Japanische Verhältnisse in Deutschland
Niedrigere Inflation, niedrige Renditen erwartet
von Charles Steiner
Wird es in Deutschland „japanische Verhältnisse“ geben? Also alternde Bevölkerung und damit niedrige Inflationsraten, noch niedrigere Renditen, geringe reale Verzinsung von Vermögensgütern? Geht es nach einer aktuellen Analyse von Warburg-HIH-Invest, heißt die Antwort: Ja. Denn die aktuelle demografische Entwicklung in Deutschland werde genau das bewirken, denn diese ist zentraler Faktor für die langfristige Entwicklung der Realzinsen, ist sich Felix Schindler, Head of Research bei Warburg-HIH Invest, sicher: „Wir werden uns in Deutschland wohl oder übel an das geringe Zinsniveau gewöhnen müssen, was Immobilien zu einer langfristig gefragten Assetklasse macht.“
Im Umkehrschluss bedeutet das nämlich: Auf die Immobilienwirtschaft - und damit auch auf die österreichischen Entwickler, die hier ihren Kernmarkt haben - kommen nach wie vor goldene Zeiten zu. Denn die Flucht ins Betongold, bedingt durch konjunkturelle und geopolitische Unsicherheiten, wird auch nach dem vorigen Rekordjahr anhalten. Schindler: „Diese Rahmenbedingungen sowie das Niedrigzinsumfeld werden uns auch zu Beginn des neuen Jahrzehnts begleiten und dürften an den Immobilienmärkten für anhaltend niedrige Spitzenrenditen von teilweise unter 3,0 Prozent sorgen.“
Für das laufende Jahr erwartet der Volkswirt weiterhin einen EZB-Leitzins von 0,0 Prozent, ein für den Euroraum gegenüber dem Vorjahr sogar sinkendes BIP-Wachstum und eine Inflation unter der Zwei-Prozent-Marke. Bei einer signifikanten VerschIechterung der wirtschaftlichen Lage im Euroraum hält er sogar eine weitere Zinssenkung durch die EZB möglich. Das befeuert wiederum die Jagd nach Core-Objekten, weswegen die Transaktionsvolumina in Deutschland auf weiterhin hohem Niveau bleibt, während die Spitzenrenditen weiter purzeln.
Bezogen auf Europa sieht Schindler asiatische Investoren weiter auf dem Vormarsch. Nachdem diese Investorengruppe in der Vergangenheit stark auf London fokussiert war, ist inzwischen eine Verlagerung der Investitionsschwerpunkte in Richtung Kontinentaleuropa zu erkennen. Ebenso gewinnt die Herkunft des Kapitals an Breite. Neben Investoren aus
Südkorea und Singapur sind verstärkt auch japanische Investoren mit einem Core-Profil in Europa aktiv.