Dramatische Folgen für Stadthotellerie
Viele Märkte mit Überkapazitäten
von Stefan Posch
Die Covid-19 Krise wird besonders für die Stadthotellerie auch langfristige Folgen haben. Das zeigt eine neue Studie des Hotelberaters MRP hotels, die auch mögliche Zukunftsszenarien aufzeigt.
"Die Auslastung ist in den deutschsprachigen Städten im Mai auf 5 Prozent gesunken, im Juni hat diese in den geöffneten Hotels 20% betragen. Würden alle - und nicht nur die tatsächlich offenen - Hotels berücksichtigt werden, beträgt die Auslastung 11%. In vielen Großstädten sind aber nach wie vor rund 50% der Hotels geschlossen", analysiert Martin Schaffer, Geschäftsführender Partner bei MRP hotels die aktuellen Zahlen.
Freizeitreisende würden langsam, aber deutlich schneller als Geschäftsreisende in die Stadt zurückkehren. Das internationale Geschäft werde dabei deutlich langsamer zurückkommen als das nationale, so die Prognose.
"Was wir außerdem anhand der Bettenzahlen beobachten ist, dass viele Märkte über Jahre hinweg Überkapazitäten aufweisen werden, besonders dann, wenn Development-Projekte auf den Markt kommen. Neue Hotels werden veraltete Betriebe verdrängen", so Schaffer
Doch eine Pauschalaussage zur künftigen Geschäftsentwicklung von Hotels könne nicht getroffen werden. Diese hänge immer mehr von Lage, Produkt, Zielgruppe und Entwicklung einzelner Frequenzgeneratoren ab - unter anderem daran, wie sich die Städte in Zukunft mit einem veränderten oder auch an die Situation angepassten Angebot auf den Märkten präsentieren.
Auf der wirtschaftlichen Seite sehen sich Betreiber und Eigentümer neuen Herausforderungen gegenüber. "Belastbare und planbare Forecasts zu erstellen wird aufgrund von zahlreichen Restriktionen, regionalen Shut-Downs und Vorschriften für die Betriebe immer schwieriger. Hoteliers, Eigentümer und Banken benötigen eine flexiblere Form der Zusammenarbeit und müssen sicher auch Verträge neu ausgestalten", so Martin Schaffer weiter.
Viele Betreibergesellschaften geraten ohne Zuschüsse, Garantien und Pachtreduktionen an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsmöglichkeiten; auch dadurch bedingt, dass zahlreiche Eigentümer Bank- und Corporate-Garantien ziehen wollen. Der Abschluss von neuen, gut besicherten Pachtverträgen wird für Betreiber unter diesen Umständen schwieriger als je zuvor.
Büros in zentralen Lagen bleiben populär
Büros nicht am Ende
von Stefan Posch
Die Befürchtungen, dass nach der flächendeckenden Homeoffice-Nutzung im Zuge der COVID-19-Pandemie künftig keine Büros mehr benötigt werden, sind laut einem Diskussionspapier von Savills IM übertrieben.
Nach dem Beginn der Lockdown-Maßnahmen hätten diverse Marktbeobachter und Medien bereits das Ende des klassischen Büros ausgerufen. In der Realität stelle sich die Entwicklung jedoch differenzierter dar, heißt es im Papier. Vor allem Büroobjekte in zentralen Geschäftslagen dürften kaum an Popularität einbüßen. Insbesondere Gebäude mit hoher Effizienz, guter Verkehrsanbindung und attraktiven Dienstleistungs- und Nahversorgungsangeboten im Umfeld werden auch weiterhin von hoher Nachfrage profitieren.
Die Pandemie habe gezeigt, dass das Arbeiten von zu Hause für viele Unternehmen und Berufe möglich ist. Dennoch hätten internationale Umfragen ergeben, dass nur eine Minderheit der Arbeitnehmer/innen vollständig von zu Hause aus arbeiten möchte.
Der Zusammenhang zwischen Produktivität und persönlichen Interaktionen, welche Innovationen, Kreativität, Wissenstransfer, Lernen am Arbeitsplatz und die Entwicklung von Fähigkeiten fördern und erleichtern, sei zudem nicht zu unterschätzen.
"Der Lockdown in Folge der COVID-19-Pademie hat Spekulationen darüber angeheizt, ob die Menschen nach Überwindung der Krise weiterhin von zu Hause arbeiten würden. Die Realität dürfte viel differenzierter ausfallen", so Andreas Trumpp, Head of Research Europe bei Savills IM. "Wir halten CBD-Büroimmobilien entsprechend auch weiterhin für attraktive Investments. Während die Wirtschaftskrise kurzfristig die Aussichten für das Mietwachstum belasten wird, sind Büros in guter CBD-Lage weiter zukunftsfähig und sollten längerfristig ein Bestandteil jedes diversifizierten Immobilien-Portfolios sein", ist Trumpp überzeugt.