Corona verändert Stadtplanung
Mehr Freiflächen, größere Wohnungen und Digitalisierung
von Stefan Posch
Corona wird die Immobilienbranche nicht nur wirtschaftlich, sondern auch was die Planung von neuen Projekten betrifft verändern. Denn vor allem die Stadtplanung in dichten Ballungszentren wird sich aufgrund der Pandemie stark wandeln. Davon sind zumindest Architekt Heinz Neumann und seine Partner bei HNP architects Oliver Oszwald und Florian Rode überzeugt.
Der Bevölkerung werde in dieser Krise nicht nur verdeutlicht, wie wichtig Freiflächen sind, sondern auch wie viel Platz den Autos gehört. Pop-Up Radwege, Begegnungszonen und verkehrsberuhigte Maßnahmen in den Bezirken würden daher wie Pilze aus dem Boden schießen. So müssten notgedrungen neue Mobilitätskonzepte geschaffen werden, die mittel- und langfristig auch Einfluss auf die Immobilienentwicklung haben werden würden.
"Wir erwarten eine enorme Steigerung des Radverkehrs. Es muss außerdem mehr öffentlicher Raum geschaffen werden. Das wird kein reines Thema der Politik bleiben, hier werden neue gesetzliche Anforderungen auf die gesamte Immobilienbranche zukommen. Einerseits um eine hohe Vielfalt an Naherhohlungsmöglichkeiten zu bieten, andererseits aber auch um eine Klimaregulierung in den Städten zu schaffen", ist sich Florian Rode sicher.
"Die Bedürfnisse werden sich grundlegend verändern. Die Wohnungsgröße wird wieder wichtiger, denn man braucht genügend Platz, sowohl für das Home-Office, als auch für Erholung. Außerdem spielt das Wohnhaus vermehrt wieder eine wichtige Rolle. Sind Grünflächen vorhanden? Gibt es Gemeinschaftsräume? Wie sieht die Infrastruktur in der näheren Umgebung aus?", so Rode weiter. Laut dem Experten wird die Stadt sichtlich grüner. Dies spiegelt sich bereits in den neuesten Plänen der Wiener Landesregierung wider: Fassadenbegrünungen werden immer wichtiger - Stichwort Mikroklima - und könnten künftig von der Kür zur Pflicht aufsteigen.
Rode sieht auch eine schnellere steigende Bedeutung von digitalen Kommunikationsmittel bei der Planung und Organisation der Stadt. "Corona hat die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung massiv beschleunigt. Auch hier werden rasch sinnvolle Lösungen gefragt sein", so Rode. Das Konzept der Smart City könne helfen, um den verfügbaren Raum effizienter zu nutzen und gleichzeitig Abstand zu halten. Spätestens nach dem notgedrungenen Wechsel ins Home-Office habe sich auch gezeigt, wie wichtig eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur sei. "Als Architekten müssen wir diese spürbaren und notwendigen Veränderungen durch die Corona Krise, auch in zukünftige Projekte miteinfließen lassen. Denn nur mit einer Anpassung der Architektur schaffen wir in Wien eine neue, zukunftsträchtige Lebensweise", so Florian Rode.