Deutsche zerpflücken Wiener System
Wiener Regulierungen kein Vorbild
von Charles Steiner
Stimmen aus der deutschen Politik, wonach Wien als Vorbild in Sachen Leistbares Wohnen für deutsche Städte dienen könnte, stößt in der deutschen Immobilienwirtschaft auf wenig Gegenliebe. Mehr noch: Der Deutsche Anlage-Immobilien Verbund (Dave) zerpflückt das Wiener Regulierungssystem. Denn ein Empirica-Gutachten empfiehlt das Wiener System dezidiert nicht. Denn: „Es ist teuer, unsicher, streitanfällig, bürokratisch, intransparent und ungerecht gerade aus Sicht sozial schwacher Mieter, ohne dass die Wohnkosten in Wien niedriger wären als in deutschen Metropolen.“ Dem schließt sich auch der Deutsche Anlage-Immobilien Verbund an.
Axel Quester, Dave-Partner Duisburg: „Wien wird gerne als erfolgreiche europäische Metropole herangezogen, wenn es um ´gute´ Marktregulierung geht und dient als Argument, um auch in Deutschland mehr Regulierung durchzusetzen. Die Wohnungspolitik der österreichischen Hauptstadt wird zudem herangezogen, um zu zeigen, dass nur kommunale Aktivitäten und nicht privates Engagement am Wohnungsmarkt erfolgsversprechend sind. Aber das aktuelle Empirica-Gutachten entlarvt dieses Wiener Ammenmärchen.“
Vor allem, wie Sven Keussen, Partner in München, anmerkt: In Wien sei ein überwiegender Anteil des Wohnungsbestands in kommunaler Hand oder gefördert. Für Keussen ist die aktuelle Lage mehr ein Beweis dafür, dass eine Subjektförderung wesentlich bessere Ergebnisse erzielen würde, denn: „Ein Erfolgsmodell ist Wien jedoch nicht, da beispielsweise im Altbestand zwar günstige Mieten zu verzeichnen sind, diese werden in der Regel dem Markt jedoch nicht zugeführt. Bei städtischen Wohnungen verstärkt sich der Sozialdruck auf junge Familien mit wachsendem Einkommen, allerdings ohne die Möglichkeit, sich zu verbessern. Geförderte Wohnungen sind für Besserverdienende nicht zugänglich, Neubauangebote decken die Nachfrage nicht ab.“