Einfacherer Eigentumserwerb und Spekulationsschutz
von Stefan Posch
Gestern, Mittwoch, wurde im Nationalrat die WGG-Novelle auf Initiative von ÖVP und FPÖ beschlossen. Schon im Bautenausschuss hatte sich für die Gesetzesänderung eine Mehrheit gefunden. Ein Schwerpunkt der Maßnahme ist die Fristverkürzung für die Übertragung in das Eigentum von derzeit 10 Jahren auf fünf Jahre ab Bezug der Wohneinheit. Mit der Novelle wird auch eine Stärkung der Aufsicht vorgenommen. Des Weiteren enthält sie Maßnahmen gegen Spekulation mit gefördertem Wohnraum. Die Spekulationsfrist, innerhalb derer Gewinne beim Weiterverkauf einer geförderten Wohnung zurückzuzahlen sind, wird mit 15 Jahren festgelegt.
Ausdrücklich vorgesehen ist auch ein Verbot einer touristischen Nutzung. „Erleichtert und zufrieden“ zeigt sich ÖVP-Bautensprecher Johann Singer. „Es beweist, dass Parteien trotz unterschiedlicher Ansätze auch in Wohnrechtsfragen wichtige Reformen zustande bringen können, wenn sie bereit sind, aufeinander zuzugehen“, so Singer. „Mit der Reform treffen wir jedenfalls alle rechtlich notwendigen Vorkehrungen, damit gemeinnütziger Wohnraum auch in Zukunft gemeinnützig bleibt, und sich die Bewohner keine Sorgen um den rechtlichen Status ihrer Wohnung, und damit um ihr Geld, machen müssen“, ist er überzeugt.
Die SPÖ kritisierte in der Nationalratssitzung die Novelle. Das Gesetz führe laut SPÖ-Abgeordneten Christian Kovacevic zu einer „Schlechterstellung von Mieterinnen und Mietern“. Die ÖVP betreibe mit dem Gesetz Klientelpolitik und mache Wohnen teurer statt billiger, so Kovacevic. Der Obmann des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), Bernd Rießland, begrüßt die Maßnahme in einer Aussendung: „Die Gemeinnützigen sind der Garant für leistbares Wohnen. Grundlage dafür ist das WGG. Neu entstandene Graubereiche, etwa durch Probleme mit Airbnb, erfordern aber eine kontinuierliche Anpassung des Gesetzes. Dies ist durch die Novelle gelungen.“ Durch die Novelle sei zudem sichergestellt, dass man weiterhin den Auftrag, nämlich die Schaffung von leistbarem Wohnraum, erfüllen können. „Mit unserem Angebot an Wohnungen leisten wir so einen volkswirtschaftlich und sozialpolitisch wichtigen Beitrag zur Wohnversorgung und tragen zur Preisdämpfung am gesamten Markt bei“, so Rießland.
Der Trend zu Serviced Apartments und Mikroliving-Wohnungen ist noch lange nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil. Obwohl weltweit hunderttausende Serviced Apartments - eine nicht unerhebliche Anzahl davon auch in Wien und in den Landeshauptstädten startet das jetzt auch - entstanden sind, wird dieser Sektor der zentrale Treiber der weltweiten Wohnungswirtschaft sein. Neben den überall gestiegenen Kosten für Wohnraum, die nur durch neue, innovative Ansätze wie Co-Living lösbar sind, ist der zentrale Treiber die praktisch überall in den Industriestaaten überbordende Vereinsamung.
Laut den auf der MIPIM Proptech in Paris Anfang dieser Woche präsentierten Zahlen leben europaweit bereits 35 Prozent der Menschen alleine - das treibt den Bedarf an Wohnungen, aber auch an neuen sozialen Lösungen. Und rund zehn Prozent der Europäer sagen, sie hätten gar keine engen Freunde mehr. Zwischenzeitig ist daraus auch für die Investoren eine eigene, neue Assetklasse unter dem Begriff „Co-Living“ entstanden, in welchem übrigens auch die Studenten- und Serviced Apartments langsam international aufgehen. Innerhalb dieser Assetklasse, so war in dem überbuchten Spezialstream „CoLiving“ auf der MIPIM Proptech zu erfahren, segmentiert sich das Angebot nach Zielgruppen.
Im Fokus dabei neben den Senioren (Stichwort „betreubares Wohnen“) jüngere Zielgruppen (Unternehmensgründer, neue Selbständige, Pendler, Touristen) aber auch Menschen im mittleren Lebensabschnitt, bei denen sich gerade die Lebensumstände (familiär oder örtlich) geändert haben. Für alle diese Zielgruppen entstehen derzeit weltweit maßgeschneiderte Angebote, die auch ihren Weg nach Österreich zeitnah finden sollen, wie hier zu erfahren war. Gleichzeitig reagiert auch die Investmentindustrie und baut dafür eigene Investmentvehikel (vor allem spezialisierte Fonds) auf. Auch globale Betreiber sind aktuell im Entstehen, die ersten gibt es bereits.
Jones Lang LaSalle (JLL) hat den Immobilieninvestment-Dienstleister HFF endgültig übernommen. So eben wurde die Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens, die bereits im März bekanntgegeben wurde, vollzogen, gab JLL bekannt. Damit befindet sich HFF zu 100 Prozent im Eigentum von JLL und wird künftig als vollintegriertes Unternehmen auch unter JLL am Markt auftreten. Die Stammaktien von HFF, sie notierten bis vor kurzem an der NYSE unter dem Börsenkürzel HF, wurden aus dem Handel genommen. JLL bezahlte rund 1,8 Milliarden Euro in Form von Barmitteln und JLL-Aktien sowie einem bestehenden Konsortialkredit.
