Coronainfizierung der Hotelbranche
Aber schnelle Erholung erwartbar
von Gerhard Rodler
Die Hotelbranche - in der ja auch relativ viele österreichische Immobiliengesellschaften involviert sind - hat unter den Auswirkungen der Pandemie am meisten zu leiden. Jetzt hat MRP hotels eine erste Analyse und Vorausschau zusammen gestellt, die durchwegs durchwachsen ausfällt.
Noch Anfang März hatte die WTO von einem Rückgang im Tourismus von 1-3 Prozent als Folge der Coronakrise gesprochen, aber zuletzt war man gezwungen, die Prognose um den Faktor zehn zu erhöhen. Jetzt ist von einem Einbruch zwischen 20 und 30 Prozent die Rede, was der Branche heuer bis zu 450 Milliarden Dollar oder ein Drittel ihrer Einnahmen kosten könnte.
Die internationalen Ankünfte gingen 2009, als Folge der Finanzkrise, um 4 Prozent in die Knie, noch geringer waren paradoxerweise die Auswirkungen der SARS-Epidemie 2003, als die Ankünfte nur um 0,4 Prozent rückläufig waren (alle Zahlen WTO). Heute ist der Gegner aber ein anderer, das wird allein schon angesichts der Tatsache deutlich, dass sich aktuell über 3 Milliarden Menschen unter Ausgangsbeschränkungen befinden.
MRP hotels geht für die mittlere Zukunft vor allem bei Geschäftsreisen von einem anhaltenden und spürbaren Rückgang aus, weil sich Telekonferenzen und homeworking nun etabliert haben und zumindest teilweise beibehalten werden.
Anders sei es bei Urlaubsreisen. Hier gäbe es mehr Hoffnung auf eine vollständige Erholung, auch wenn diese eventuell länger auf sich warten lassen würden. Von bisherigen Erfahrungen (z. B. mit Terroranschlägen) wisse man, dass es im Schnitt 12 Monate dauere, bis ein touristisches Ziel von den Reisenden wieder voll „angenommen“ werde. Ob im Fall der Corona-Krise ähnliche Zeiträume wirken werden, oder ob der Freizeit-Tourismus diesmal doch länger brauchen werde, sei noch offen. Analysten sehen im Konsumverhalten nach Abklingen der Pandemie einen entscheidenden Faktor für die wirtschaftliche Erholung in den westlichen Industrieländern. In den USA leiden Tourismus-Aktien schwer unter dem Virus: seit Jahresbeginn hat sich etwa das Papier der Hotelkette Marriott halbiert (alles Stand 30.3.), noch stärker sind Casino-Betreiber wie Wynn Resorts (- 57 Prozent) oder Kreuzfahrtgesellschaften wie Royal Caribbean (- 70 Prozent) unter die Räder gekommen.
Außerdem gilt: Gemeinsam schaffen wir das.