Zinshausmarkt freut sich über Zuwächse
1,1 Milliarden Euro Umsatz im ersten Halbjahr 2022
von Elisabeth K. Fürst
In das mittlerweile 26te Jahr geht der Zinshaus-Marktbericht von Otto Immobilien und das aktuelle Fazit ist positiv. Denn so Firmeninhaber Eugen Otto: "Der Zinshausmarkt widerspricht im ersten Halbjahr 2022 allen Gesetzen und Regeln, die wir aus anderen Märkten kennen. Es scheint so, als hätte der Ausbruch des furchtbaren Krieges im Frühjahr, keinerlei Einfluss auf ihn. Weder auf die Angebote, noch auf die Preise oder Transaktionsvolumina. Es hat in allen Bereichen Zuwächse und Steigerungen gegeben. Ich glaube trotzdem, dass wir uns in einer Zeitenwende im Immobilienmarkt befinden."
In Zahlen heißt das, dass sowohl die Gesamtanzahl der Verkäufe mit plus 36 Prozent, als auch das Verkaufsvolumen mit plus 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum neuerlich gestiegen sind. Den gemeinsamen Umsatz von Assetdeals und Sharedeals im ersten Halbjahr 2022 betrug 1,1 Milliarden Euro.
Auch die Preissteigerungen in den einzelnen Bezirken lagen im Schnitt unverändert im zweistelligen Prozentbereich. Philipp Maisel, Teamleiter Zinshaus bei Otto Immobilien: "Bei den Verkäufen verzeichnen der 9. Bezirk mit der Gegend rund um den Franz-Josefs-Bahnhof, Althanstraße und Friedensstraße und der 16. Bezirk rund um die Ottakringerstrasse die stärksten Zuwächse. Im Kommen ist auch der 12. Bezirk. Objekte mit Potential werden hier bewusst nachgefragt. Auch der 8te ist weiter im Fokus." Der starke Rückgang an angebotenen Wiener Gründerzeit-Zinshäusern und die gleichzeitig starke Nachfrage haben dazu geführt, dass die Mindestpreise in einzelnen Bezirken deutlich zugelegt haben. Der höchste Zuwachs bei den Mindestpreisen konnte im 12. (+ 22 Prozent) und 8. Bezirk (+19 Prozent) verzeichnet werden. Ebenfalls stark gestiegen sind die Einstiegspreise in den Bezirken 9, 10, und 18. Bei den Maximalpreisen konnte man in ganz Wien eine durchschnittliche Veränderung von plus 11 Prozent beobachten. "Die niedrigsten Einstiegspreise sind zwar weiterhin in den Bezirken außerhalb des Gürtels zu finden, aber mittlerweile wird kein Wiener Gründerzeit-Zinshaus in einem durchschnittlichen Zustand unter 2.275 Euro/m² verkauft", ergänzte Christopher Kmen, Senior Analyst bei Otto Immobilien Research.
Die Maximalrenditen sind in den meisten Bezirken weiter gesunken, der Rückgang hat sich jedoch abgebremst. Somit weisen alle Bezirke mittlerweile eine Rendite von weniger als 3 Prozent auf. Ein Thema, das natürlich alle - Verkäufer wie Käufer - gleichermaßen beschäftigt, sind die ESG-Kritierien. Klar ist, dass jene Gebäude, die schon jetzt auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, auch am meisten nachgefragt werden.
Otto fasst zusammen: "Wir glauben, dass das Angebot weiter groß sein wird. Es ist nicht so, dass das Geld knapp ist. Aber es wird eine längere Verweildauer am Markt geben. Die werden sich der Weiterentwicklung des Bestandes verstärkt widmen (müssen), denn uns alle wird in den nächsten Jahren beschäftigen, wie man das Zinshaus klimafitter machen kann. Für das zweite Halbjahr wird es sicher weniger, aber es wird eine Renaissance für Investments in die Immobilien geben."