Mit der Transaktion wolle man das Angebot für Immo-Investment-Dienstleistungen massiv ausbauen. Nach Abschluss der Akquisition übernimmt Mark Gibson, bisher CEO von HFF, bei JLL die Funktion des CEO für den Bereich Capital Markets Americas und wird Co-Vorsitzender des Bereichs Global Capital Markets im gleichnamigen Board, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung weiter.
HFF ist ein Beratungsunternehmen für Immobilieninvestments, mit einem Umsatz von mehr als 650 Millionen USD im Jahr 2018 und rund 1.050 Mitarbeitern. Die Übernahme des Unternehmens korrespondiert mit einem der Kernpunkte des JLL-Strategiekonzepts Beyond: der Stärkung des eigenen Immobilieninvestment-Geschäfts.
Der deutsche Büromarkt kennt keine Grenzen nach oben. Nicht einmal die schwächere Konjunktur konnte die Büroflächenumsätze einbremsen, im Gegenteil. In den acht deutschen Standorten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München wurde im heurigen ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr sogar noch einmal kräftig aufgeholt: Einer aktuellen Analyse von BNP Paribas Real Estate zufolge wurden in diesen Städten rund 1,98 Millionen m² Fläche umgesetzt - gut acht Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein neuer Umsatzrekord, schreibt BNP Paribas Real Estate. Damit schrumpft auch der Leerstand - und zwar um noch einmal 16 Prozent und liegt weit unter der vier Millionen m²-Marke. Dafür steigen die Mietpreise, die gesamt noch einmal um sechs Prozent angezogen haben. Riza Demirci, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of National Office Advisory, sieht die deutschen Büromärkte in „bestechender Form“: „Trotz der schwächeren Konjunktur und eines deutlich geringeren BIP-Wachstums liegt die Nachfrage, vor allem für moderne Büroflächen, auf einem unverändert hohen Niveau. Wie gut das Resultat ist, zeigt sich auch daran, dass der zehnjährige Schnitt um stolze 26 Prozent getoppt wurde."
Laut Demirci resultiert die Entwicklung aus mehreren Gründen: „Zum einen setzt sich das Beschäftigungswachstum fort, wenn auch deutlich verlangsamt, sodass der Arbeitsmarkt bislang kaum vom schwächeren Wirtschaftswachstum in Mitleidenschaft gezogen wird. Zum anderen sind aber auch Industrieunternehmen spürbar stärker betroffen als die Dienstleistungsbranche, die deutlich besser dasteht und demzufolge unverändert zusätzliche Büroflächen nachfragt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen vor dem Hintergrund eines spürbar an Bedeutung gewinnenden 'War for Talents' versuchen, ihre Mitarbeiter auch in etwas schwächeren Marktphasen zu halten und ihnen gleichzeitig gut angebundene und attraktive Arbeitsplätze zu bieten.“ In manchen Städten wird es aber langsam eng: In München etwa wurde für die Metropolregion ein Leerstand von 2,2 Prozent gemessen, im Stadtgebiet allein sind es nur mehr 1,4 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin liege der Leerstand bei 1,7 Prozent. In Essen ist die Leerstandsrate mittlerweile unter die Vier-Prozent-Marke gesunken und kam bei 3,6 Prozent zu stehen.
Expansion in die Schweiz, europäische Präsenz gestärkt
von Charles Steiner
Der globale Fonds-Anbieter PGIM Investments will sein Engagement in Europa deutlich erweitern und hat dazu eine neue Niederlassung in der Schweiz eröffnet. Die Expansion von PGIM Investments in die Schweiz folgt auf die Einsetzung eines eigenen Teams, das seit vergangenem Jahr für Deutschland und Österreich zuständig ist. Von Zürich aus werde künftig Pascal Weber die Geschäftsbeziehungen zu globalen, regionalen und lokalen Banken sowie Finanzintermediären weiter ausbauen. Er wird dabei direkt an Thiemo Volkholz, Vice President bei PGIM Investments berichten, der das Team von Frankfurt aus leitet und die Kunden der Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz verantwortet.
Kimberly LaPointe, Executive Vice President und Leiterin des internationalen Vertriebs von PGIM Investments, wird dafür in absehbarer Zeit von den Vereinigten Staaten an den Standort London wechseln, um die internationale Expansion der Gruppe weiter voranzutreiben. Sie sieht mit Pascal Weber für den Schweizer Standort eine gute Wahl: „Wir sind stolz darauf, wie sich die internationale Ausrichtung von PGIM Investments in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Expansion in die Schweiz ermöglicht es uns, bestehende Geschäftsbeziehungen weiter zu stärken und unsere Reichweite in diesem Schlüsselmarkt auszubauen.“
Das im Jahr 2013 aufgelegte UCITS-Angebot von PGIM Investments ist in 17 Ländern Europas, Lateinamerikas und Asiens registriert und laut eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren um 1 Milliarde US-Dollar auf 3,5 Milliarden US-Dollar gewachsen. Die Produktpalette besteht derzeit aus insgesamt 28 Aktien- und Anleihestrategien, welche sowohl in traditionelle als auch alternative Anlageklassen investieren, einschließlich elf Fonds mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen US-Dollar verwaltetem Vermögen.
