Graz darf nicht Wien werden
Maklerangst vor Bestellerprinzip
von Gerhard Rodler aus Graz
Der bevorstehende Nationalratswahlkampf treibt der Immobilienbranche die Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir fürchten, dass in den nächsten Wochen für alle wirtschaftlich schädliche Schnellschüsse der Beamtenregierung passieren und der Wahlkampf zudem massive Angriffe auf die Immobilienbranche bringen wird“, sagt Fachgruppenobmann Georg Edlauer. Und da gibt es ganz konkrete Ansätze dafür: „Wir befürchten, dass jetzt das Bestellerprinzip für die Immobilienmakler im Zuge des bevorstehenden Wahlkampfes wieder aufpoppt“, sagt der Bundesberufssprecher der Makler, Arno Wimmer, am heutigen Bundestag der Immobilienwirtschaft in Graz. Dabei würden gleichzeitig andere Berufsgruppen - wie Anwälte - immer mehr das Kerngeschäft der Makler „anknabbern“.
Das ist aber nur eine der Fronten, die sich schon in den kommenden Wochen für die Branche (wieder) auftun könnte. Ein Riesenthema ist auch, so sind sich alle hier einig, das „Wiener Modell“ bei Neuwidmungen. Seit kurzem wird ja bei Umwidmungen zu Bauland ab einer bestimmten Größe verpflichtend zwei Drittel für den geförderten Wohnbau reserviert sein müssen. Für den Bauträgersprecher Hans Jörg Ulreich ist das ein Wahnsinn, denn: „Was passiert jetzt? Die Grundbesitzer verkaufen zu den damit gefallenen Preisen eben nicht, keiner muss das derzeit, sondern sie warten auf bessere Zeiten.“ Damit steigen die Preise der bereits gewidmenten Grundstücke nochmals erheblich. Es fehle hier schlicht an einem Mindestmaß an betriebswirtschaftlichem Grundwissen.
Trotzdem drohe jetzt Gefahr, dass sich dieser „Wiener Unsinn“ seuchenartig auf ganz Österreich ausbreiten werde. Der steirische Fachgruppenobmann und hier in Graz „Hausherr“ Gerald Gollenz erlebt selbiges nämlich in der steirischen Landeshauptstadt. Denn kürzlich hat die schwarz-blaue Stadtregierung an das Land Steiermark einen Antrag gestellt, dass auch in der zweitgrößten Stadt Österreichs bei künftigen Umwidmungen ein Drittel verpflichtend dem (weniger für Grundstücke zahlenden) geförderten Wohnbau vorbehalten sein soll. Mit wohl ähnlich zu erwartenden Auswirkungen wie diese schon in Wien zu beobachten seien.
Ohnehin sehen die Wirtschaftskammer-Vertreter ein Versagen der Politik. Ulreich: “Auf bereits gewidmeten Grundstücken könnten noch weitere 130.000 Wohnungen errichtet werden. Laut Arbeiterkammer größtenteils auf Flächen der Stadt Wien. Diese tut aber kaum etwas." Alle sind sich einig, dass die Last des sozialen Wohnbaus den Kommunen und den Genossenschaften obliegen sollte und die Privatwirtschaft damit nicht belastet werden sollte, weil dies letztlich auch für de Konsumenten nach hinten los gehen würde - siehe die Problematik bei den Umwidmungen.
Der in diesem Jahr um Häuser besser als der in Salzburg organisierte Bundesimmobilientag läuft noch bis morgen.