Wirtschaftsaussichten schon wieder besser
Gute Aussichten für Büroimmobilien
von Gerhard Rodler
Niemand war auf die beispiellose Intensität der Corona-Pandemie vorbereitet. Aber für Benjamin Melman von Edmond de Rothschild Asset Management ist klar: Die Behörden haben entschlossen auf die Herausforderungen reagiert. Nach einigen Tagen des Zögerns setzten sie Maßnahmen in Gang, die verhinderten, dass aus der Krise eine Katastrophe wurde. Innerhalb nur weniger Wochen konnte nach Ansicht des Global Chief Investment Officers der französischen Fondsgesellschaft Folgendes abgewendet werden: Eine schwere Rezession, dank Steuerpaketen zur Unterstützung bestehender Aktivitäten und in Schwierigkeiten geratener Mitarbeiter sowie durch Konjunkturpläne sowie eine gesundheitliche Krise, die einen finanziellen Zusammenbruch nach sich zieht; dank beispielloser geldpolitischer Interventionen der Zentralbanken.
Fakt ist: In nur drei Monaten stieg die Bilanzsumme der Fed beinahe so stark wie in den sechseinhalb Jahren nach der Finanzkrise von 2008, als es zu vier Episoden quantitativer Lockerung kam, der größten geldpolitischen Maßnahme aller Zeiten. Das untermauert auch, dass sich die Aussichten für Büroimmobilien rasch verbessern werden und auch wieder fallende Renditen denkbar sind.
Auch konnte eine neue europäische Krise, dank neuer EZB-Initiativen und eines deutsch-französischen Vorschlags, der später von der Europäischen Kommission noch weiter vorangetrieben wurde, um einen koordinierten europäischen Wiederaufbaufonds zu schaffen, abgewendet werden. Italien traf die Hauptlast der Krise und war sowohl politisch als auch wirtschaftlich fragil. Es musste schnell gehandelt werden - und Europa tat es. Es ist zwar noch nicht abschließend beschieden, aber die Risiken einer europäischen Krise haben eindeutig abgenommen.
Laut Melman sind größere Risiken zwar noch nicht verschwunden, aber die mit ihnen verbundenen Gefahren sind zurückgegangen und die Wiedereröffnungsstrategien verlaufen momentan zufriedenstellend.
Trotz erwarteter wirtschaftlicher Erholung sei es jedoch schwierig abzuschätzen, wie sich die Effekte eines Aufschwungs auf die Bewertung von Anlageklassen auswirken.
Gegenwärtig konzentrieren sich die Investoren noch nicht so sehr auf die US-Präsidentschaftswahlen im November - und dennoch dürfte der Urnengang laut Melman für erhöhte Volatilität sorgen. Denn falls die Demokraten die Präsidentschaft gewinnen und die Kontrolle über den Kongress erlangen, werden die von Donald Trump 2017 eingeführten Steuersenkungen wahrscheinlich aufgehoben. In diesem Zusammenhang verweist Melman auf Berechnungen von Goldman Sachs, wonach dies den Gewinn pro Aktie der S&P 500-Unternehmen um rund 10 Prozent verringern dürfte.