Die Facility Management Austria (FMA) hat sich neu konstituiert und das Vorstandsteam damit erweitert. Das FMA-Vorstandsteam rund um Doris Bele wird nun von Andreas Mittendorfer verstärkt. Mittendorfer ist seinerzeit über den Regionalkreis Mitte in den Vorstand gestoßen und habe zuletzt die länderübergreifenden Aktivitäten in der Dach-Region (FM3) koordiniert. An der Seite von IFMA Austria-Präsident Manuel Radauer steht nun Georg Stadlhofer, der bereits seit mehreren Jahren im Regionalkreis West als studentisches Mitglied dem Netzwerk beigetreten ist und auch bereits in mehreren Projekten, speziell im IFMA Zukunftsforum, aktiv unterstützt hat. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Executive Vorstand werden dafür Peter Kovacs und Reinhard Poglitsch neue Funktionen übernehmen. Kovacs ist nun für die Finanzen der FMA und IFMA Austria zuständig, Poglitsch belegt die Funktion des Schriftführers
Einfacherer Eigentumserwerb und Spekulationsschutz
von Stefan Posch
Gestern, Mittwoch, wurde im Nationalrat die WGG-Novelle auf Initiative von ÖVP und FPÖ beschlossen. Schon im Bautenausschuss hatte sich für die Gesetzesänderung eine Mehrheit gefunden. Ein Schwerpunkt der Maßnahme ist die Fristverkürzung für die Übertragung in das Eigentum von derzeit 10 Jahren auf fünf Jahre ab Bezug der Wohneinheit. Mit der Novelle wird auch eine Stärkung der Aufsicht vorgenommen. Des Weiteren enthält sie Maßnahmen gegen Spekulation mit gefördertem Wohnraum. Die Spekulationsfrist, innerhalb derer Gewinne beim Weiterverkauf einer geförderten Wohnung zurückzuzahlen sind, wird mit 15 Jahren festgelegt.
Ausdrücklich vorgesehen ist auch ein Verbot einer touristischen Nutzung. „Erleichtert und zufrieden“ zeigt sich ÖVP-Bautensprecher Johann Singer. „Es beweist, dass Parteien trotz unterschiedlicher Ansätze auch in Wohnrechtsfragen wichtige Reformen zustande bringen können, wenn sie bereit sind, aufeinander zuzugehen“, so Singer. „Mit der Reform treffen wir jedenfalls alle rechtlich notwendigen Vorkehrungen, damit gemeinnütziger Wohnraum auch in Zukunft gemeinnützig bleibt, und sich die Bewohner keine Sorgen um den rechtlichen Status ihrer Wohnung, und damit um ihr Geld, machen müssen“, ist er überzeugt.
Die SPÖ kritisierte in der Nationalratssitzung die Novelle. Das Gesetz führe laut SPÖ-Abgeordneten Christian Kovacevic zu einer „Schlechterstellung von Mieterinnen und Mietern“. Die ÖVP betreibe mit dem Gesetz Klientelpolitik und mache Wohnen teurer statt billiger, so Kovacevic. Der Obmann des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), Bernd Rießland, begrüßt die Maßnahme in einer Aussendung: „Die Gemeinnützigen sind der Garant für leistbares Wohnen. Grundlage dafür ist das WGG. Neu entstandene Graubereiche, etwa durch Probleme mit Airbnb, erfordern aber eine kontinuierliche Anpassung des Gesetzes. Dies ist durch die Novelle gelungen.“ Durch die Novelle sei zudem sichergestellt, dass man weiterhin den Auftrag, nämlich die Schaffung von leistbarem Wohnraum, erfüllen können. „Mit unserem Angebot an Wohnungen leisten wir so einen volkswirtschaftlich und sozialpolitisch wichtigen Beitrag zur Wohnversorgung und tragen zur Preisdämpfung am gesamten Markt bei“, so Rießland.
Weltweiter Trend zu serviced Apartments
Neue Assetklasse Co-Living
von Gerhard Rodler aus Paris
Der Trend zu Serviced Apartments und Mikroliving-Wohnungen ist noch lange nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil. Obwohl weltweit hunderttausende Serviced Apartments - eine nicht unerhebliche Anzahl davon auch in Wien und in den Landeshauptstädten startet das jetzt auch - entstanden sind, wird dieser Sektor der zentrale Treiber der weltweiten Wohnungswirtschaft sein. Neben den überall gestiegenen Kosten für Wohnraum, die nur durch neue, innovative Ansätze wie Co-Living lösbar sind, ist der zentrale Treiber die praktisch überall in den Industriestaaten überbordende Vereinsamung.
Laut den auf der MIPIM Proptech in Paris Anfang dieser Woche präsentierten Zahlen leben europaweit bereits 35 Prozent der Menschen alleine - das treibt den Bedarf an Wohnungen, aber auch an neuen sozialen Lösungen. Und rund zehn Prozent der Europäer sagen, sie hätten gar keine engen Freunde mehr. Zwischenzeitig ist daraus auch für die Investoren eine eigene, neue Assetklasse unter dem Begriff „Co-Living“ entstanden, in welchem übrigens auch die Studenten- und Serviced Apartments langsam international aufgehen. Innerhalb dieser Assetklasse, so war in dem überbuchten Spezialstream „CoLiving“ auf der MIPIM Proptech zu erfahren, segmentiert sich das Angebot nach Zielgruppen.
Im Fokus dabei neben den Senioren (Stichwort „betreubares Wohnen“) jüngere Zielgruppen (Unternehmensgründer, neue Selbständige, Pendler, Touristen) aber auch Menschen im mittleren Lebensabschnitt, bei denen sich gerade die Lebensumstände (familiär oder örtlich) geändert haben. Für alle diese Zielgruppen entstehen derzeit weltweit maßgeschneiderte Angebote, die auch ihren Weg nach Österreich zeitnah finden sollen, wie hier zu erfahren war. Gleichzeitig reagiert auch die Investmentindustrie und baut dafür eigene Investmentvehikel (vor allem spezialisierte Fonds) auf. Auch globale Betreiber sind aktuell im Entstehen, die ersten gibt es bereits.
