Das Immobilienwetter bleibt sonnig
Steigende Mieten und Preise, wenig Produkte am Markt
von Charles Steiner
Für das heurige Jahr sieht EHL Immobilien keine dunklen Wolken auf die Märkte zukommen. Das geht aus der Jahrespressekonferenz des Immobiliendienstleisters heute Vormittag hervor. "Es gibt keine Sirenenwarnleuchten, aber es gilt, zunehmend achtsam zu sein", sagt der Geschäftsführende Gesellschafter von EHL Immobilien, Michael Ehlmaier, vor Journalisten. Preisdämpfungen erwartet er in keinen Segmenten, die Nachfrage bleibt auch in diesem Jahr ungebrochen hoch.
Die einzige Belastung wird beim Wiener Wohnimmobilienmarkt gesehen, die neue Bauordnung und das OGH-Urteil führen zunehmend zu Verunsicherung bei Investoren wie auch Mietern, führt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin bei EHL Wohnen aus. Während bei Gründerzeithäusern in der Innenstadt verstärkt parifiziert wird, wobei diese Wohnungen dem Mietmarkt künftig entzogen sind, sorgt die verstärkte Neuflächenproduktion im Wohnsektor für deutlich gestiegene Grundstücks- und Baukosten. Bauernfeind spricht dabei von einer Steigerung von zwischen 20 und 30 Prozent - die nicht an die Mieter übertragen werden könnten, weswegen Bauträger aufgrund der geringeren Gewinnmargen unter Druck geraten. Sie rechnet mit einem moderaten Mietpreisanstieg von etwa 1,5 Prozent, im Kaufsektor je nach Lage zwischen 2,75 bis fünf Prozent.
Trotz der sehr hohen Büroflächenneuproduktion im vergangenen Jahr mit rund 260.000 m² werden diese Flächen vom Markt sehr gut angenommen, sagt Stefan Wernhart, Chef bei EHL Gewerbeimmobilien. Diese Objekte hätten schon vor der Fertigstellung einen Vorverwertungsgrad von etwa 70 Prozent aufgewiesen - trotz überdurchschnittlicher Mietpreise von etwa 18 Euro (Schnitt: 14,80 Euro). Stark war der Markt von Großvermietungen geprägt, 53 Prozent der Abschlüsse mit über 2.000 m² wurden dabei gemessen. Einen sehr starken Anteil nehmen mittlerweile Co-Working-Anbieter ein, die mittlerweile eine der wichtigsten Nachfragegruppen darstellen. Heuer kommen lediglich 38.000 m² Neufläche hinzu.
Am Investmentmarkt konnte im Vorjahr die Vier-Milliarden-Euro-Marke erreicht werden. Das mag zwar deutlich weniger sein als im Rekordjahr 2017, sagt Franz Pöltl, Geschäftsführer bei EHL Investment Consulting, dennoch sei dies der zweithöchste Wert seit den Aufzeichnungen. Im Vorjahr habe es zwar keine Mega-Deals über 200 Millionen Euro gegeben, dafür hätten mehrere mittlere Abschlüsse zwischen 100 und 200 Millionen Euro den Investmentmarkt getrieben. Noch sind zwar Büroimmobilien beliebteste Assetklasse, allerdings nehmen Wohnimmobilien einen immer stärkeren Stellenwert bei Investoren ein.
Schwierigster Teilbereich im Österreichischen Immobilienmarkt bleiben Retailimmobilien. Neuflächen werden keine erwartet, stattdessen werden bestehende Flächen an die sich wandelnden Bedürfnisse der Konsumenten angepasst, so Jörg Bitzer, Leiter Einzelhandelsimmobilien. Die Spitzenmieten erweisen sich im Highstreet-Sektor und an A-Lagen als stabil, in allen anderen Lagen müssten Preisabschläge hingenommen werden. Shoppingcenter würden dafür mehr auf Gastronomie und Erlebnis aufrüsten. "Nicht mehr die Kundenfrequenz ist das Maß aller Dinge, sondern die Verweildauer", sagt Bitzer.