Vier Milliarden Euro sind heuer möglich
Trotz Corona starkes Investmentjahr erwartet
von Charles Steiner
Läuft alles gut, könnten heuer rund vier Milliarden Euro in österreichische Gewerbeimmobilien investiert werden. Das geht aus dem aktuellen Investmentmarktbericht von EHL Gewerbeimmobilien hervor, der für die ersten drei Quartale bereits rund 2,2 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Allerdings hat sich die Investmentlandschaft durch die Corona-Pandemie deutlich verändert. Waren im Vorjahr noch jede Menge finanzstarke asiatische und US-amerikanische Investoren am österreichischen Markt aktiv, konzentriert er sich heuer nahezu ausschließlich auf die DACH-Region - wobei deutsche Investoren fast zwei Drittel der Veranlagungen abgewickelt hatten, so Markus Mendel, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting in einer Online-Pressekonferenz heute Vormittag. Aber: Die Kriegskassen von opportunistischen Investoren sind gut gefüllt - sie warten bereits auf Notverkäufe, "die es sicher geben wird", so Mendel. Auch die Renditelandschaft zeigt sich wesentlich differenzierter: Der Gap zwischen Spitzenrenditen und jenen nachgelagerter Qualitäten wird immer größer, vor allem bei Objekten mit hohen Leerständen bzw. niedrigen Restmietvertragslaufzeiten sind Risikoabschläge fällig.
Und: Auch die Aufteilung der einzelnen Assetklassen hat sich durch Covid-19 stark verändert: So ist das Interesse an resilienten Assetklassen wie Top-Büros, Wohnen und Logistik stark gestiegen, Hotel- und Retailimmobilien hingegen waren weniger nachgefragt. Gerade bei letzteren seien, so Mario Schweiger, Leiter Einzelhandelsimmobilien EHL, so viele Flächen wie schon lange nicht mehr auf den Markt gekommen, auch in Top-Lagen. Laut dem Experten ist die Zeit der Flächenexpansionen zu Ende, es gebe nur mehr vereinzelt Gesuche internationaler Marken. Die Situation bleibt weiterhin schwierig, einerseits aufgrund der sinkenden Kaufpreis als auch aufgrund des Nächtigungseinbruchs in Wien.
Der Bürosektor läuft dafür gut. Laut Stefan Wernhart, Geschäftsführer EHL Gewerbeimmobilien werden heuer rund 160.000 m² fertiggestellt, wovon rund 75 Prozent der Flächen bereits vorverwertet sind. Für heuer geht man von einer Vermietungsleistung von rund 170.000 m² aus, was nur ein geringer Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Allerdings seien bereits einige Gesuche entweder auf hold gesetzt oder abgesagt worden. Unternehmen mit weit fortgeschrittenen Verhandlungen hätten diese Mietverträge auch finalisiert.