Jones Lang LaSalle (JLL) hat den Immobilieninvestment-Dienstleister HFF endgültig übernommen. So eben wurde die Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens, die bereits im März bekanntgegeben wurde, vollzogen, gab JLL bekannt. Damit befindet sich HFF zu 100 Prozent im Eigentum von JLL und wird künftig als vollintegriertes Unternehmen auch unter JLL am Markt auftreten. Die Stammaktien von HFF, sie notierten bis vor kurzem an der NYSE unter dem Börsenkürzel HF, wurden aus dem Handel genommen. JLL bezahlte rund 1,8 Milliarden Euro in Form von Barmitteln und JLL-Aktien sowie einem bestehenden Konsortialkredit.
Mit der Transaktion wolle man das Angebot für Immo-Investment-Dienstleistungen massiv ausbauen. Nach Abschluss der Akquisition übernimmt Mark Gibson, bisher CEO von HFF, bei JLL die Funktion des CEO für den Bereich Capital Markets Americas und wird Co-Vorsitzender des Bereichs Global Capital Markets im gleichnamigen Board, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung weiter.
HFF ist ein Beratungsunternehmen für Immobilieninvestments, mit einem Umsatz von mehr als 650 Millionen USD im Jahr 2018 und rund 1.050 Mitarbeitern. Die Übernahme des Unternehmens korrespondiert mit einem der Kernpunkte des JLL-Strategiekonzepts Beyond: der Stärkung des eigenen Immobilieninvestment-Geschäfts.
Schon wieder Alltime-High in den Big-8
Deutscher Büromarkt nicht zu bremsen
von Charles Steiner
Der deutsche Büromarkt kennt keine Grenzen nach oben. Nicht einmal die schwächere Konjunktur konnte die Büroflächenumsätze einbremsen, im Gegenteil. In den acht deutschen Standorten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München wurde im heurigen ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr sogar noch einmal kräftig aufgeholt: Einer aktuellen Analyse von BNP Paribas Real Estate zufolge wurden in diesen Städten rund 1,98 Millionen m² Fläche umgesetzt - gut acht Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein neuer Umsatzrekord, schreibt BNP Paribas Real Estate. Damit schrumpft auch der Leerstand - und zwar um noch einmal 16 Prozent und liegt weit unter der vier Millionen m²-Marke. Dafür steigen die Mietpreise, die gesamt noch einmal um sechs Prozent angezogen haben. Riza Demirci, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of National Office Advisory, sieht die deutschen Büromärkte in „bestechender Form“: „Trotz der schwächeren Konjunktur und eines deutlich geringeren BIP-Wachstums liegt die Nachfrage, vor allem für moderne Büroflächen, auf einem unverändert hohen Niveau. Wie gut das Resultat ist, zeigt sich auch daran, dass der zehnjährige Schnitt um stolze 26 Prozent getoppt wurde."
Laut Demirci resultiert die Entwicklung aus mehreren Gründen: „Zum einen setzt sich das Beschäftigungswachstum fort, wenn auch deutlich verlangsamt, sodass der Arbeitsmarkt bislang kaum vom schwächeren Wirtschaftswachstum in Mitleidenschaft gezogen wird. Zum anderen sind aber auch Industrieunternehmen spürbar stärker betroffen als die Dienstleistungsbranche, die deutlich besser dasteht und demzufolge unverändert zusätzliche Büroflächen nachfragt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen vor dem Hintergrund eines spürbar an Bedeutung gewinnenden 'War for Talents' versuchen, ihre Mitarbeiter auch in etwas schwächeren Marktphasen zu halten und ihnen gleichzeitig gut angebundene und attraktive Arbeitsplätze zu bieten.“ In manchen Städten wird es aber langsam eng: In München etwa wurde für die Metropolregion ein Leerstand von 2,2 Prozent gemessen, im Stadtgebiet allein sind es nur mehr 1,4 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin liege der Leerstand bei 1,7 Prozent. In Essen ist die Leerstandsrate mittlerweile unter die Vier-Prozent-Marke gesunken und kam bei 3,6 Prozent zu stehen.
Expansion in die Schweiz, europäische Präsenz gestärkt
PGIM goes Switzerland
von Charles Steiner
Der globale Fonds-Anbieter PGIM Investments will sein Engagement in Europa deutlich erweitern und hat dazu eine neue Niederlassung in der Schweiz eröffnet. Die Expansion von PGIM Investments in die Schweiz folgt auf die Einsetzung eines eigenen Teams, das seit vergangenem Jahr für Deutschland und Österreich zuständig ist. Von Zürich aus werde künftig Pascal Weber die Geschäftsbeziehungen zu globalen, regionalen und lokalen Banken sowie Finanzintermediären weiter ausbauen. Er wird dabei direkt an Thiemo Volkholz, Vice President bei PGIM Investments berichten, der das Team von Frankfurt aus leitet und die Kunden der Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz verantwortet.
