Arbeiten könnten bis zu zehn Jahre dauern
Schwieriger Aufbau für Notre Dame
von Charles Steiner
Es waren schockierende Bilder gestern Abend. Die Kathedrale Notre Dame, das Herzstück von Paris, stand in Vollbrand, das Dach sowie der Spitzturm sind ein Raub des Infernos geworden. Die ganze Nacht hatte die Feuerwehr versucht, das historische Baudenkmal zu löschen, bis heute Vormittag Entwarnung gegeben werden konnte. Die Grundkonstruktion sowie die zwei markanten Türme konnten gerettet werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte sodann: „Wir werden Notre Dame wieder aufbauen.“
Doch das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Manfred Wehdorn, Wehdorn Architekten ZT, mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Restaurierung historischer Bauten, erklärte im Gespräch mit dem immoflash, dass es grundsätzlich zwar durchaus möglich sei, die mittelalterliche Kathedrale wieder aufzubauen, in kurzer Zeit wird das aber nicht gehen. „Zunächst bedarf es einer genauen Untersuchung wissenschaftlicher und technischer Natur. Dazu benötigt man die mittelalterlichen Baurisse, die man sich genau ansehen müsste, wenngleich der gußeiserne Dachaufsatz aus der Zeit der Romantik (19. Jahrhundert) stammt. Dann kommt die technische Untersuchung, denn Notre Dame ist ein hochkompliziertes, fragiles statisches Gesamtkunstwerk.“ Denn da müsse man eruieren, inwiefern das Gesamttragwerk in Mitleidenschaft gezogen wurde, wie sich der Stein durch die Hitze des Brandes verändert haben könnte. Die Statik könne schon gefährdet sein, wenn zwei oder drei Säulen wegfallen würden.
Dann kommt die Planung. Wehdorn: „Bei Notre Dame handelt es sich um ein großes Landmark, ein Symbol. Daher kommt nur eine klassische Rekonstruktion in Frage.“ Was allerdings eine Puzzle-Arbeit ist, denn, so Wehdorn: „Gerade in der Gotik geht es um kleine Details, die rekonstruiert werden müssen. Da bedarf es viel Erfahrung bei der Planung.“ Wehdorn geht nicht davon aus, dass der Wiederaufbau „in Monaten geschehen wird“. Das dürfte alles in allem bis zu zehn Jahre benötigen.
Ohne Digitalisierung wird der Aufbau der Notre Dame jedenfalls nicht funktionieren. Er geht davon aus, dass während der Sanierungsarbeiten, in Zuge dessen der Brand ausgebrochen sein dürfte, parallel digital gearbeitet wurde und es, wie im Fall des Stephansdoms in Wien, eine digitale Steinerfassung gäbe und auch anhand von Digitalzeichnungen digitale Modelle erstellt worden seien. Zum Thema mögliche Kosten will Wehdorn keine Einschätzung geben: „Jede Zahl, die man heute nennt, ist unseriös.“ Billig wird es jedenfalls nicht.
Symposiums des Vereins für Wohnbauförderung
Front für Gemeinnützigkeit
von Franz Artner
90 Prozent der Österreicher messen dem gemeinnützigen Wohnbau eine hohe Bedeutung für das heimische Wohnungswesen zu und 86 Prozent geben an, dass leistbares Wohnen wichtig ist - das geht aus einer Gallup-Umfrage hervor. „Die Wohnbaupolitik muss die Menschen in den Mittelpunkt stellen“, betonte Bernd Riessland, Generaldirektor-Stellvertreter der Sozialbau AG anlässlich des Symposiums des Vereins für Wohnbauförderung (vwbf). Hintergrund ist die Novelle des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes (WGG), die noch vor dem Sommer kommen soll. Noch ist wenig über die geplanten Änderungen bekannt, dennoch zeichnet sich eine Front für den gemeinnützigen Wohnbau ab. „Die Gemeinnützigen sind ein wesentlicher Bestandteil der Wohnungswirtschaft“, betont denn auch Johann Singer, Bautensprecher der ÖVP. Er möchte die Position des Revisionsverband stärken. „Wir bekennen uns zum leistbaren Wohnen und haben die Bedeutung der Gemeinnützigen erkannt. Wir wollen den Sektor ganz klar gegen Spekulanten absichern“, ergänzte der FPÖ-Bautensprecher Philipp Schrangl.
Dazu hat Ruth Becher, Bautensprecherin der SPÖ einen Vorschlag: „Wir wünschen uns, dass es künftig einen Eintrag im Grundbuch gibt, damit gemeinnütziger Wohnbau auch nach Weitergabe der Wohnung gemeinnützig bleibt.“ Und Karl Wurm, Obmann des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen, mahnte abschließend: „Wir müssen aufpassen, dass das WGG auch in Zukunft nicht ausgehöhlt wird. Der gemeinnützige Wohnbau steht auf einem soliden Fundament. Das muss auch so bleiben“, betont Wurm.