Investmentmärkte weiter bullish
Player erwarten weiteres Wachstum
von Gerhard Rodler aus Cannes
Auch wenn - gerade in Österreich - immer wieder von einer ersten Eintrübung der Investmentmärkte die Rede ist, zumindest auf dem internationalen Parkett stellt sich das so gar nicht dar. Im Gegenteil: Die deutschen Investmentmärkte beispielsweise präsentierten sich 2018 in absoluter Bestform: 61, 5 Milliarden Euro wurden bundesweit in den Assetklassen Büro, Wohnen, Hotel, Logistik und Retail umgesetzt und damit ein neuer Umsatzrekord aufgestellt. "Nach drei sehr guten Jahren mit jeweils deutlich über 50 Milliarden Euro Transaktionsvolumen wurde 2018 erwartungsgemäß erstmals die 60-Milliarden-Euro-Schwelle durchbrochen und ein neues Allzeithoch aufgestellt", betont Piotr Bienkowski, CEO von BNP Paribas Real Estate Deutschland. "Das außergewöhnliche Vorjahresergebnis wurde damit noch einmal um knapp 6 Prozent übertroffen. Der Grund hierfür sind in erster Linie Investitionen in Einzelobjekte."
Nach wie vor sind deutsche Investoren unter den großen Playern in Österreich, deshalb kommt den Befindlichkeiten der Deutschen so eine große Bedeutung zu.
"Die auf den ersten Blick vielleicht überraschend gute Verfassung der deutschen Investmentmärkte spiegelt letztendlich die harten Rahmenbedingungen wider, die nach wie vor für Immobilien sprechen. Auch wenn die Unsicherheiten hinsichtlich internationaler Krisenherde zugenommen haben und sich die Konjunktur aktuell merklich abkühlt, stellen sich die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Investmentmärkte immer noch positiv dar. Hierzu gehören in erster Linie das unverändert niedrige Zinsniveau, das vor dem Hintergrund der zurückgenommenen BIP-Prognosen bis über das Jahr 2019 hinaus Bestand haben dürfte, sowie die weiterhin sehr positive Beschäftigungsentwicklung, von der die Nutzermärkte profitieren. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass mögliche Alternativanlagen, beispielsweise Aktien oder Rohstoffe, von globalen konjunkturellen Rückgängen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch stärker betroffen wären. Und auch bei sicheren Staatsanleihen ist in einem unsicheren Umfeld mit vielen Risikofaktoren nicht von Renditesprüngen auszugehen. Berücksichtigt man zusätzlich noch den anhaltenden Bedeutungsgewinn der großen Metropolen, spricht auch in diesem Jahr viel für lebhafte Investmentmärkte und ein überdurchschnittliches Transaktionsvolumen", so Bienkowski unmittelbar vor dem Start der MIPIM 2019.
Am stärksten beigetragen haben Büro-Investments mit fast 29,7 Milliarden Euro (48 Prozent), vor allem einzelne Bürohäuser standen im Fokus der Käufer (über 27,1 Milliarden Euro). Insgesamt wurden 65 Einzelverkäufe im dreistelligen Millionenbereich erfasst. Absoluter Spitzenreiter ist Frankfurt, wo alleine 19 Großabschlüsse registriert wurden. 41 Prozent des Umsatzes gehen auf das Konto ausländischer Investoren - am aktivsten waren erneut europäische Käufer (20 Prozent), gefolgt von nordamerikanischen Anlegern (8 Prozent). Besonders im Blickpunkt der Investoren standen die A-Standorte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart): Auf sie entfallen zusammen gut 38,65 Milliarden Euro (63 Prozent des Gesamtergebnisses).
Im Sektor Residential Investment (ab 30 Wohneinheiten) wurde mit 16,3 Milliarden Euro das zweitbeste Resultat aller Zeiten erzielt und damit mehr als 16 Prozent mehr im Jahr zuvor. Immer bedeutender werden Projektentwicklungen, die sowohl in den besonders angespannten Wohnungsmärkten der A-Städte als auch an vielen kleineren Standorten stark gefragt waren. Auch Sonderformen wie Mikroapartments und Studentenwohnheime haben sich zunehmend etabliert. Dominiert wird der Markt von deutschen Anlegern, beliebtester Standort bleibt Berlin mit einem Transaktionsvolumen von rund 3,3 Milliarden Euro.
Die 4-Milliarden-Euro-Schwelle haben bereits zum vierten Mal Hotel-Investments geknackt. Insgesamt wurden rund 130 Transaktionen gezählt und damit etwas mehr als im Vorjahr. Nur bezogen auf Single-Deals konnte mit rund 3,2 Milliarden Euro sogar ein neuer Umsatzrekord vermeldet werden. Allerdings entfallen mehr als zwei Drittel (2,8 Milliarden Euro) des bundesweiten Ergebnisses auf die acht großen Standorte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart.