Radikalumbau am Büromarkt
Nachfrageboom in Linz und Graz
von Gerhard Rodler
Radikalumbau am österreichischen Büromarkt. Neue Arbeitsmodelle wie Remote Work oder Homeoffice beeinflussen die Flächenstrategien der Unternehmen und damit den Büromarkt.
„2021 wird voraussichtlich das schwächste Jahr am Bürovermietungsmarkt in Wien seit Aufzeichnungsbeginn. Dies ist vor allem auf die geringe Fertigstellungsleistung und die niedrige Leerstandsrate von ca. 4,3 Prozent, aber nach wie vor auch auf verzögerte Standortentscheidungen zurückzuführen“, so Patrick Schild, Head of Agency bei CBRE.
CBRE geht davon aus, dass sich der Büromarkt in Wien ab 2023 entspannen sollte, da die Pipeline an neuen Fertigstellungen mit ca. 440.000 m² bis 2024 gut gefüllt ist. 2021 und 2022 fallen die Fertigstellungen in Wien mit ca. 73.000 m² bzw. 111.000 m² unterdurchschnittlich aus. Der Gesamtbestand wuchs in den letzten Monaten nur marginal auf rund 11,37 Millionen m². Zudem sorgt der hohe Vorwertungsgrad für wenig Dynamik.
In den ersten drei Quartalen 2021 wurden rund 105.000 m² und damit um 30 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2020 vermietet. „Bis zum Jahresende sollten ca. 160.000 m² Büroflächen in Wien vermietet sein - das schwächste Ergebnis seit Aufzeichnungsbeginn“, so Schild, der feststellt, dass größere Flächengesuche zurzeit kaum oder nur durch Bereitstellung von Untermietflächen bedient werden können. „Der Wiener Büromarkt ist momentan ein absoluter Vermietermarkt. Dadurch steigen auch die Mieten - Spitzenmiete aktuell bei 26,00 Euro/m²/Monat - und Mieter erhalten nur wenige Anreize bei Neuanmietungen“, so Schild, der wesentlich mehr Bewegung in den Jahren 2023 und 2024 erwartet.
Deutlich bewegter sind die Vermietungsmärkte in den beiden größten Landeshauptstädten Graz und Linz. In beiden Städten wird mit einem Anstieg der bürobasierten Arbeit von rund 5 Prozent bis zum Jahr 2024 gerechnet. Dementsprechend soll sich auch das Angebot an neuen Büroflächen entwickeln. In Linz wird mit Fertigstellungen im Ausmaß von ca. 70.000 m² Büroflächen gerechnet, in Graz sollen bis 2024 ca. 91.000 m² neue Büroflächen entstehen. Die steigende Nachfrage nach modernen Flächen wird auch hier für steigende Mieten sorgen.
Während sich der Investmentmarkt in Österreich den Erwartungen entsprechend gut entwickelt, ist der Anteil an Büroimmobilien rückläufig. Im langjährigen Schnitt lag der Anteil von Büroimmobilien am gesamten österreichischen Investmentmarkt bei rund 35 Prozent. Bisher, in den ersten drei Quartalen 2021, wurden allerdings nur 450 Euro Millionen in Büroimmobilien investiert, was einem Anteil von ca. 17 Prozent am Immobilieninvestmentmarkt entspricht.