Immobranche bleibt global stark
Keine Angst vor Zinsen und Konjunktur
von Gerhard Rodler
Angesichts des unsicheren Umfelds verzeichneten auch die weltweiten Immobilienaktien in den letzten Wochen einen Rückgang - ausgelöst durch steigende reale (inflationsbereinigte) Renditen sowie Anleger, die die Auswirkungen einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums oder einer Rezession auf die Immobilienerträge einkalkulieren. Ist das das Ende des globalen Immobilienbooms? Platzt eine Blase?
Nein, sagt Janus Henderson in seiner aktuellen Analyse. Zumal die Inflation preis- und nicht nachfragegetrieben sei, müssen auch diese anders bewertet werden. Naheliegend ist da, meinen andere Experte, dass bei preisgetriebener Inflation eine spürbare Zinserhöhung nicht den erwünschten Effekt hätte, sogar durch somit weiter steigende Kosten die Inflation sogar noch befeuern würde.
Die jüngste Gewinnsaison für REITs erwies sich trotz der Befürchtungen, dass das nachlassende Wachstum die Gewinnentwicklung an den Aktienmärkten insgesamt belasten könnte, als positiv für die Unternehmen, insbesondere für die in strukturellen Wachstumsbereichen tätigen. Die positiven Unternehmensaussichten machten erneut deutlich, wie gut die Fundamentaldaten des Sektors sind, mit einer starken Mieternachfrage und einem begrenzten neuen Immobilienangebot in einem zunehmend schwierigen Umfeld für Neubauten. Darüber hinaus hat sich das Thema Fusionen und Übernahmen in diesem Sektor fortgesetzt. Dabei versuchen große private Immobiliengesellschaften von börsennotierten Immobilienaktien zu profitieren, die mit großen Abschlägen zu den Bewertungen des Privatmarktes gehandelt werden.
Immobilien sind zwar nicht immun gegen die sich verändernde makroökonomische Situation, aber sie bieten einen gewissen Schutz, aufgrund ihrer verlässlicheren Einkommensquellen, Diversifizierungsvorteile und ihres langfristigen Inflationsschutzes. Auch die Management-, Vermögens- und Bilanzqualität (Finanzkraft) wird wahrscheinlich wieder in den Vordergrund rücken. Angesichts schwächelnder Kreditmärkte dürfte ein Exposure in Unternehmen mit solideren Bilanzen eher belohnt werden.
Bei den Gewerbeimmobilien gibt es keine Anzeichen für eine sinkende Nachfrage. Fast das ganze letzte Jahr und bis heute haben wir bei fast allen Immobilientypen, vom Einzelhandel bis zur Industrie, eine starke Entwicklung verzeichnet. Bei US-Wohnungen haben wir beispielsweise im Jahresvergleich ein zweistelliges Mietwachstum verzeichnet, je nach Markt und spezifischem Objekt. Ein ähnliches Mietwachstum beobachten wir bei Industrieimmobilien sowie ein gesundes Wachstum bei Hotels.
Auf unteren Ende des Wachstumsspektrums befinden sich Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Büromieten stagnieren und haben sich noch nicht wirklich auf das Niveau vor der Pandemie erholt. Im Einzelhandel verzeichnen wir ebenfalls ein niedriges einstelliges Mietwachstum.