Büro- und Logistikimmobilien gewinnen stark
Immobranche erholt sich europaweit
von Gerhard Rodler
Der europäische Immobilienmarkt erholte sich im Jahr 2021 stark und näherte sich zum Jahresende dem Vorkrisenniveau an. Zwei Anlageklassen heben sich deutlich ab: Büroimmobilien, vor allem in Frankreich und Deutschland, und der Logistikmarkt, dessen Investitionsvolumen deutlich zugenommen hat. Trotz einer Belebung zum Jahresende und Investitionen in Höhe von 11 Mrd. Euro im vierten Quartal hinkt der französische Immobilien-Investmentmarkt im Vergleich zu 2020 immer noch um 8 % hinterher.
Virginie Wallut, Director of Real Estate Research and Sustainable Investment bei La Française Real Estate Managers: "Das liegt vor allem daran, dass die Investoren selektiver vorgehen. Sowohl Investoren als auch Mieter bevorzugen zentral gelegene, flexible, serviceorientierte und energieeffiziente Objekte der nächsten Generation." Dieser Trend werde den Immobilienmarkt noch stärker polarisieren, und wir sollten mit höheren Leerständen in Vorstadtlagen rechnen. Ein weiterer Trend ist zu beobachten. Investoren sind bestrebt, ihre Immobilienportfolios durch Investitionen in defensive Immobiliensegmente wie Wohngebäude, betreutes Wohnen (für Studenten und Senioren) und zentral gelegene Gesundheitszentren zu diversifizieren. Angesichts des strukturellen Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage sind sie jedoch mit einem begrenzten Bestand konfrontiert.
Das Investitionsvolumen in Gewerbeimmobilien in Europa ist um 19 % gestiegen und wird bis 2021 256 Mrd. Euro erreichen. Büroimmobilien, insbesondere in Frankreich und Deutschland, sind mit einem Investitionsvolumen von 111 Mrd. Euro der große Gewinner. Auf Logistikimmobilien entfallen 24 % der Investitionen im Jahr 2021, erstmals dicht gefolgt von Büroimmobilien in Großbritannien. Alternative Segmente, einschließlich Gesundheitswesen, betreutes Wohnen usw., litten unter dem mangelnden Angebot. Interessant ist, dass die Investitionsvolumina in den europäischen Ländern sehr heterogen sind. Der britische und der schwedische Markt verzeichnen erhebliche Zuwächse, während Frankreich und Belgien im Vergleich zum Jahr 2020 zurückbleiben. Ausländisches Kapital, insbesondere aus den USA, fließt weiterhin in den europäischen Markt und entspricht 50 % des investierten Kapitals im Jahr 2021.
Angesichts der günstigen Finanzierungsbedingungen und der niedrigen risikofreien Zinssätze behielten Immobilien ihren Status als sicherer Hafen bei. Die Spitzenrenditen zogen 2021 angesichts der Angebotsknappheit und der hohen Mieternachfrage nach zentral gelegenen Büroimmobilien an. Die Spitzenrenditen für Büroimmobilien liegen in Paris und den deutschen A-Städten unter 3 % und in Amsterdam, London, Madrid und Brüssel zwischen 3 und 3,5 %. Nach dem Brexit sind die Spitzenrenditen in Großbritannien weiterhin höher als in anderen europäischen Hauptstädten. Eine stärker als erwartete wirtschaftliche Erholung und ein erneutes Investoreninteresse könnten jedoch zu einer Marktkorrektur führen. Neue Energieeffizienzstandards und Zentralitätsanforderungen erhöhen den Druck auf die Renditen veralteter und energieineffizienter Immobilien, insbesondere in städtischen Randgebieten.
Trotz der verbreiteten Telearbeit, deren Auswirkungen durch den Wirtschaftsaufschwung und einen stabilen Arbeitsmarkt teilweise kompensiert werden dürften, ist die Nachfrage im Jahr 2021 wieder stark angestiegen. Die Nachfrage wird insbesondere von den Sektoren Technologie, Industrie, Biowissenschaften und Energie getragen. Insgesamt stieg der Flächenumsatz* auf dem Büromarkt 2021 um 31 % und lag damit immer noch 20 % unter dem Niveau von 2019. Die Mieter bevorzugen weiterhin zentral gelegene Objekte der nächsten Generation, wie der Anstieg des Flächenumsatzes um 42 % zeigt.
Auch Eigentumswohnungen steigen um Zehntel
Hauspreise im Süden steigen bis 21 Prozent
von Gerhard Rodler
Im Jahresvergleich stiegen Angebotspreise 2021 für Eigentumswohnungen österreichweit um 9,5 Prozent, für Häuser im Schnitt um 14 Prozent. Im zweiten Pandemiejahr haben die Preise für Häuser jedoch in den günstigen Regionen mit bis zu 21 Prozent deutlich stärker angezogen als im ohnehin teuren Westen, wo sich die Steigerungsraten mehrheitlich im einstelligen Bereich bewegen. Die Datenanalyse von ImmoScout24 zeigt, dass das Durchschnittshaus in Salzburg, Tirol und Vorarlberg doppelt so teuer ist wie in Kärnten, Niederösterreich oder der Steiermark. Am günstigsten sind Häuser und Wohnungen im Burgenland, am teuersten in Wien, Salzburg und Innsbruck.
Die Angebotspreise für Häuser liegen bei durchschnittlich 3.043 Euro pro Quadratmeter. Umgerechnet auf ein 130-Quadratmeter-Haus bedeutet das einen Kaufpreis von 395.638 Euro. Deutlich darüber liegen die Preise für das Eigenheim mit Garten in der Bundeshauptstadt (692.700 Euro), Salzburg (672.500 Euro), Tirol (661.900 Euro) und Vorarlberg (654.700 Euro). Die Preise sind hier weitgehend geringer, bis maximal 8,8 Prozent angestiegen - mit Ausnahme des westlichsten Bundeslandes Vorarlberg, wo Häuser im Österreich-Schnitt um rund 14 Prozent teurer wurden.
Unter 300.000 Euro sind Häuser nur noch in Burgenland zu erwerben. Leicht darüber liegen Kärnten (312.350 Euro), Niederösterreich (323.900 Euro), die Steiermark (328.300 Euro) und Oberösterreich (352.500 Euro). „Die Tatsache, dass Eigentum in den südlichen und östlichen Bundesländern noch leistbarer ist, hat zu einer stärkeren Nachfrage und damit auch zu einem stärkeren Preisanstieg gerade in diesen Regionen geführt“, erläutert Markus Dejmek, Österreich-Chef von ImmoScout24.