Weniger Immobilien-Zwangsversteigerungen
Sinkende Terminanzahl bei steigenden Erlöse
von Stefan Posch
Die Corona-Pandemie sorgte für einen Einbruch bei den Zwangsversteigerungsterminen für Immobilien in Österreich aus. So ging laut dem SmartFacts-ZV-Index die Anzahl im 2. Quartal 2020 um fast 60 Prozent zurück. In den übrigen Quartalen glichen sich Anstiege der Anzahl der Zwangsversteigerungs-Termine (Nachzugseffekte) und weitere Rückgänge (zweiter Lockdown im November 2020) weitestgehend aus. Der Großteil der Auswirkungen des zweiten Lockdowns kommt erst im 1. Quartal 2021 zum Tragen. Für die deutlich höheren Erlöse aus Zwangsversteigerungen sind wohl die wegen des ungebrochenen Trends zur Geldanlage in Immobilien hohe Marktnachfrage sowie der - damit zumindest teilweise - einhergehende Preisanstieg von Immobilien verantwortlich.
Für das Jahr 2021 deutet sich nach derzeitigem Stand die ungebrochene, vielleicht sogar noch ausgeprägtere Fortsetzung des Trends „Steigender Erlös bei sinkender Terminanzahl“ an. Dabei muss aber beachtet werden, dass das Aufheben von „Corona“-Maßnahmen - wie z.B. Abgabestundungen, Stundungen von Kreditraten, allfällige Kulanzregelungen - noch deutlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen kann, allerdings erst mit einer zeitlichen Verschiebung in der Größenordnung von 6 - 18 Monaten.
Fünf Jahre in Wohnpolitik nix weitergebracht
Abrechnung mit R2G
von Charles Steiner
Ein denkbar schlechtes Zeugnis für die rot-rot-grüne Berliner Stadtkoalition gibt es von der deutschen Immobilienbranche im Rahmen der demnächst endenden Legislaturperiode. Mehr noch: Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz von Rueckerconsult mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, The Grounds Real Estate, Bottermann Khorrami und der Skjerven Group anlässlich des bevorstehenden Endes der Legislaturperiode konstatierten die Teilnehmer sogar, dass gerade im Berliner Wohnungsmarkt gar nichts weitergegangen sei. Eine berechtigte Kritik, nachdem der wirkungslose Mietendeckel der Stadtkoalition um die Ohren geflogen ist. Dafür ist der Wohnungsneubau gehörig ins Stocken geraten. Demnach wurden in Berlin in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 4,6 Wohnungen je 1.000 Einwohner gebaut. Hamburg sei in diesem Zeitraum auf 5,2 Wohnungen je 1.000 Einwohner gekommen, München auf 5,6 und Frankfurt auf 6,2. Trotzdem der Mietendeckel als verfassungswidrig erkannt wurde, habe es bis dato keine Aufholbewegung gegeben. "Die Genehmigungszahlen für den Wohnungsbau gehen in Berlin seit fünf Jahren zurück", sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. Im Ergebnis ausbleibender Genehmigungen seien 2020 auch erstmals seit 2009 die Fertigstellungszahlen für Wohnungen in Berlin wieder rückläufig. Die Berliner Bauaufsichtsbehörden meldeten 16.337 fertiggestellte Wohnungen und damit rund 14 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Nicht nur das: Die Koalition habe sich mehr um den restriktiven Erhalt des Bestands gekümmert, statt um Anreize für den Neubau. Einar Skjerven, Geschäftsführer der Skjerven Group: "Einschränkungen einerseits und weitgehend unspezifische Vergabe öffentlicher Gelder zum Beispiel bei der Ausübung von Vorkaufsrechten anderseits, kennzeichnen die derzeitige Wohnungspolitik in Berlin.Denn anders als für die Planung und Genehmigung von Wohnungsbauvorhaben sind dafür kaum personelle Ressourcen und größere Kompetenzen erforderlich."
Unnötig zu erwähnen, dass der Mieterdeckel eine geringe Treffsicherheit, dafür aber viele Nebenwirkungen hatte. Laut dem IW Köln habe sich das Mietwohnungsangebot in der deutschen Bundeshauptstadt um 50 Prozent reduziert.