Gemeinnützige bauen wieder stärker
"Besser mehr Miete, weniger Eigentum"
von Gerhard Rodler aus Lyon
Ab jetzt wird auch im gemeinwirtschaftlichen Sektor am Bau wieder verstärkt in die Hände gespuckt. Die Situation, dass tatsächlich noch vor rund einem halben Jahr eine namhafte Zahl an größeren geförderten Bauvorhaben von Gemeinnützigen nicht mehr vergeben werden konnte, weil die Preise weit über den förderbaren Grenzen waren, scheint sich jetzt wieder zu entspannen. Einerseits wurden die Grenze von der öffentlichen Hand bekanntlich angehoben, andererseits registrierten die Gemeinnützigen eine Trendwende. "Der Preishöhepunkt scheint überschritten", sind sich vwbf-Obmann Michael Gehbauer und GBV-Obmann Klaus Baringer einig. "Bis zu Gesamtherstellungskoten von unter 2900,- pro m2 Nettonutzfläche können wir Projekte umsetzen." Und aufgrund scheinbar dünner werdender Auftragsbücher der Baufirmen ab dem kommenden Jahr sei dies immer öfter auch möglich. Nachsatz: "Aber niemand weiß, was durch Inflation, Zinsen und Lieferketten in den nächsten Monaten auf uns zukommt."
Angesichts seit Jahren rückläufiger Objektförderungssummen der öffentlichen Hand plädiert Gehbauer im Rahmen einer Wohn-Studienreise nach Lyon für mehr Geld, denn "sozialer Wohnbau ist eine wichtige soziale Funktion."
Petra Neuherz, stv. vwbf-Obfrau und Vorstand der steirischen Siedlungsgenossenschaft Köflach analysiert, dass in Frankreich tendenziell eher Eigentum stark gefördert würde. Gehbauer kann sich dagegen mehr Miete erwärmen, weil hier die mit öffentlicher Hilfe errichteten Wohnungen langfristig jenen, die diese brauchen, erhalten bleiben würden. Von der eine Million gefördert errichteten Genossenschaftswohnungen stehen noch gut zwei Drittel zur Verfügung, der Rest ist nicht mehr in der Verfügung der Genossenschaften.
Miethäuser seien auch bei der aktuell nötigen Umrüstung der Energiesysteme im Vorteil, weil dies hier rascher und einfacher umgesetzt werden könne. "Ich sehe im geförderten Bereich das Mietsystem klar im Vorteil."
Neuherz zeigt das hohe Potenzial von Biomasse im Wohnbau auf. "Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Hackschnitzelheizungen mit regionaler Belieferung". Die Systemkosten von Biomasse seien jedenfalls absolut konkurrenzfähig mit konventionellen Energieformen, "aber gerade aktuell eben viel sicherer bei der Versorgung."