Architekten klagen über Baubehörde
MA37: Kein Platz, keine Planeinsicht?
von Franz Artner
Zuletzt ist es um fehlende oder verzögerte Baugenehmigungen recht still geworden. Das heißt aber nicht, dass die Behörden alle richtig auf Trab sind. Das zeigt ein aktueller Eintrag auf der Mailingliste der IG Architektur. Der Architekt Bernd Mayr hat am 3. März an die zuständige Baubehörde MA 37 GG West um eine Planeinsicht für eine kleine Baumaßnahme gebeten. Der früheste vorgeschlagene Termin ist am 15. April. Der Planer sollte also fast 6 Wochen wegen eines Pimperlbegehrens warten. Begründet hat die Baubehörde den Zeitlauf laut Architekt mit nicht vorhandenen Räumlichkeiten in entsprechender Größe um die Corona-Abstände einzuhalten.
Ein weiterer Architekt berichtet auch über die MA 37. Er hat im November 2020 eine 6 m² große Trafostation aus Betonfertigteilen eingereicht. Die Antwort der Behörde kam erst kürzlich - eine Aufforderung einen Energieausweis vorzulegen. „So lustig das klingt - es war ein halber Tag Aufwand bis die zuständige Person erreichbar war und überzeugt wurde, dass hier definitiv über das Ziel geschossen wurde“.
Das immoflash-Schwestermedium Building Times konfrontierte den Leiter der Wiener Baubehörde Gerhard Cech mit der Kritik von Architekten. Die Baupolizei arbeite trotz Pandemie wie gewohnt, Kontakte werden aber vorwiegend telefonisch, per Mail oder Videokonferenz abgewickelt, erklärt Cech. „Für Planeinsichten ist eine Terminreservierung erforderlich, was derzeit in etwa eine Vorlaufzeit von rund drei Wochen hat“, so der Beamte. Die kritisierten 6 Wochen seien „sicher nicht der Normalfall“, so Cech. Er verweist zudem darauf, dass die Planeinsicht eine Serviceleistung sei, die im Normalfall nicht gebraucht wird, weil Gebäudeeigentümer ohnehin über die Daten verfügen sollten. Der Fall mit der Trafostation ist für ihn nicht nachvollziehbar, weil für ein derart kleines Gebäude kein Energieausweis erforderlich ist.
Die Baupolizei habe jedenfalls im Jahr 2020 trotz Pandemie über 11.000 Baubewilligungsverfahren ohne größere Verzögerungen abgewickelt und die Bautätigkeit in Wien zeige, dass hier auch tatsächlich viel umgesetzt wird, so Cech. Das auch deshalb weil die Mitarbeiter die Hälfte ihrer Arbeitszeit jedenfalls im Büro sind, wie der MA37-Chef betont. Und für das Homeoffice sei seine Mannschaft auch gerüstet. Viele Arbeitsplätze seien im Zuge der Umstellung auf die digitalen Baueinreichung auf große Bildschirme umgerüstet worden. Die bisherigen Bildschirme können die Mitarbeiter daheim nutzen, so Cech.