Todesstoß für Bauträger?
Freifinanzierter Wohnbau kaum noch möglich
von Robert Rosner
Einen - im schlimmsten Fall fast finalen - Anschlag auf freifinanzierte Wohnbauträger in Wien stellt für viele in der Branche die vor der Tür stehende neue Bauordnung dar. Neben vielen anderen Aspekten wirkt für einige gewichtige Branchenteilnehmer eine Neuregelung besonders bedrohlich: Künftig müssen bei Umwidmungen zwei Drittel der Fläche für geförderten Wohnbau reserviert werden und diese Fläche mit maximal 188 Euro Grundkostenanteil pro m² BGF angesetzt werden. Bei allen Neuanschaffungen mag dies kein Problem sein, weil damit der Grundstückspreis in der Tat zumindest theoretisch niedrig gehalten werden kann.
Die fatale Krux in der Praxis: Wiener Bauträger haben zwischenzeitig einige hunderttausend Quadratmeter an noch ungewidmetem Bauerwartungsland zu hohen Preisen gekauft. Mit dem neuen 2/3-zu 1/3-Schlüssel würde jeder Quadratmeter freifinanzierter Wohnraum nach Umwidmung auf dieser Basis in aller Regel mit deutlich mehr als 1.300 Euro Grundkostenanteil pro m² Wohnnutzfläche belastet werden. Gemeinsam mit ohnedies hohen Baukosten rückt leistbares Wohnen so in weite Ferne. Einer der Betroffenen, Erwin Hübl, zu immoflash: „Man kann im freifinanzierten Bereich heute nicht über 3.800 bis 4.200 Euro pro m² Wohnnutzfläche außerhalb von Luxus-Lagen verkaufen. Da dieses Preislimit infolge der Bauordnungsnovelle nicht mehr haltbar sein kann, wird es in den nächsten Jahren wohl keinen freifinanzierten Wohnbau geben können.“ Und genau dies könnte - vermutet Hübl - auch politisches Kalkül darstellen: „Da besonders der geförderte Wohnbau unter der Last viel zu hoher Baukosten leidet, versucht die Stadt offensichtlich gewerbliche Bauträger zu verdrängen. Wenn verstärkt Töchter von gemeinnützigen Bauträgern zum Zug kommen, entsteht für letztere bei der Verteilung der Kosten Spielraum. Gewerbliche und Gemeinnützige sollen offensichtlich gegeneinander ausgespielt werden.“ Freifinanzierte Wohnungen würden durch die Novelle jedenfalls wesentlich teurer werden.
Für Hübl stehen indessen Versäumnisse der Stadt bei den Umwidmungen im Zentrum: „Die Stadt sitzt auf Millionen von Quadratmetern an Grundstücken, die alle für Wohnbau geeignet wären. Auch die privaten Bauträger warten seit vielen Jahren auf Umwidmungen, welche die Stadt ursprünglich schon in Aussicht gestellt hatte.“ Durch den aus ungerechtfertigten Verzögerungen resultierenden Mangel an Bauland und gleichzeitig enormen Bevölkerungswachstum sind die Grundstückspreise in den letzten Jahren extrem gestiegen. Was den Bausektor insgesamt zunehmend in Widmungsland investieren ließ, um ein der Kaufkraft der Wohnungssuchenden entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Dieses Bemühen soll nun per Gesetz vernichtet werden.