Keine Immo-Überhitzung in Sicht
Stark wachsender Bürobedarf
von Gerhard Rodler
Keine Überhitzung am österreichischen Immobilienmarkt und alles andere als eine Gefahr der Blasenbildung. Im Gegenteil: Nach vielen Jahren der Rekorde auf Rekorden am österreichischen Immobilienmarkt haben sich die Branchenaktivitäten auf dem aktuellen hohen Niveau stabilisiert.
Die Projekt-Pipelines werden konsequent abgearbeitet, im Bestandsgeschäft wird flexibel agiert. Jedoch zeigen die diversen Marktsegmente differenzierte Nachfragedeckung. Während Retail-Bestandsflächen die österreichweite Nachfrage komplett abdecken, ist nun die Optimierung der Shopping Center (SC) voll angelaufen. Dafür verzeichnet der Büromarkt in Wien 2019 einen zyklischen Fertigstellungsrückgang, hat die Real Estate-Abteilung der Bank Austria analysiert.
Ausländische institutionelle Investoren werden nur durch mangelnde Produktverfügbarkeit gebremst. Bedingt durch die sich abzeichnende Marksättigung in den meisten Assetklassen wird die Hochbauindustrie ab Anfang der 2020er Jahre weniger Nachfrage sehen, was die Bauwerkskosten dämpfen sollte. Die Verfügbarkeit von leistbarem Bauland wird das vorherrschende Thema in allen städtischen Ballungsräumen sein.
Der Bedarf an Wohnungen geht etwas zurück. Unter der Annahme eines laufenden Ersatzbedarfs für abgerissene, umgewidmete oder zusammengelegte Wohnungen von rund 13.000 Einheiten und schätzungsweise 5.000 Wohnungen, die zusätzlich als Anlageobjekte gebraucht werden, sinkt der jährliche Neubaubedarf in Österreich in den nächsten Jahren deutlich unter 50.000 Wohnungen.
Dafür ist jetzt wieder die Zeit für neue Büroprojekte,. Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien war im Jahr 2016 auf einen Tiefststand von nur knapp 60.000 m² gesunken. 2017 und auch im vergangenen Jahr hatte die Neubautätigkeit kräftig angezogen und erreichte rd. 190.000 m² bzw. 300.000 m², inkl. eigengenutzter Gebäude wie z. B. Unternehmenszentralen. Für dieses Jahr wird ein starker Einbruch bei der Neuproduktion erwartet, derzeit geht man von einem Neubauvolumen von nur mehr knapp rd. 40.000 m² aus. Allerdings ist dieser Wert etwas abhängig davon, ob bereits im Bau befindliche Projekte tatsächlich noch in diesem Jahr fertig gestellt werden, sich ins nächste Jahr verschieben oder in manchen Fällen vielleicht für kommendes Jahr angekündigte Projekte möglicherweise noch heuer abgeschlossen werden können. Darum kann sich das Gesamtfertigstellungsvolumen bis Jahresende möglicherweise noch etwas verschieben.
Die Renditen im Bürosegment sinken immer weiter: Die mit Immobilien zu erzielenden Spitzenrenditen im Bürobereich sind weiter auf unter 3,7 Prozent gerutscht, im SC-Bereich werden rund 4 Prozent erreicht.
Wien wird für Investoren angesichts globaler Unsicherheiten jetzt wieder besonders attraktiv, hat die Bundeshauptstadt doch das Image eines besonders sicheren Hafens. Der Wiener Büromarkt behauptet auch in diesem Jahr seinen Platz unter den stabilsten Märkten europaweit. Die anhaltend hohe Investitionstätigkeit in gewerbliche Immobilien der Vorjahre und das prognostizierte ähnlich hohe Investmentvolumen für das laufende Jahr unterstreichen das große Interesse inländischer und internationaler Investoren am österreichischen Immobilienmarkt. In den vergangenen Jahren lag die Vermietungsleistung in der Regel deutlich über dem Neuflächenzuwachs.