Kimberly LaPointe, Executive Vice President und Leiterin des internationalen Vertriebs von PGIM Investments, wird dafür in absehbarer Zeit von den Vereinigten Staaten an den Standort London wechseln, um die internationale Expansion der Gruppe weiter voranzutreiben. Sie sieht mit Pascal Weber für den Schweizer Standort eine gute Wahl: „Wir sind stolz darauf, wie sich die internationale Ausrichtung von PGIM Investments in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Expansion in die Schweiz ermöglicht es uns, bestehende Geschäftsbeziehungen weiter zu stärken und unsere Reichweite in diesem Schlüsselmarkt auszubauen.“
Das im Jahr 2013 aufgelegte UCITS-Angebot von PGIM Investments ist in 17 Ländern Europas, Lateinamerikas und Asiens registriert und laut eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren um 1 Milliarde US-Dollar auf 3,5 Milliarden US-Dollar gewachsen. Die Produktpalette besteht derzeit aus insgesamt 28 Aktien- und Anleihestrategien, welche sowohl in traditionelle als auch alternative Anlageklassen investieren, einschließlich elf Fonds mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen US-Dollar verwaltetem Vermögen.
Team um Doris Bele wird verstärkt
FMA wählt Vorstand neu
von Charles Steiner
Die Facility Management Austria (FMA) hat sich neu konstituiert und das Vorstandsteam damit erweitert. Das FMA-Vorstandsteam rund um Doris Bele wird nun von Andreas Mittendorfer verstärkt. Mittendorfer ist seinerzeit über den Regionalkreis Mitte in den Vorstand gestoßen und habe zuletzt die länderübergreifenden Aktivitäten in der Dach-Region (FM3) koordiniert. An der Seite von IFMA Austria-Präsident Manuel Radauer steht nun Georg Stadlhofer, der bereits seit mehreren Jahren im Regionalkreis West als studentisches Mitglied dem Netzwerk beigetreten ist und auch bereits in mehreren Projekten, speziell im IFMA Zukunftsforum, aktiv unterstützt hat. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Executive Vorstand werden dafür Peter Kovacs und Reinhard Poglitsch neue Funktionen übernehmen. Kovacs ist nun für die Finanzen der FMA und IFMA Austria zuständig, Poglitsch belegt die Funktion des Schriftführers
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Wenn die Politik mitmischt
Bei Investoren sind die Länder in der CEE&SEE-Region sehr beliebt. Doch politische Entwicklungen in manchen Ländern könnten durchaus auch zu Herausforderungen werden.
Erneut wettert der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban gegen einen vermeintlichen Soros-Plan, wonach der ungarische Milliardär eine "Umvolkung" Europas anstrebe. Und wieder einmal greift er die EU an und will sich von vertraglich zugesicherten Flüchtlingsquoten distanzieren. Die Visegrad-Staaten bleiben, so sagte er kürzlich, migrantenfrei. Gemeint mit diesen Staaten sind eben Ungarn, Tschechien und Polen. Auch in Polen werden die Töne immer rauer. Die Regierungspartei will hier das Justizministerium reformieren und Richterpositionen selbst besetzen. Die EU wiederum befürchtet eine Abkehr von der Rechtsstaatlichkeit und hat ein Rechtsstaatsverfahren gegen Polen eingeleitet. Und in Tschechien hat der umstrittene Milliardär Andrej Babis die Parlamentswahlen gewonnen - auch er schimpft gerne über die Flüchtlingspolitik der EU.
[cite1]
Warschau hinter Prag
Sollten da für die Immobilienwirtschaft die Alarmglocken läuten? In besagten Ländern sind schließlich besonders die österreichischen Entwickler bzw. Konzerne investiert. Und weil Immobilien eben unverrückbar sind, ist die Rechtssicherheit an jenen Orten, wo sie stehen, umso wichtiger. Andreas Ridder, Chairman Central & Eastern Europe Capital Markets bei CBRE, hat diesbezüglich bereits in Polen einige Beobachtungen gemacht. Denn die polnische Regierung hat Vorsteuerabzugsverfahren für ausländische Unternehmen deutlich erschwert und auch an den Öffnungszeiten bei Shoppingcentern herumgefeilt. Maßnahmen, die internationale Investoren eher abschrecken. Ridder: "Diese und andere Dinge, die derzeit in Polen geschehen, haben eine leichte Preisdämpfung bei Immobilien in Warschau zur Folge gehabt. Sonst war Warschau immer auf dem gleichen Preisniveau in Prag.
[cite2]
Jetzt liegt die polnische Hauptstadt etwa fünf Prozent unter jener Tschechiens." In Ungarn hat sich die Investorenunsicherheit wieder gelegt: "Vor einem Jahr waren Investoren bezüglich Ungarn sehr unsicher, jetzt boomt es dort wieder." Gute Nachrichten eigentlich für die CA Immo, die in Budapest den zweiten Kernmarkt nach Deutschland sieht. Bei einem Lokalaugenschein in der ungarischen Hauptstadt schien tatsächlich alles eitel Wonne zu sein. Die Millennium Towers, die im Vorjahr von der TriGranit und Heitman für 175 Millionen Euro angekauft wurden, sind nahezu vollvermietet. "Nur ein kleines Büro ist noch verfügbar", wie Péter Szalma, Leasing Management bei CA Immo Hungary, während einer Büroführung anmerkt. Und tatsächlich: Einem Market Overview von Cushman Wakefield zufolge wird wieder in Budapest investiert. Im Vorjahr waren es an die 1,7 Milliarden Euro - der zweitbeste Wert nach 2007, vor der Krise. Allerdings: Betrachtet man die Investmentvolumina zwischen diesen beiden Zeiträumen, lässt sich eine starke Volatilität erkennen. Schlechtester Wert dabei: 2012 mit einem Investmentvolumen von nur um die 200 Millionen Euro.
[cite3]
Gefährliche Reform?
Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting, meint, dass Investoren keine sonderliche Freude mit der politischen Entwicklung in manchen osteuropäischen Ländern hätten. Dennoch würden sie investieren, da die Renditen in Westeuropa sehr niedrig sind. "Solange die Regierungen nicht in das wirtschaftliche Geschehen eingreifen, werden diese Investoren auch bleiben", so Pöltl. Die geplante Justizreform in Polen könnte aber problematisch werden - vor allem dann, wenn die Rechtssicherheit nicht mehr in dem Ausmaß gegeben ist, wie sie für Investoren notwendig ist. "Die Reform an sich ist nicht das Problem, sondern wie sie umgesetzt werden soll. Sollten im Zuge der Justizreform allerdings bei allfälligen Gerichtsverfahren dann lokale Unternehmen bevorzugt werden, dann ist es mit dem Investmentmarkt in Polen bald aus", so die eindringliche Warnung von Pöltl. Weniger dramatisch sieht es Martin Sabelko, Managing Director bei der Warburg HIH Invest Real Estate. Er kennt die Länder gut, seit 1986 hatte er dort bereits Geschäfte getätigt und mehrere Milliarden Euro umgesetzt. Er glaubt nicht, dass die politische Situation in manchen Ländern die Investoren allzu sehr abschrecken würde. "Man muss diese Entwicklungen differenziert sehen. Auch wenn Politiker allzu sehr negatives Aufsehen erregen, würden sie doch ein Talent haben, zurückzurudern, wenn es um Interessen von Investoren geht." Nach wie vor sei die Gerichtsbarkeit stabil und nachvollziehbar und das steuerliche Umfeld gut.
[cite4]
Wirtschaft boomt
Wirtschaftlich hätten Investoren im CEE-Raum derzeit nichts zu befürchten, konstatiert Daniela Grozea-Helmenstein, Senior Researcher Macroeconomics and Public Finance beim Institut für Höhere Studien (IHS). "Die Situation im mittel- und osteuropäischen Raum ist sehr gut, wir erwarten in diesem und im kommenden Jahr gute Wachstumszahlen." Für Polen prognostiziert Grozea-Helmenstein ein Wachstum von vier Prozent, für Ungarn und Tschechien eines von 3,5 Prozent und für Russland gar 5,5 Prozent. Doch könnte die politische Situation in Polen, Tschechien und Ungarn diese Wachstumskurve bremsen oder ins Gegenteil verkehren? Grozea-Helmenstein glaubt das nicht: "In diesen Ländern waren keinerlei Auswirkungen in diese Richtung zu beobachten. Im Gegenteil: Diese Länder setzen auf ein besonders wirtschaftsfreundliches Klima. Die Arbeitslosigkeit ist drastisch gesunken, mit einer Quote von vier Prozent in Tschechien sowie fünf Prozent in Ungarn und Russland kann man nahezu von Vollbeschäftigung sprechen." Damit steigt die Kaufkraft, weswegen diese Länder trotz sehr guter Exportzahlen zunehmend importieren müssen. Das könnte aber in den kommenden Jahren das Wachstum wieder bremsen. Braindrain? Auch wenn das Lohnniveau der Mitarbeiter in den CEE-Ländern unter dem in Westeuropa liegt (während die Büromieten bereits auf West-Niveau sind), könnte es in den kommenden Jahren zu einem Problem kommen, das für internationale Unternehmen, die in CEE Standorte betreiben, relevant sein dürfte. Die Fachkräfte werden immer weniger, vor allem in Polen, wie Grozea-Helmenstein schildert: "Es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften. Viele gehen in den Westen, weil sie dort mehr verdienen." Aber die Bruttoreallöhne steigen. Laut der aktuellen Strategie Österreich & CEE der Raiffeisen Bank International stiegen die Nominallöhne in Rumänien und Ungarn in diesem Jahr sogar zweistellig, in Tschechien, Polen und der Slowakei zwischen vier und 5,5 Prozent.
[cite5]
Preisdynamik schwächt sich ab
Dennoch: Besonders, was Wohnimmobilien betrifft, bleibt die CEE-Region einer der attraktivsten Investmentstandorte innerhalb der EU, sagt Michael Heller, Real Estate Investment Analyst bei der Raiffeisen Bank International (RBI): "Insbesondere in Ungarn und Tschechien ließen sich zu Beginn des Jahres 2017 erneut zweistellige Preissteigerungsraten beobachten." Es gibt aber auch eine Kehrseite, und zwar in Budapest. Dort hat die ungarische Nationalbank MNB zwar das Risiko eines Preisanstiegs betont, jedoch nicht abkühlend in den Markt eingegriffen. Heller: "Ungarn versucht hier gezielt das lange Ende der Zinskurve nach unten zu drücken und den Markt für Kredite in Lokalwährung anzuheizen." Allerdings: Obwohl die von der ungarischen Politik initiierten Maßnahmen eher als preistreibend zu bezeichnen seien, so Heller, sind die Preise aufgrund eines starken Markteinbruchs zwischen 2008 und 2013 immer noch auf Vorkrisenniveau. Anders das Bild in Tschechien. Dort hatte der Zentralbanker Vojtech Benda schon im Mai von einer Überbewertung des lokalen Immobilienmarkts gesprochen, die durchschnittlich rund zehn Prozent über dem gerechtfertigten Niveau liegen soll. "Die tschechische Nationalbank (CNB) hat daher, anders als ihr ungarisches Pendant, Maßnahmen ergriffen, um einer Überhitzung entgegenzuwirken", sagt Heller. Generell prognostiziert Heller, dass zwar die CEE-Länder trotz der positiven makroökonomischen Aussichten weiterhin als investorenfreundlich gelten, die Preisdynamik aber abgeschwächt werden dürfte. Auch in Polen wird eine steigende Dynamik bei Wohnimmobilienpreisen verzeichnet, wenngleich sich die Wachstumsraten gegenüber Tschechien und Ungarn als deutlich moderater erweisen würden. "Nachdem die Fertigstellung von Wohn- immobilien 2016 nahezu das Niveau des Boomjahres 2008 erreichen konnte, zeichnet sich für das laufende Jahr erneut ein Rekordwert ab. Angesichts hoher Zuwachsraten bei Frühindikatoren wie Baubewilligungen und Baubeginnen steht der polnische Bausektor vor einem neuen Rekordjahr", so Heller. Dann wären auch Wachstumsraten wie in Tschechien möglich.
