Neuer Investment-Rekord in Österreich
So viel wurde noch nie investiert
von Gerhard Rodler und Charles Steiner
Die Immobilien-Hausse geht weiter: 2019 brachte einmal mehr Rekordzahlen bei den Investments. Und es würde noch mehr gehen, wäre der Produktmangel kein limitierender Faktor. Das geht sowohl aus der Jahrespressekonferenz von EHL Immobilien heute Vormittag sowie einer entsprechenden Meldung von CBRE gestern hervor. Laut EHL seien dabei im Vorjahr knapp sechs Milliarden Euro investiert worden, so viel, wie noch nie; CBRE geht von einem Wert von rund sechs Milliarden Euro aus. Das All-time-high von 2017 ist damit 2019 geknackt worden. Laut Michael Ehlmaier, CEO von EHL Immobilien, dürfte sich die Stimmung auch in den kommenden Jahren nicht eintrüben.
Franz Pöltl, Geschäftsführender Gesellschafter der EHL Consulting erklärt, dass besonders der starke Anstieg an Großtransaktionen mit mehr als 100 Millionen Euro für das Rekordvolumen verantwortlich war, darunter etwa der Verkauf des T-Center sowie das Hilton am Stadtpark an koreanische Investoren oder das QBC 1 + 2.
Ebenso von einem Rekordwert spricht CBRE: „So viel wurde noch nie in österreichische Immobilien investiert wie im Jahr 2019“, so Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich mit Blick auf das Investmentvolumen von rund 5,6 Euro Milliarden. Damit wurde der Wert des Rekordjahres 2017 um 12 Prozent übertroffen, jener des Jahres 2018 um 30 Prozent. „Es hätten noch mehr werden können, wenn es passende Produkte gegeben hätte“, so Fichtinger. Büroimmobilien waren 2019 die beliebteste Assetklasse (34 Prozent), gefolgt von 21 Prozent in Wohnimmobilien, 17 Prozent in Hotels und 14 Prozent in Retail.
Die Immobilienpreise dürften weiter steigen, schätzt Franz Pöltl im Hinblick auf den immer noch geringen Ertrag durch festverzinsliche Anleihen gegenüber Immobilienrenditen ein. Hier gebe es preislich noch jede Menge Spielraum. Keinen Spielraum gebe es hingegen für die EZB: Zwar habe das Wachstum in Österreich leicht nachgegeben, jedoch sei es immer noch stärker als in anderen Ländern. Im Zinshausbereich seien rund 1,75 Milliarden Euro investiert worden, hierbei seien vor allem Portfolio-Transaktionen dominant gewesen. Investoren setzten hier mehr auf Werterhalt als auf Rendite.
Aber Preise und Mieten steigen weiter leicht
Neubaurekord im Wohnbau
von Gerhard Rodler
Nach Jahrzehnten des darniederliegenden Wohnbaues hat die Produktion von Wohnraum im Vorjahr einen absoluten Rekordwert erreicht, der auch noch ins neue Jahr hineinreicht.
Vor allem in Wien, aber auch in den meisten anderen Ballungsräumen in Österreich.
Immobilien waren jedenfalls auch 2019 eine der begehrtesten Anlageformen, und dieser Trend wird sich - vor dem Hintergrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus - auch 2020 weiter fortsetzen, erwartet s-Real. Immobilienkäufe seien weiterhin deshalb getätigt, weil sich die Menschen, aber auch institutionelle Investoren fragen, wie man heute in Zeiten der Nullzinspolitik einigermaßen sicher, beziehungsweise im Fall der institutionellen Player: ertragreich veranlagen kann. Dabei steht nicht nur die Bundeshauptstadt Wien im Zentrum; immer mehr geraten auch die Landeshauptstädte in den Fokus. Wiener Bauträger weichen beispielsweise mittlerweile gerne nach Graz aus.
In Wien konzentriert sich die Bautätigkeit auf die großen Flächenbezirke, aber auch auf den 2. und 3. Bezirk. Speziell in den Bezirken 10. und 22., danach aber auch im 21. und 23., wird das Angebot an Eigentumswohnungen und freifinanzierten Mietwohnungen den Bedarf übersteigen.
In den Wiener Innenbezirken fehlen die Baugründe für eine nennenswerte Neubautätigkeit. „Zusammen mit den neuen Widmungsverpflichtungen sollte das insgesamt zu mehr Nachverdichtung führen“, ist Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real, überzeugt. Kleinere Wohnungen wurden und werden bevorzugt als Veranlagung gekauft, größere tendenziell eher von Eigennutzern. Bei Mietwohnungen muss man bei Neuvermietung mittlerweile mit einem Mietanteil von 30 - 40 Prozent des Haushaltseinkommens rechnen. Die Nachfrage nach kleineren Einheiten mit Mietkosten bis 700 Euro bleibt hoch, darüber nimmt sie deutlich ab. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen rechnet s Real mit weiteren Preissteigerungen, weil deren Anteil in Wien besonders gering ist.