Gewerbeimmobilien stark gefragt
Europaweit 281 Mrd. Euro im 1. Quartal investiert
von Leon Protz
Das Volumen der Investitionen in Gewerbeimmobilien in Europa erreichte im ersten Quartal 2022 ein neues Zwölfmonatshoch von 281 Mrd. Euro. Der Bürosektor, auf den 125 Mrd. Euro entfallen (+30 % über dem langfristigen Durchschnitt) und in dem sich die Investoren weiterhin auf zentral gelegene, flexible, serviceorientierte und energieeffiziente Objekte der nächsten Generation konzentrieren, ist bei weitem die bevorzugte Anlageklasse. Angetrieben durch die rasante Zunahme des E-Commerce und das prognostizierte Mietwachstum verzeichneten Logistik- und Leichtindustrieflächen ein rekordverdächtiges Investitionsvolumen von 67 Mrd. Euro. Auch Einzelhandels- und Freizeitimmobilien erlebten mit Zuwächsen von 63 % bzw. 3 % über zwölf Monate einen Aufschwung. Frankreich und Norwegen verzeichneten ein Rekordvolumen für ein erstes Quartal bei Einzelhandelsimmobilien. Mit Aufhebung der Reisebeschränkungen hatte auch Spanien einen guten Start in der Tourismusbranche. Die Investitionen in alternative Sektoren wie betreutes Wohnen und Gesundheitswesen sind im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal zurückgegangen, was vor allem auf einen Angebotsmangel zurückzuführen ist.
77.000 zusätzlichen Wohnungen in Österreich
Mehr Wohnungen benötigt
von Gerhard Rodler
Wie in Deutschland dürfte auch in Österreich der Strom an ukrainischen Kriegsflüchtlingen die heimische Wohnungsknappheit noch weiter anheizen. Mit der Ankunft von 200.000 Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine rechnet der Flüchtlingskoordinator für Österreich. Seine Prognose bezieht sich dabei auf Menschen, die sich längerfristig in Österreich aufhalten werden. Menschen also, die hier Wohnungen benötigen werden, die meisten von ihnen in Wien.
Ausgehend von der Prognose des Flüchtlingskoordinators und der durchschnittlichen Haushaltsgröße in der Ukraine von 2,6 Personen, ergeben sich ca. 77.000 neue Haushalte, die in Österreich längerfristig Wohnraum benötigen werden. Erfahrungen aus früheren Fluchtbewegungen haben gezeigt, dass die Mehrheit der geflüchteten Menschen in Wien bleibt. Nimmt man an, dass ca. 50 Prozent der Geflüchteten in der Hauptstadt verbleiben, ergibt sich eine Schätzung von rund 38.000 zusätzlichen Haushalten durch den Ukraine-Krieg für Wien.
In Deutschland wurden bereits im März die seinerzeitigen Ausnahmeregeln der letzten Flüchtlingsbewegung reaktiviert. Damals gab es ein extrem vereinfachtes und sehr schnelles Bauverfahren und Bauten waren auch auf Flächen möglich, die unserem Bauhoffnungsland entspricht. Allerdings werden diesmal für die ukrainischen Flüchtlinge Bauten für einen relativ dauerhaften Gebrauch errichtet, da man (auch) in Deutschland davon ausgeht, dass die Zahl jener, die dauerhaft in Deutschland bleiben, dort in die hunderttausende geht.
Anders als in Deutschland gibt es für derartige "Flüchtlingsunterkünfte" in Österreich aber keine Sonderregelungen. Aufgrund der Kreditklemme ab Anfang Juni für private Wohnungskäufer wird sich der Druck auf den Mietwohnungsbereich damit massiv erhöhen.