[cite6]
Der Zuzug in die Ballungszentren Österreichs macht den Wohnraum in den Städten zur Mangelware. Stadtentwicklungsprojekte sollen für Entspannung auf dem angespannten Wohnmarkt sorgen.
Ein Stadtentwicklungsgebiet ist viel mehr als die Gesamtheit einzelner Immobilienprojekte. Dieser Meinung ist auch Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik bei der Arbeiterkammer Wien, die eine Studie über die öffentlichen Räume bei Wiens Stadtentwicklungsprojekten in Auftrag gab. Ritt sieht deswegen die Zusammenarbeit zwischen den Baufeldern als zentral an: "Bauplatzübergreifende Kooperation ist wichtig. Dafür braucht es ein funktionierendes Stadtteilmanagement." Die Betreuung endet aber nicht mit dem Bau der Gebäude. "Konflikte zwischen den Bewohnern sind unvermeidlich. Deswegen braucht es auch Gebietsbetreuung über die Bauphase hinaus", so Ritt.
[cite1]
Stadtteilmanagement
In der Seestadt Aspern ist besonders viel in diese Richtung investiert worden. "Auch, weil die Seestadt wie ein Alien über dem Flugplatz abgeworfen wurde", erklärt Ritt. Im Gegensatz zu anderen Stadtentwicklungsgebieten, wie etwa dem Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof, komme dort aufgrund der abgeschotteten Lage von alleine kein Leben rein. Laut Gerhard Schuster, Vorstand der Wien 3420 Aspern Development AG, gibt es typischerweise zwei Entwicklungen, die für Unruhe in der Bevölkerung sorgen: "Das eine ist der extreme Verfall von Gebäuden oder Infrastruktur. Das andere, wenn viele Menschen neu in ein Viertel zuziehen." Diese zwei Krisenfälle würden eine zentrale Anlaufstelle bedingen, die sich um die Anliegen der Menschen kümmert. Je größer ein Stadtentwicklungsprojekt ist, desto wichtiger sei ein Stadtteilmanagement. "Ein Stadtteilmanagement hat in Stadtentwicklungsgebieten eine wichtige Bedeutung in den Bereichen Koordination und Information - so auch in der Seestadt Aspern", meint auch Andreas Holler, Geschäftsführer Development Österreich bei der Buwog, die mit dem Projekt SeeSee das aktuell größte Projekt in der Seestadt entwickelt. "Dadurch, dass der neue Stadtteil erst nach und nach wächst und bestehende Bewohner ihre Erfahrungen und Wünsche einbringen, können auch ganz neue Ideen entstehen, die dann von der 3420 Aspern Development AG mit den einzelnen Bauträgern diskutiert werden", erklärt Holler. "Die Bauträger kommen vierteljährlich zusammen, um etwa Freiflächen zu planen oder auch die Nutzung der Erdgeschoßzone abzustimmen", so Schuster über die Vorgehensweise. "Es nutzt nichts, wenn vier Bauplätze nebeneinander einen Kleinkinderspielplatz einplanen", veranschaulicht Ritt das Problem, wenn Bauträger nicht miteinander planen.
[cite2]
Problemgeschoss
Eine Herausforderung bei Stadtentwicklungsprojekten ist auch oft die Belebung der Erdgeschosszonen. Ritt sieht etwa beim Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof Handlungsbedarf: "Laut der Studie der AK sind dort die Erdgeschosszonen extrem abweisend: unattraktiv, oft mit Nutzungen, die blickdichte Schaufenster verlangen und teilweise zu Abstellräumen verkommen." In der Seestadt ist es laut Ritt hingegen gelungen, den Handel für den Standort zu gewinnen. "Die Seestadt wird wie ein Einkaufszentrum gemanagt", veranschaulicht er. Die Bauträger sind verpflichtet, die etwa 3.000 Quadratmeter Handelsfläche in der Kernzone der Seestadt für zumindest zwölf Jahre an die Aspern Seestadt Einkaufsstraßen GmbH - ein Joint Venture zwischen Retailprofi SES Spar European Shopping Centers und der Wien 3420 AG - zu vermieten.
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Die Einzelhandelsflächen werden dann je nach Bedarf weitervermietet. "Die Mieten sind dabei auf die Kaufkraft der jeweiligen Branche abgestimmt", erklärt Schuster. "Es stimmt, dass dieses Thema im Neubau insgesamt Herausforderungen birgt, aber gerade in der Seestadt Aspern sehe ich das Problem nicht", sieht auch Holler die Erdgeschosszone in Aspern gut aufgestellt. Bestehendes und kommendes Gewerbe seien gut auf die Bedürfnisse der Bürger abgestimmt. Walter Wittmann, Vorstand der Premium Immobilien, erwartet auch beim Projekt "Das Ensemble", das Premium Immobilien gemeinsam mit der ARE auf den brachliegenden Gewerbeflächen der ehemaligen Postbus-Zentrale im dritten Wiener Gemeindebezirk entwickelt, keine Probleme mit der Erdgeschosszone. "Im Erdgeschoss an der Erdberger Lände entstehen ein Lebensmittelhandel und ein Drogeriemarkt. Entlang des Parks wird ein Kindergarten entstehen. Bei den anderen Bauteilen werden moderne, nachgefragte Gartenwohnungen errichtet", erklärt er.
