Immobilienpreise steigen auch 2022 stark
Österreichweit Steigerungen um 8 Prozent erwartet
von Stefan Posch
Wohnimmobilien haben auch 2021 stark an Wert gewonnen und bleiben somit eine verlässliche Krisenwährung. Im Durchschnitt haben sich Wohnimmobilien österreichweit um 11,8 Prozent verteuert. In Wien betrug die Preissteigerung im vergangenen Jahr 10,8 Prozent. Auch für das Jahr 2022 werden starke Preissteigerungen um die 8 Prozent erwartet. Das zeigt die Studie zum Wiener Wohnimmobilienmarkt, der heute von Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Raiffeisen Research und Raiffeisen Immobilien präsentiert wurde. RLB NÖ-Wien verzeichnete zudem im Jahr 2021 eine steigende Nachfrage nach Immobilienfinanzierung um 7,5 Prozent.
Wie sich die Verschärfungen der Kreditabgabestandards auswirken werden, ob es deswegen zu Vorzieheffekte kommen wird, bleibt laut Reinhard Karl, Kommerzkundenvorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, abzuwarten. Die Verschärfungen seien aber in seinem Haus bereits schon gängige Praxis. Auswirkungen sehe er deswegen im "überschaubaren Bereich".
Das Zinsniveau schätzt Karl trotz leichter Steigerungen noch immer als günstig ein. Bei den Hypothekarkrediten ist die Zinswende zudem noch nicht angekommen. "Hier geht es nach oben, aber es gibt noch immer negative Realzinsen", so Karl.
Das Thema Inflation sei am Immobilienmarkt bereits seit 10 Jahren präsent, erklärt Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research. Das Inflationsthema sei aber deswegen besorgniserregend, weil es von Ökonomen und Institutionen als kurzfristiges Phänomen gesehen werde. Betroffen ist vor allem auch der Bausektor. "Hier fressen sich die Baukosten auch in die Immobilienpreise hinein", so Brezinschek. "Wir gehen von zweistelligen Wachstumsraten aus, was die Baukosten betrifft."
Laut Matthias Reith, Senior Ökonom von Raiffeisen Research, bedeuteten alle Krisen der letzten 20 Jahre einen Schub für den österreichischen Immobilienmarkt: "Die Flucht in Betongold war in den letzten 20 Jahren ein preissteigender Faktor. Auch dies jetzige Krise sollte sich als Unterstützung des Marktes erweisen. Immobilien seien zudem in der Vergangenheit Inflationsgewinner, solange es nicht in den zweistelligen Bereich ausbricht. Das Dosis macht das Gift", so Reith. Das Jahr 2022 könnte also abermals ein dynamisches Jahr für den österreichischen Immobilienmarkt werden. Reith erwartet eine Preissteigerung um 8 Prozent. Wobei in der zweiten Hälfte des Jahres mit weniger Steigerungen zu erwarten sind, ein Vorbote für die kommenden Jahren. "Wir erwarten kein Ende des Zyklus aber die sehr hohen Preissteigerungen dürften mit 2023 vorbei sein", so Reith.
Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien Vermittlung, sieht zudem die Nachfrage für Anlegerwohnungen weiter als sehr hoch. "Viele kaufen Vorsorgewohnungen für ihre Kinder oder ihrer eigene Pension", so Weinberger. Mit der Pandemie ist auch das Thema der Freiflächen und Größe der Wohnungen größer geworden. Bei Eigennutzern ist die Nachfrage nach größeren Einheiten noch größer. 3-4 Zimmer, ab 80 Quadratmeter sind laut Weinberger die Traumwohnung für Eigennutzer. Wohnungen ohne Freiflächen zu verkaufen ist heute laut Weinberger fast unmöglich.