Logistikumsatz in Österreich vervierfacht
Und das nur innerhalb von fünf Jahren
von Charles Steiner
Vor fünf Jahren war der österreichische Logistikmarkt quasi ein weißer Fleck in der europäischen Landkarte. Spekulativ entwickelte Objekte gab es kaum, die meisten Logistikflächen waren eigengenutzt und teilweise auch nicht mehr am Stand der Technik. Der Logistikmarkt ziehe tangential an Österreich vorbei, hieß es vor vier Jahren in einer Reportage im Immobilien Magazin. Doch das hat sich jetzt geändert, immer mehr spekulative Logistik wird gebaut und Investoren suchen nach Logistikimmobilien: Laut einer aktuellen Analyse von Re/Max Commercial hat sich der Logistikimmobilien in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht. Im vergangenen Jahr seien um 165 Millionen Euro Logistikobjekte gehandelt worden. Zum Vergleich: 2014 waren es noch knapp 40 Millionen Euro. Dennoch: Der Rekordwert von 2015 mit 190 Millionen Euro konnte nicht eingestellt werden - dafür ist das Angebot noch zu knapp. Investoren würden sich aber, so Stefan Krejci von Re/Max Commercial, durchaus für diese Assetklasse interessieren.
Warum sich die Logistik in Österreich so entwickelt hat, ist laut der Analyse leicht zu erklären: Wesentlicher Treiber sei der E-Commerce gewesen, der Handelsverband Österreich schätzt den Umsatzanteil am Distanzhandel von mittlerweile mehr als zehn Prozent des Retailumsatzes ein, das sind acht Milliarden Euro. Mit steigenden Umsätzen steigen auch die Logistikanforderungen und der Bedarf an Logistikimmobilien. Das macht mittlerweile City Logistik oder Last Mile Delivery zu drängenden Themen.
Der Wiener Markt umfasst aktuell rund 3,2 Millionen m² an Logistikflächen, die sich überwiegend im Süden von Wien befinden. Zu den größten derzeit laufenden Entwicklungsprojekten zählen hier weitere Baustufen des Industrial Campus Vienna East oder das Frachtzentrum der DHL in Fischamend. Die Mieten für Lagerhallen und Logistikflächen bewegen sich zwischen 4,50 und 6 Euro pro m².
Eine hohe Neuflächenproduktion weist Graz auf, der aktuelle Bestand beträgt 800.000 m². Und der Koralmtunnel, der zwischen Kärnten und der Steiermark für eine direkte Verbindug zwischen Adria und Graz sorgt, wird nunmehr auch von Investoren erkannt: Auch in Graz werden bereits die ersten sogenannten „spekulativen“ Projekte, also solche für Fremdnutzungen, realisiert, beispielsweise durch den Entwickler VGP in Premstätten. Die Grundstücksmieten steigen rasant, auch die Mieten, die sich in Graz zwischen 3,50 bis 5,0 Euro netto/m² bewegen. Das könnte übrigens auch den Kärntner Logistikmarkt beflügeln, denn dort sind die Grundstückspreise niedriger als in Wien, Graz oder Linz, dem zweitgrößten Logistikmarkt Österreichs nach Wien. Die Mieten bewegen sich in Linz aktuell zwischen 3,80 und 5,0 Euro/m².