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Bürger sprechen mit
Andreas Holler sieht bei Stadtentwicklungsprojekten einen Trend in Richtung Einbeziehung der Bürger: "Die Bedürfnisse der Anrainer fließen stärker in die Planungsprozesse ein - es geht nicht mehr nur darum, den zukünftigen Bewohnern ein ansprechendes Quartier zu errichten, sondern einen Mehrwert für das gesamte Grätzel zu schaffen." Freiflächen würden dabei eine große Rolle spielen. Eine Möglichkeit dazu ist ein kooperatives Verfahren. Anders als bei städtebaulichen Wettbewerben steht dabei nicht das konkurrierende Planen im Vordergrund, sondern das gemeinsame Entwickeln von Lösungsansätzen.
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Dabei werden auch die Interessen der Bürger mit einbezogen. In der Seestadt Aspern wird sowohl auf Wettbewerbe, als auch vereinzelt auf kooperative Verfahren gesetzt. "Das kommt auf die Aufgabenstellung an", erklärt Schuster. Ein kooperatives Verfahren wurde etwa bei der Entwicklung des Masterplans Ebelsberg, das mit über 30 Hektar größte Stadtentwicklungsprojekt in Linz, bei dem die Areale der früheren Hiller Kaserne sowie der angrenzenden "Sommergründe" entwickelt werden, angewendet. "Dieses Verfahren war hier vorteilhaft, weil die Vorgaben, die für die Auslobung eines Wettbewerbes notwendig sind, wie Wohnungsanzahl, Dichte, Höhe der Bebauung sowie der Anteil Gewerbe, nicht genau festlagen", so Gunter Amesberger, Stadtentwicklungsdirektor der Stadt Linz. "Im Rahmen des kooperativen Verfahrens wurden diese Rahmenbedingungen sowie klare Regeln für die nun zu erstellenden Flächenwidmungs- und Bebauungspläne gemeinsam mit allen Stakeholdern entwickelt." Laut Amesberger müsse bei einem neu entwickelten Quartier die gute Erreichbarkeit sowohl mittels öffentlichem als auch Individualverkehr gewährleistet sein. "Darüber hinaus ist eine urbane Infrastruktur im näheren Umfeld sehr vorteilhaft", so Amesberger.
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Urbane Lage als Vorteil
"Das Ensemble" ist ebenfalls ein Projekt, das von der urbanen Lage profitiert. Wittmann rechnet deswegen nicht mit einer Entwicklung Richtung "Schlafstadt": "Wer schon im Zentrum wohnt, wird sich nicht dezentral orientieren." Der gesamte Freiraum werde zudem gesamtheitlich erdacht und geplant. Das sei wichtig für einen zusammenhängenden Charakter und für eine optimale Verteilung von Spiel- und Aufenthaltsräumen im Freien. Dafür wurde eine Parkanlage mit rund 7.000 m2 geplant, die für die Nachbarschaft und die neuen Bewohner ein Begegnungsraum sein wird. "Der Park verbindet den Kardinal-Nagl-Platz über die Drorygasse mit dem Donaukanal und wird daher nicht nur für Bewohner, sondern für die gesamte Nachbarschaft von Attraktivität sein", ist Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der ARE, überzeugt. "Der Blick über den Tellerrand ist bei Quartiersentwicklungen einer der wichtigsten Faktoren. Das Projekt muss einen nachhaltigen Mehrwert für die Nachbarschaft und den gesamten Bezirk bieten", betont er.
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Wohnen ist nicht genug
Auch Michael Thier, Marketingleiter bei C&P Immobilien, die das Brauquartier Puntigam in Graz entwickelt, sieht die Schaffung von Zusatzangeboten, "wie etwa Arbeitsplätze, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten oder auch Mobilitätsangebote", als "enorm wichtigen Punkt" an. Die ersten zwei von insgesamt neun Bauabschnitten stehen gerade unmittelbar vor der Fertigstellung. "Der Trend wird dahin gehen, dass Menschen mehr Wert auf Life- style usw. legen, daher muss ein entsprechendes Angebot in unmittelbarer Nähe geschaffen werden", erklärt er. Mit einem entsprechenden Nutzungsmix möchte man den Bewohnern alles "unkompliziert und vor allem nahe" bieten, was das tägliche Leben braucht. "'Nur' das Wohnen wird in solchen großen Einheiten zukünftig zu wenig sein", ist Thier überzeugt. Auch in der Seestadt Aspern setzt man auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. 20.000 Stellen sollen insgesamt geschaffen werden. Auch das soll verhindern, dass die Seestadt zur "Schlafstadt" wird. Essenziell für Betriebsansiedlungen ist aber der Bau des Lobautunnels. "Für die Wohnbevölkerung ist der Lobautunnel nicht so wichtig. Für sie ist er eher ein Nice-to-have", erklärt Schuster. Doch vor allem Betriebe mit einem hohen Transportanteil würden eine zusätzliche Straßenverbindung brauchen. Einen Schritt weiter geht Thomas Ritt, der ohne den Lobautunnel die ganze Entwicklung im Norden der Seestadt in Gefahr sieht.
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