. Hier wird sich die Situation weiter verschärfen."