Statt Enteignung einfach mehr bauen
137.000 Wohnungen mit 36 Milliarden Euro gehen auch
von Charles Steiner
Nach dem überraschend klaren Votum der Berliner für die Enteignung von Wohnungskonzernen am Sonntag, herrscht auf der politischen Seite Ratlosigkeit, in der Immobilienwirtschaft dafür blankes Unverständnis. Denn auch, wenn der neue Senat sich mit dem Volksentscheid auseinandersetzen muss - freilich nicht bindend, da nicht über einen formulierten Gesetzestext abgestimmt wurde - will er ein ähnliches verfassungsrechtliches Debakel wie beim Mietendeckel, der vom Bundesverfassungsgericht kassiert wurde, vermeiden (immoflash Morgenjournal berichtete heute). Nun lässt der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA mit einer eigenen Idee aufhorchen. Mit den potenziellen Kosten von 36 Milliarden Euro für die Vergesellschaftung von rund 240.000 Wohnungen, könne man auch neue Projekte bauen. ZIA-Präsident Andreas Mattner: „Für dieses Geld ließen sich alternativ 137.000 neue Wohnungen bauen - das war der Bedarf an Wohnungen in Berlin im Jahr 2019. Daher kann die Antwort auf den angespannten Markt in der Hauptstadt nur sein: Neubau und die Ausweisung von mehr passenden Flächen für bezahlbaren Wohnraum. So bekommen wir die Lage in den Griff. Der Senat sollte sich daher darauf konzentrieren, das vorhandene Budget gezielt für beschleunigte Verfahren einzusetzen.“ Das auch, weil der Berliner Haushalt, so Mattner, bereits durch die Coronapandemie außerordentlich belastet worden ist und viele Berliner Unternehmen wirtschaftlich angeschlagen sind: „Daher gilt es, mit Augenmaß vorzugehen und die Enteignungsforderung sehr genau rechtlich zu prüfen“, sagt Mattner.
Generell dürfte die rechtliche Komponente des Enteignungs-Volksentscheids schwierig zu lösen sein. Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, warnt vor negativen Konsequenzen auf die Wohnungswirtschaft - auch, wie sie durch die Mietbremse entstanden sind. Auch nur ein begrenztes Risiko möglicher Enteignungen könnte zu einem Rückgang des Wohnungsbaus in Berlin führen. Damit würden Vermieter höhere Risikoprämien verlangen, sodass kurz- und langfristig die Mieten steigen würden. Das würde das Wohnungsangebot weiter verknappen.
Neue Kandidaten für HV im Oktober
Immofinanz nominiert AR
von Charles Steiner
Im Zuge der ordentlichen Hauptversammlung der Immofinanz am 19. Oktober hat der Konzern nun die Kandidaten für den Aufsichtsrat nominiert, zudem soll das Gremium auf sechs Mitglieder aufgestockt werden. Das gab die Immofinanz heute Mittag bekannt. Neu hinzu kommen sollen Dorothée Deuring, Gayatri Narayan, Michael Mendel und Stefan Guetter. Die beiden langjährigen Aufsichtsratsmitglieder Christian Böhm und Nick J. M. van Ommen scheiden aus eigenem Wunsch aus, geht aus einer Mitteilung hervor.
Dorothée Deuring war, bevor sie sich 2014 selbstständig gemacht hatte, unter anderem in Führungsfunktionen bei UBS AG Europe, Bankhaus Sal. Oppenheim und F. Hoffmann-La Roche AG. Laut Immofinanz verfüge sie als unabhängige Corporate Finance Beraterin und Mitglied in mehreren Aufsichtsräten von internationalen, börsennotierten Unternehmen über umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Corporate Governance, Capital Markets sowie Corporate Finance. Gayatri Narayan (35) ist eine Finanzexpertin, die im Immobiliensektor verankert ist und war zuletzt für die Deutsche Bank AG in London tätig. Michael Mendel (64) war unter anderem Vorstandsmitglied der Bank Austria, der HypoVereinsbank sowie Generaldirektor-Stellvertreter der Österreichischen Volksbanken AG und der immigon portfolioabbau AG. Aktuell fungiert er als Aufsichtsrats-Vorsitzender der staatlichen Abbaugesellschaft Heta Asset Resolution und der Covid-19 Finanzierungsagentur der österreichischen Republik, der Cofag. Stefan Guetter (52) war für Dresdner Kleinwort, Aybrook Financial Partners Ltd und Akademia Residenz Berlin tätig. Seit 2019 ist er Partner und General Manager der in London ansässigen Gemcorp Capital LLT.
Dorothée Deuring, Gayatri Narayan, Michael Mendel und Stefan Guetter ergänzen mit ihrer Finanz- und Immobilienexpertise sowie ihren langjährigen internationalen Erfahrungen den Aufsichtsrat der Immofinanz optimal, um den erfolgreich eingeschlagenen Wachstumskurs der Immofinanz zu begleiten„, kommentiert Bettina Breiteneder, Vorsitzende des Aufsichtsrates, die mit zwei Frauen in den Nominierungen auch eine der “besten der besten Diversitätsquoten unter allen börsennotierten Gesellschaften im österreichischen ATX" konstatiert.
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