Retail-Mietverträge verkürzen sich
Auch Pandemieklauseln kommen hinzu
von Charles Steiner
Die Coronapandemie mit ihren zahlreichen Lockdowns hat auch einen radikalen Umbruch im Einzelhandel eingeläutet. Mieter drängen zunehmend auf mehr Flexibilität. Konkret bedeutet das: Mietverträge über kürzere Laufzeiten und auch entsprechende Klauseln zur Pandemie, geht aus dem Global Retail von CBRE hervor. Zwar würden Vermieter und Mieter mittels Promotions und Kampagnen gemeinsam kämpfen, um Kunden in Einkaufszentren zu locken, aber: „Wir stellen auch fest, dass die Vermieter darum kämpfen, Einsicht in die Online Umsätze ihrer Mieter zu erhalten. Dies passiert vor allem in all jenen Märkten, in denen E-Commerce einen Anteil von 20 Prozent und mehr hat“, so Walter Wölfler, Head of Retail bei CBRE Austria & CEE.
Global betrachtet haben die Retailmieten zu Jahresanfang um 10,7 Prozent nachgegeben, wobei der Rückgang in Europa mit 12,6 Prozent wesentlich höher war als auf den anderen Kontinenten. Dennoch dürften die Spitzenmieten stabil bleiben - vorausgesetzt, es komme zu keinen größeren Lockdowns mehr. Auch Investoren zeigen sich zunehmend zurückhaltend Retailimmobilien waren auf allen Kontinenten in den vergangenen Jahren in der Gunst der Investoren auf Rang 2 oder 3. Das hat sich durch die Pandemie verändert, sodass Retail nur noch die viertstärkste Assetklasse ist (Asien: Nr. 3). Der Anteil von Retailimmobilien am globalen Investmentvolumen lag im ersten Halbjahr 2021 bei rund 10 Prozent, davon wurde mehr als die Hälfte in Fachmarktzentren und Stand-Alone Objekte investiert. Aufgrund der aktuellen Situation sind die Renditen für Einzelhandelsimmobilien mit global durchschnittlich 5,01 Prozent deutlich über jenen von Office oder Industrial Immobilien und ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2014. Damit bietet sich für Investoren wieder eine günstige Einstiegschance.
Tendenzen zur Erholung sind aber bereits zu bemerken. Der Bereich Food & Catering sei bereits auf gutem Niveau, auch der Bereich Fashion - allerdings werde das Wachstum stark durch E-Commerce getrieben. Dieser wird auch weiter wachsen, so Wölfler: „Die Geschwindigkeit ist abhängig von einigen Treibern wie z.B. Anteil an Stadtbevölkerung, Infrastruktur und Verbreitung von Kreditkarten.“
Steigende Auslastung im H2 als Lichtblick
Motel One verhalten positiv
von Charles Steiner
Die Coronapandemie hat die Hotelbranche wie kaum ein anderes Business getroffen. Entsprechend durchwachsen erweist sich auch die Halbjahresbilanz der Kette Motel One. Durch die krisenbedingten Einschränkungen lag die Gesamtauslastung in den 77 Hotels mit lediglich 16 Prozent nur moderat über der Belegung des zweiten Vorjahresquartals mit 12 Prozent. Der Umsatz von nur 29 (Vorjahr 21) Millionen Euro führte bei der Budget Design Hotelgruppe mit Hauptsitz in München im fünften Quartal in Folge zu einem negativen operativen Ergebnis von 41 (Vj. 50) Millionen Euro. Zum Vergleich: Das EBIT hatte im zweiten Quartal 2019 - also vor der Pandemie - bei einem Plus von 37 Millionen Euro gelegen. Mit einem Halbjahresumsatz von 43 (Vj. 120) Millionen Euro wurde ein negatives EBIT von 84 (Vj. 46) Millionen Euro erzielt. Die staatlichen Covid-Hilfen von 57 Millionen Euro verminderten beim Nettoergebnis den Halbjahresverlust auf 32 Millionen Euro. Im Vorjahresvergleich lag der Verlust bei 51 Millionen Euro. Nimmt man das Vor-Corona-Halbjahresergebnis von 2019 mit einem Nettogewinn von 37 Millionen Euro als Grundlage, so führte die Pandemie - selbst nach Abzug der Covid-Hilfen - bei der Motel One Gruppe alleine für die beiden ersten Halbjahre 2020 und 2021 zu Ertragseinbußen von 157 Millionen Euro.
Durch die europaweiten Lockerungen habe sich die Nachfrage zwar erholt, dennoch fehlt vor allem der Stadthotellerie die elementare Basis des Messe-, Kongress- und weiteren Eventgeschäfts. Auch blieb eine größere Nachfrage bei international Reisenden bislang noch aus. Attraktiv und somit kleine Lichtblicke für den Inlandstourismus in Deutschland und Österreich sind Städte wie Salzburg, Lübeck, Rostock oder Freiburg. Das Eigenkapital reduzierte sich coronabedingt auf 431 (Vj. 487) Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote sank von 71 Prozent auf 61 Prozent und verbleibt damit auf einem soliden Niveau.