Immo-Preise steigen bis Jahresende weiter
Wohnen erweist sich als resilient, Logistik als Gewinner
von Gerhard Rodler
Der österreichische Immobilenmarkt wird auch diesmal seinem Ruf als vor allem in unsicheren Zeiten ganz besonders sicherer Hafen voll gerecht. In diesen Phasen macht es sich für alle jene, die auf niedrigere Renditen zugunsten von Sicherheit gesetzt haben, ihre Entscheidung bezahlt. Das Spannende: Zwar steigen derzeit die Renditen für Retail- und Hotelimmobilien erwartungsgemäß, aber alle anderen Assetklassen - vor allem Büro, Wohnen und Logistik - werden nach einer heute veröffentlichten Markteintschätzung von CBRE bis zum Jahresende sogar noch teurer. Damit werden jene Analysten Lügen gestraft, die bis auf Wohnen allgemein mit Abwertungen gerechnet haben (was sich im übrigen erheblich auch auf die Börsenkurse der Immo-AGs ausgewirkt hatte).
Im ersten Halbjahr 2020 waren alle Assetklassen und Bereiche von der Corona Krise zwar noch mehr oder weniger betroffen. Immobilieninvestments haben sich aufgrund des Lockdowns verzögert oder verschoben, im Mai wurde die Tätigkeit - getrieben durch die Nachfrage nach sicheren Anlageoptionen in den Sektoren Wohnen, Büro und Logistik - wieder aufgenommen, sodass das zweite Halbjahr voraussichtlich wieder stärker ausfallen wird. „Österreich gilt nach wie vor als sicherer Hafen für Immobilieninvestments. Das zeigt der hohe Anteil - 71 Prozent - an ausländischen Investoren bisher und auch der vergleichsweise geringe Rückgang beim Investmentvolumen von ca. 16 Prozent im zweiten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Auch die Befürchtungen, die Krise könnte sich massiv auf das Preisgefüge bzw. die Renditen auswirken, haben sich nur teilweise bewahrheitet“, so Andreas Ridder von CBRE.
Tatsächlich weisen die Sektoren Büro, Wohnen und Logistik bis zum Ende des Jahres weiter sinkende Renditen auf.
Neben den Auswirkungen der Coronakrise wurde der Büromarkt Wien vor allem durch die geringe Verfügbarkeit moderner Büroflächen beeinträchtigt. Der hohe Vorverwertungsgrad der neu entstehenden Flächen (2020: rund 155.000 m², 2021: ca. 148.000 m²) lässt darüber hinaus die Leerstandsrate bis zum Jahresende weiter sinken.
Die Mieten sind weiterhin stabil, die Spitzenmiete in Wien liegt nach wie vor bei 25,00 Euro/m²/Monat. Keine Assetklasse ist so krisenresilient wie Wohnimmobilien. Am Rekordfertigstellungsvolumen bei Wohnimmobilien in Österreich konnte auch die Krise - trotz kurzzeitiger Baustopps - nichts ändern. Allerdings kam es durch den Lockdown zu einem Rückstau bei Baubewilligungen, wodurch das bereits erwartete geringere Fertigstellungsvolumen im Jahr 2022 umso wahrscheinlicher wird. Und damit auch hier steigende Preise.