Große Bürodeals nehmen ab, Hotel kommt zurück
Investoren-Sturm auf Logistik und Wohnen
von Charles Steiner
Die Coronapandemie hat auch die Investmentpräferenzen deutlich geändert. Das lässt sich aus dem Colliers-Marktbericht EMEA Markets Snapshot Capital Markets Q1 2021 herauslesen, der heute Vormittag publiziert worden ist. Während große Bürotransaktionen im heurigen Quartal deutlich zurückgegangen sind, setzt sich dafür die hohe Marktdynamik in den Segmenten Wohnen, Logistik und Industrie fort.
Direkte Immobilieninvestitionen in Europa erreichten im ersten Quartal 2021 ein Gesamtvolumen von 51 Milliarden Euro. Dies entspricht zwar einem Rückgang von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei betont Colliers, dass das erste Quartal 2020 das zweitbeste Ergebnis eines ersten Vierteljahres in den letzten 20 Jahren aufwies. Zudem sind teils erhebliche Unterschiede im Ländervergleich zu beobachten. Das habe auch mit der dritten Infektionswelle zu tun, die laut Matthias Leube, CEO von Colliers Deutschland, europaweit viele Bieterverfahren verzögert hätte: "Trotz des Ausbleibens großvolumiger Bürotransaktionen im ersten Quartal 2021 ist die Marktstimmung bei Core-Immobilien in Spitzenlagen mit geringem Risiko anhaltend positiv. Zudem rechnen wir für das zweite Quartal mit dem Beginn der Verkaufsverfahren für mehrere großvolumige Objekte."
Der Wohn- bzw. Livingsektor verzeichnet weiterhin eine hohe Nachfrage in der Region Nordics, in Italien sowie in Zentral- und Osteuropa. Auch auf dem britischen Markt für Studentenwohnen beobachtet Colliers eine zunehmend optimistische Stimmung. Die Nachfrage nach alternativen Marktsegmenten wie Biowissenschaften, Seniorenwohnheime und Immobilien mit Nutzungspotenzial für den Technologiesektor ist anhaltend hoch. Interessant ist auch die Tatsache, dass sich auch das Hotel-Segment einer steigenden Nachfrage erfreut, zum ersten Mal seit der Pandemie verzeichnet Colliers wieder ein anlaufendes Transaktionsgeschehen.
Jede fünfte Mietwohnung in Deutschland möbliert angeboten
Möblierte Wohnung, mehr Miete
von Charles Steiner
Immer mehr möblierte Mietwohnungen werden in Deutschland angeboten - zumindest in absoluten Zahlen. Das geht aus einer Studie des Hamburger Analysehaus F+B Forschung und Beratung hervor. Zwischen 2006 und 2020 verteuerten sich deutschlandweit die Marktmieten für möblierte Wohnungen um 78,2 Prozent, während die Preise für unmöblierte Wohnungen nur um 30,5 Prozent zulegten. Trotz einer Stagnation des Angebotsvolumens für möblierte Wohnungen nahm deren Anteil am gesamten Mietwohnungsmarkt deutlich zu: Ausgehend von 8,3 Prozent in 2014 stieg der Anteil 2020 auf 18,3 Prozent. Die Auswertungen für das erste Quartal 2021 zeigen, dass von einem weiteren - moderaten - Anstieg in diesem Jahr auszugehen ist.
In Städten, in denen die Mietpreise für unmöblierte Wohnungen stark anstiegen, sind auch die Mietpreise möblierter Wohnungen stärker gewachsen. Die Mietpreisdifferenz in den Top 8-Städten ist von 1,20 Euro/m² bis 3,60 Euro/m² (2006) hin zu 5,40 Euro/m² bis 9,90 Euro/m² (2020) gestiegen. In den Städten, in denen höhere Mietpreisdifferenzen zwischen möblierten und unmöblierten Wohnungen zu finden sind, wurde tendenziell das Angebot an möblierten Wohnungen stärker ausgeweitet. In Top 8-Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart, Leipzig) lag 2007 der Anteil noch unter 10 Prozent und stieg dann unterschiedlich stark an. In 2020 erreichte der Anteil möblierter Wohnungsangebote in Leipzig mit 9,5 Prozent den kleinsten und in Stuttgart mit rund 56 Prozent den Spitzenwert der Big-8.
F+B-Geschäftsführer Dr. Bernd Leutner sieht in den Zahlen aber weniger einen Anstieg von möblierten Wohnungen: „Das ist eine Konsequenz der zugleich rückläufigen Angebotszahl an unmöblierten Wohnungen. Dieser Rückgang wiederum wurde u. a. ausgelöst durch eine verringerte Umzugsquote mit in der Folge rückläufiger Neuvermietungen, sowie einer Veränderung der Vermarktungswege durch die Eigentümer zu Lasten der Immobilienportale.“