Gilt auch bei Erhöhung der Bauklasse
2/3-Regelung für Wohnwidmungen in Wien
von Stefan Posch
Die Stadt Wien hat nun Eckpunkte für die neue Widmungskategorie geförderter Wohnbau veröffentlicht. Demnach müssen unter dieser Widmung der Anteil geförderter Wohnnutzfläche im Regelfall zwei Drittel an der gesamten Wohnnutzfläche betragen. Die neue Widmungskategorie wird dem Grundsatz nach bei allen Neuausweisungen angewandt werden, bei denen bislang keine „Wohngebiete“ oder „Gemischtes Baugebiet“ bestanden, heißt es von der Stadt Wien. Die 2/3-Regelung wird zudem auch bei Erhöhungen der Bauklasse gelten. Nur in „begründeten Ausnahmefällen“ kann hiervon abgewichen werden, etwa bei Objekten unter 5.000 m² Nutzfläche oder bei besonders komplexen und städtebaulich wünschenswerten Vorhaben. In solchen Fällen muss die Stadtentwicklungskommission oder der Gemeinderat befasst werden. „Wir setzen damit ein kraftvolles wohnpolitisches Signal, bekämpfen die Hauptursache der Kostenexplosion beim Wohnen, nämlich die Spekulation mit Grund und Boden und schaffen dadurch mehr leistbaren Wohnraum“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Frauen- und Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaal und der Planungssprecher der Grünen Wien, Christoph Chorherr.
Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher in der Wirtschaftskammer, kritisiert die Maßnahme gegenüber dem immoflash scharf: „Wieder ein Schritt in die verkehrte Richtung! Die Stadt hat im sozialen Wohnbau versagt und versucht das mit solchen Massnahmen zu kaschieren. Fakt ist, das 130.000 neue Gemeindewohnungen durch Nachverdichtung auf Bestand Platz haben. Da tut sich nix, stattdessen wird dauernd am Privatmarkt rumgemischt. Reine Kosmetik!“
Schon bekannt war das Preislimit bei der Widmung von 188 Euro pro m² oberirdischer Bruttogrundfläche. Auf Förderungsdauer (40 Jahre) soll dieses Grundkostenlimit eingefroren und die Wohnungen weder gewinnbringend vermietet noch veräußert werden können. Zudem bedarf es im Verkaufsfall der Zustimmung der Stadt Wien. Durch die Förderungsdauer soll im Zusammenhang mit dem Veräußerungsverbot zu Gunsten des Landes Wien sichergestellt werden, dass die Käuferin bzw. der Käufer der Wohnung auch anlässlich des Mietkaufs (z.B. nach 10 Jahren wird Eigentum an der Mietwohnung erworben) durch einen Weiterverkauf keinen Spekulationsgewinn erwirtschaftet bzw. die Wohnung nur im Sinn des Förderungsrechtes weiter vermietet werden darf (aktuell zu 4,87 Euro pro m² Wohnnutzfläche).
Renditen seit 2008 im Sinken,seit 2015 Preisrallye
Wr. Zinshauspreise in 10 Jahren verdoppelt
von Gerhard Rodler
Die Durchschnittspreise haben sich am Wiener Zinshausmarkt im letzten Jahrzehnt von 1.244 Euro/m² auf 2.890 Euro/m² im Jahr 2018 mehr als verdoppelt, zeigt die Jubiläumsausgabe des Zinshaus-Marktberichtes von Otto Immobilien, die heute vor Journalisten präsentiert wurde.
Die Renditen sind im selben Zeitraum von 4,7 Prozent im Jahr 2008 auf heuer 2,6 Prozent gesunken. „Von 2008 bis 2014 war die Steigerung der Preise noch moderat, ab 2015 jedoch stiegen die Einstiegs- und Maximalpreise deutlich an, auch der Durchschnittspreis legte ab diesem Zeitpunkt deutlich stärker zu als in den Jahren davor“, so Richard Buxbaum, Leiter der Abteilung für Wohnimmobilien und Zinshäuser. Während man im Herbst 2008 in einigen wenigen Lagen für einen Quadratmeter 300 Euro bezahlt hatte, muss man heute für vergleichbare Häuser zumindest 1.680 Euro/m² aufwenden. Weniger spektakulär die Entwicklung bei den Höchstpreisen, die sich von 5.000 Euro/m² im Jahr 2008 auf 8.460 Euro/m² im Jahr 2018 entwickelten. Die absolute Zahl an Wiener Zinshäusern ist im gleichen Zeitraum um 9 Prozent auf 14.071 klassische Gründerzeit-Zinshäuser vor allem durch Begründung von Wohnungseigentum gesunken.
Für den Wiener Zinshaus-Marktbericht wurden neben dem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre auch wieder die aktuellen Jahresumsätze erhoben: Im ersten Halbjahr 2018 wurde demnach mit 697 Millionen Euro das mit Abstand höchste Transaktionsvolumen seit Aufzeichnungsbeginn erzielt. „Wir gehen derzeit davon aus, dass sich das Jahr 2018 sogar noch stärker als das Rekordjahr 2015 entwickeln wird und die Milliardengrenze zum vierten Mal in Folge erreicht wird“, sagt Unternehmenschef Eugen Otto. Vor allem die Region 4 (5., 6. und 7. Bezirk) stach mit einem Umsatz von rund 229 Millionen Euro hervor, was 32 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens ausmachte. Im Jahresvergleich (Herbst 2017) hat sich hier das Transaktionsvolumen verfünffacht, dies vor allem aufgrund einer Transaktion auf der Mariahilfer Straße mit über 100 Millionen Euro.
Die niedrigsten Einstiegspreise sind zwar weiterhin außerhalb des Gürtels zu finden, aber mittlerweile wird kein Wiener Gründerzeit-Zinshaus in einem durchschnittlichen Zustand unter 1.680 Euro/m² verkauft, heißt es im Marktbericht. Reziprok die Entwicklung der Renditen: Die Maximalrenditen sind zuletzt in allen Regionen weiter gesunken, in den Innergürtelregionen betrug das Minus zwischen −0,2 bis −0,4 Prozentpunkte.